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Fed-Konferenz in Jackson Hole: Droht eine Enttäuschung?

Das bevorstehende Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole von 22. bis 24. August könnte Enttäuschungspotenzial bergen, befürchten Marktteilnehmer. Denn viele Anleger sind optimistisch und erwarten Äußerungen zu zukünftigen Zinssenkungen der Fed.

Jerome Powell, Fed
Jerome Powell, Fed© David Paul Morris / Bloomberg

An der Wall Street wird erwartet, dass Fed-Chef Jerome Powell beim jährlichen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole, Wyoming, die Erwartung einer baldigen Zinssenkung bestätigen wird. Da sich die Debatte bereits vom “ob” zum “wie viel” verlagert hat, bergen die Äußerungen des Fed-Vorsitzenden Enttäuschungspotenzial. Das ist einer Bloomberg-Analyse zu entnehmen.

Hopp oder Top
“Wenn die Händler hören, dass es zu Senkungen kommt, werden die Aktien positiv reagieren“, sagt Eric Beiley, Executive Managing Director im Wealth Management bei Steward Partners Global Advisory. “Wenn wir nicht hören, was wir wollen, würde das einen großen Ausverkauf auslösen.”

Vor dieser Herausforderung stehen derzeit die Fondsmanager, die sich wieder in Scharen auf Hightech-Aktien gestürzt und damit den S&P 500 Index in die Höhe getrieben haben. Die Märkte gehen fest davon aus, dass die Fed bei ihrer nächsten Sitzung im September mit der Lockerung der Zinszügel beginnen wird.

Allerdings könnte sich Powell in seiner Rede am Freitag über das Timing sehr bedeckt halten. Es wäre auch nicht ungewöhnlich, wenn er sich vorsichtig und unverbindlich dazu äußern würde, wie weit die Zinsen im aktuellen Zyklus sinken könnten.

“Die Märkte sind so zuversichtlich, dass die Zinssenkungen sehr bald kommen werden“, sagte Beiley. “Es wäre eine große Überraschung, wenn Powell nicht bestätigen würde, dass dies der vor uns liegende Weg ist.“

So eine “Überraschung“ könnte die rasante, 3,3 Billionen Dollar schwere Erholung des S&P 500 zunichte machen, nachdem Anfang August eine globale "Wachstums-Panik" den stärksten Ausverkauf des Jahres ausgelöst hatte. Seitdem haben die Bullen die Kontrolle wiedererlangt. Der Aktienindex hat eine siebentägige Gewinnstrecke hinter sich, mit Zuflüssen von 5,5 Milliarden Dollar in US-Aktien in der Woche bis Mittwoch. Dies geht laut Bank of America aus Daten von EPFR Global hervor, merkt Bloomberg an.

Andeutungen ja, konkrete Aussagen nein
Powell werde wahrscheinlich andeuten, dass eine straffe Geldpolitik nicht mehr gerechtfertigt ist, so Bill Dudley, Kolumnist bei Bloomberg Opinion und ehemaliger Chef der New Yorker Fed. Er rechnet nicht damit, dass Powell den Umfang der ersten Zinssenkung bekannt geben wird. Zumal die Zentralbanker vor ihrer nächsten Entscheidung am 18. September den Arbeitsmarktbericht vom 6. September berücksichtigen müssen.

Die Händler erwarten eine Zinssenkung auf der nächsten Fed-Sitzung, sind sich aber nicht sicher, wie stark sie ausfallen wird. Da in den kommenden Tagen nur wenige Währungshüter zu Wort kommen werden, steht bei Powells Äußerungen viel auf dem Spiel.

Aus diesem Grund erwarten Optionshändler laut Citigroup dass der S&P 500 am Freitag um mehr als ein Prozent in die eine oder andere Richtung schwanken wird, basierend auf den Kosten für Puts und Calls am Geld.

“Sein Ton ist entscheidend“, sagte Stephanie Lang, Chief Investment Officer bei Homrich Berg. “Wenn er den Markt schockiert und falkenhaft ist, werden die Aktien negativ reagieren.“

Erwartungen ändern sich
Aufgrund der robusten Konjunktur haben die Händler ihre Erwartungen an eine aggressive Zinssenkung nach unten korrigiert, so Tom Hainlin, National Investment Strategist bei U.S. Bank Wealth Management.

“Wir wollen wissen, wie der Zinspfad der Fed tatsächlich aussieht, ob es sich um eine Zinssenkung pro Sitzung handelt oder ob er immer noch von den Daten zu Arbeitsplätzen und Inflation abhängt“, sagte Hainlin. “Aber das wird er wahrscheinlich nicht sagen. Es ist wahrscheinlicher, dass die Händler diese Information bei der Fed-Sitzung im September erhalten werden.“

Blick zurück
In der Regel ist die Rede des Fed-Vorsitzenden in Jackson Hole kein großer Katalysator für den Aktienmarkt. Es sei denn, sie findet wie jetzt vor einem entscheidenden Schwenk in der Geldpolitik statt. Seit 2000 ist der S&P 500 in der Woche nach der Sitzung im Durchschnitt um 0,4 Prozent gestiegen, wie aus von Bloomberg Intelligence zusammengestellten Daten hervorgeht.

Powells Jackson-Hole-Auftritt im August 2022 ist den Händlern gut im Gedächtnis geblieben. Damals hatte er gewarnt, dass die Fed die Geldpolitik restriktiv halten müsse, um die Inflation zu bekämpfen. Die Aktien waren an diesem Tag um 3,4 Prozent abgestürzt und verloren in der Woche nach seinen Äußerungen weitere 3,3 Prozent.

Viele Investoren sind dieses Jahr optimistisch gestimmt
Diesmal sind die Anleger jedoch zuversichtlich, dass die Fed ihr Ziel einer sanften Landung erreicht hat. Sie hat die ausufernde Teuerung eingedämmt, ohne die Wirtschaft zu schwer zu belasten. Der Markt rechnet dieses Mal also mit einer gegenteiligen Reaktion - einem kräftigen Anstieg.

Dieses Jahr stehen noch drei Sitzungen für Zinsentscheide aus. Anleger setzen darauf, dass die Fed auf Anzeichen eines schwachen Arbeitsmarkts mit Zinssenkungen reagieren wird, während die Inflation wieder auf ihr Ziel von zwei Prozent zurückgeht. Die zugrundeliegenden Verbraucherpreise sind im Juli einen vierten Monat in Folge gesunken. Robuste Daten zu den Einzelhandelsumsätzen deuten indes darauf hin, dass die Ausgaben der Amerikaner weiterhin hoch sind, was für eine weniger aggressive Politik der Zentralbanker spricht. (aa)

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