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T. Rowe Price: Trifft die EZB eine voreilige Entscheidung?

Ein Ökonom von T. Rowe Price arbeitet heraus, wie die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihren Wertpapierkaufprogrammen zukünftig agieren könnte.

Tomasz Wieladek, T. Rowe Price
Tomasz Wieladek, T. Rowe Price© T. Rowe Price

In Kürze steht die nächste Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) an und somit die Entscheidung, wie mit dem Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) in Zukunft zu verfahren ist. Ebenfalls zur Diskussion steht die Frage, wie ein modifiziertes Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) das PEPP-Programm ersetzen könnte.

"In Anbetracht der derzeitigen Unsicherheiten, ausgelöst durch das Auftreten der Omikron-Variante, würde die EZB im Idealfall einige dieser Entscheidungen aufschieben", schreibt Tomasz Wieladek, International Economist beim aktiven Vermögensverwalter T. Rowe Price, in einer aktuellen Marktkommentierung.

Aufschieben wäre ideal
Vor dem Hintergrund einer neuerlichen Pandemieausbreitung und immer höherer Inflationsraten sollte Wieladek zufolge die EZB im Idealfall mit einer Entscheidung über die Zukunft des APP bis Februar oder März warten, da bis dahin die Ungewissheit im Zusammenhang mit Omikron ausgeräumt sein dürfte und die Basiseffekte den EZB-Rat dahingehend zuversichtlich stimmen sollten, dass die Inflation tatsächlich zurückgeht. "Es hat jedoch den Anschein, dass die EZB entschlossen ist, an diesem Donnerstag eine Entscheidung über die Zukunft des APP zu treffen", hält Wieladek fest.

Eine derartige Entscheidung erfordere die Einkalkulierung der aktuell herrschenden Unsicherheit. In der Vergangenheit ist die EZB längerfristige Verpflichtungen im Rahmen ihres Programms zum Ankauf von Vermögenswerten eingegangen. Eine Wiederholung dieses Vorgehens sei jedoch angesichts der großen Unsicherheit unwahrscheinlich geworden.

Mehr Flexibilität
Stattdessen sei eher zu erwarten, dass die EZB das monatliche Ankaufstempo von derzeit 20 Milliarden Euro pro Monat auf 40 bis 45 Milliarden Euro pro Monat nach März 2022 erhöhen und dieses Programm dann vierteljährlich überprüfen wird. Diese Überprüfung wird es der EZB ermöglichen, das Tempo der APP-Käufe zu erhöhen, wenn sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert, aber auch zu verringern, wenn sich die hohe Inflation als hartnäckiger erweist als erwartet.

Wann startet das Tapering?
Wieladek meint, dass die EZB das Tempo der APP-Käufe im vierten Quartal 2022 aufgrund einer starken wirtschaftlichen Erholung im Euroraum wahrscheinlich reduzieren wird (Tapering). Normalerweise würde der Übergang zu einer staatsabhängigen quantitativen Lockerung (QE – Quantitative easing), bei der QE-Zusagen über längere Zeiträume gemacht werden, eher für eine straffere Geldpolitik sprechen, da das Kauftempo bereits im nächsten Quartal reduziert werden könnte. Dies muss auf den Zins- und Devisenmärkten eingepreist werden.

"In den letzten Wochen gab es jedoch eine Reihe von Leaks zu diesen Ideen, so dass ich der Ansicht bin, dass die politische Option einer staatsabhängigen quantitativen Lockerung wahrscheinlich bereits teilweise eingepreist ist", erklärt Wieladek abschließend. (aa)

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