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ESG-Scores: Führen sie zu nicht-nachhaltigen Portfolios und Blasen?

Nachhaltigkeit ist aktuell der bedeutendste Trend im Asset Management und die Integration von ESG-Kriterien in Anlageprozesse gilt vielen bereits als „license to operate“. Dabei greifen Vermögensverwalter in erster Linie auf die ESG-Scores zurück, die eine Handvoll an Rating-Agenturen liefert.

 Louis Larere, Portfolio Manager SRI bei Zadig Asset Management
 Louis Larere, Portfolio Manager SRI bei Zadig Asset Management© Zadig Asset Management

Eine ESG-Integration sollte nicht mit nachhaltigem Investieren gleichgesetzt werden. Denn ESG-Ratings würden zwei Schwächen aufweisen, ist Louis Larere, Portfolio Manager SRI bei Zadig Asset Management, überzeugt: "Anbieter von ESG-Ratings unterscheiden sich sehr stark in ihren Einschätzungen für das gleiche Unternehmen. Die Ratings sind durchschnittlich nur zu 61 Prozent korreliert. Im Kreditwesen sind die die Einschätzungen zur Kreditwürdigkeit von verschiedenen Anbietern zu einem Unternehmen hingegen zu 99 Prozent korreliert."

ESG-Ratingkonfusion
Fünf Nachhaltigkeits-Ratingagenturen liefern teilweise einander deutlich widersprechende Einschätzungen.

Quelle: Aggregate Confusion; The Divergence of ESG Ratings

Der Peer-Group-Ansatz von Rating-Agenturen führt zu verzerrten Ergebnissen
Wenn Unternehmen nur mit ihrer Branche oder ihrem Sektor verglichen werden, führt dies beispielsweise dazu, dass der portugiesische Öl-Konzern Galp Energia ein MSCI-ESG-Rating von „AAA“ erhält, während Fresenius nur mit „BBB“ ausgezeichnet wird und damit im Gesundheitssektor zu den unteren 50 Prozent gehört. Das ist die zweite Schwäche, die Larere ausmacht.

MSCI bewertet Gesundheitsdienstleister schlechter als Öl- und Gasunternehmen

Quelle: Zadig AM

Gefahr grüner Blasen
Louis Larere: "Diese Fehler im System machen es theoretisch möglich, ein Portfolio zusammenzustellen, das sich ausschließlich aus Öl-, Gas- und Tabak-Unternehmen zusammensetzt und gleichzeitig ein MSCI-ESG-Rating von „AA“ erhalten würde. Gute ESG-Ratings bedeuten also nicht, dass ein Unternehmen auch ein nachhaltiges Investment ist. Zudem besteht die Gefahr, dass sich durch den Fokus auf ESG-Ratings eine „grüne Blase“ bildet und die immer gleichen Unternehmen von Investoren in die Portfolios aufgenommen werden. Die daraus resultierende Überbewertung mindert die möglichen Erträge solch „nachhaltiger“ Portfolios."

Zadigs Philosophie der Vermeidung an der Teilnahme grüner Blasen
Die Kritik an ESG-Ratings bedeutet nicht, dass die ESG-Analyse im Investmentprozess von Zaig AM nicht relevant ist, im Gegenteil. Louis Larere dazu: "ESG-Kriterien sind ein integraler Bestandteil der Aktienauswahl in allen Fonds. Unternehmen mit kontroversen Praktiken, die keine Anzeichen zeigen, dass sie sich verändern, werden wahrscheinlich in keinem unserer Portfolios landen. Aber da sich aktuell der gesamte Markt auf der Suche nach profitablen Anlageideen den Themen ESG und SRI zuwendet, gibt es eine Tendenz, sich nur auf eine einige wenige Unternehmen, die heutigen Marktführer, zu konzentrieren. Bei Zadig hingegen versuchen wir, zwei oder drei Jahre vorauszuschauen, um Unternehmen zu finden, die
radikale Verbesserungen vornehmen. Durch diesen antizyklischen Blick auf den Markt gelingt es uns, Portfolios zu erstellen, die sich signifikant von denen der Wettbewerber unterscheiden und so die Gefahren einer „grünen Blase“ zu vermeiden." (kb)

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