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EZB-Prognosen: Inflation soll nach 2022 wieder unter Ziel liegen

Vor der wohl wichtigsten EZB-Sitzung seit Amtsantritt von EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Jahr 2019 sickern aus dem EZB-Umfeld Zahlen durch, die für etwas Entwarnung an der Inflationsfront sorgen.

© Alex Kraus / Bloomberg

Die neuen volkswirtschaftlichen Prognosen der Europäischen Zentralbank werden "informierten Kreisen" - wie Bloomberg schreibt - zufolge zeigen, dass die Inflation sowohl 2023 als auch 2024 unter der Notenbank-Zielmarke von zwei Prozent liegen wird. Dies dürfte Präsidentin Christine Lagarde Argumente gegen eine rasche Erhöhung der Leitzinsen liefern.

Teuerung könnte zurückgehen
Während das Wachstum der Verbraucherpreise im nächsten Jahr stärker ausfallen wird als die im September vorhergesagten 1,7 Prozent und über dem Zielwert der EZB liegen dürfte, werde sich die Teuerung nach Einschätzung der EZB-Experten im weiteren Verlauf abschwächen, berichtet Bloomberg.

Die am Donnerstag anstehenden Projektionen, die erstmals bis zum Jahr 2024 reichen, sind eine wichtige Grundlage für die Formulierung des politischen Kurses nach der Pandemie. Sie gelten erst dann offiziell, wenn sie vom EZB-Rat nach seiner Entscheidung am Donnerstag veröffentlicht werden.

Einem EZB-Vertreter zufolge wird die Inflationsprognose sowohl 2023 als auch 2024 nur knapp unter dem Zielwert liegen, und keine Faktoren berücksichtigen, die sich als Aufwärtsrisiken erweisen könnten.

Neuer Gesichtspunkt
Zu diesen Faktoren gehören die Kosten für selbst genutztes Wohneigentum - ein neuer Gesichtspunkt seit der im Juli veröffentlichten Strategieüberprüfung der EZB - und eine Reihe angekündigter, aber noch nicht umgesetzter Maßnahmen wie der Erhöhung des deutschen Mindestlohns um 25 Prozent, so der EZB-Vertreter.

Die bevorstehende Sitzung wird wahrscheinlich eine der wichtigsten seit dem Amtsantritt von Lagarde im Jahr 2019. Die Ratsmitglieder diskutieren insbesondere über die Bond-Ankaufprogramme der EZB. Bei dem schon länger betriebenen konventionellen Wertpapapierankauf könnte es Änderungen geben. Beim Pandemie-Notfallprogramm geht es um das Ende der Nettokäufe im März und darum, wie die Mittel aus abreifenden Anleihen in der Folge wieder angelegt werden.

Die meisten Ökonomen erwarten, dass die Währungshüter die Leitzinsen frühestens 2023 anheben. Die Geldmärkte preisen eine Anhebung um 10 Basispunkte im Dezember 2022 ein und erwarten, dass der Einlagezins - derzeit bei minus 0,5 Prozent - in sechs Jahren wieder Null erreicht.

Lagarde hat sich bemüht, die Anleger davon abzuhalten, einen so frühen Schritt zu antizipieren. Sie insistiert, dass der derzeitige Inflationsanstieg auf inzwischen 4,9 Prozent nur vorübergehend ist. Ein Ausblick, der über den Prognosehorizont einen Anstieg der Verbraucherpreise unter 2 Prozent zeigt, könnte eben diese Einschätzung untermauern.

Die Stärke dieses Arguments dürfte jedoch davon abhängen, wie weit die Inflation in den Prognosen unter das Ziel fällt. Je näher sie an 2 Prozent liegt, desto eher können die geldpolitischen Falken die Gefahr eines sich festigenden Teuerungsdrucks betonen. (aa)

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