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Es ist offiziell: Fed steigt ins Tapering ein

Das Tempo der Anleihekäufe wird von bisher insgesamt 120 Milliarden US-Dollar pro Monat nun auf 105 Milliarden US-Dollar gedrosselt. Ab Dezember sinkt das monatliche Ankaufvolumen um weitere 15 Milliarden US-Dollar auf dann 90 Milliarden US-Dollar. Wie es dann weitergeht, steht noch nicht ganz fest.

Fed-Präsident Jerome Powell
Fed-Präsident Jerome Powell© Andrew Harrer / Bloomberg

Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve (FOMC) hat im Rahmen seiner Sitzung am 2. und 3. November 2021, gemäß einhelliger Erwartung der von Bloomberg befragten Bankvolkswirte, sein Zielband für den Tagesgeldsatz bei 0,00 bis 0,25 Prozent belassen. Der Einlagesatz für Überschussreserven blieb mit 0,15 Prozent gleichfalls unangetastet.

Beginn für das Tapering
Die Fed stellte indes fest, dass die Bedingungen für ein Tapering ihrer Anleihekäufe ("substanzielle Fortschritte mit Blick auf die Ziele Vollbeschäftigung und Preisstabilität") nunmehr erfüllt seien. Daher werde das Tempo der Anleihekäufe im Verlauf dieses Monats von bisher insgesamt 120 Milliarden US-Dollar pro Monat auf 105 Milliarden US-Dollar pro Monat gedrosselt. Die Gewichtung von Staatsanleihen zu MBS bleibt dabei unverändert bei 2:1. Ab Dezember sinkt das monatliche Ankaufvolumen um weitere 15 Milliarden US-Dollar auf dann 90 Milliarden US-Dollar. Die Währungshüter stellen für die Folgemonate weitere Schritte gleicher Größenordnung in Aussicht, was ein Ende der Nettokäufe ab Juni 2022 implizieren würde. Dieser Ablaufplan könne jedoch angepasst werden, sofern der volkswirtschaftliche Ausblick dies erfordere.

Ende der Nettokäufe ab Juni 2022 erscheint möglich
An ihrer volkswirtschaftlichen Lagebeurteilung nahm die Fed nur graduelle Anpassungen vor, insbesondere geht die Notenbank weiterhin davon aus, dass die aktuell erhöhten Inflationsraten ein vorwiegend temporäres Phänomen darstellen. Hierbei wurde gesondert auf die Wirkung von Angebots- und Nachfrageungleichgewichten in Folge der Corona-Pandemie sowie durch die Wiedereröffnung der Wirtschaft verwiesen. Diese Ungleichgewichte haben zudem in Kombination mit wieder gestiegenen Corona-Infektionen zuletzt für wirtschaftliche Bremseffekte gesorgt, die nach Auffassung der Währungshüter aber im kommenden Jahr nachlassen dürften.

Wording nur graduell geändert
Fed-Chef Powell betonte, die Notenbank könne die durch die Lieferkettenprobleme entstandenen Verzerrungen mittels ihrer geldpolitischen Instrumente nicht auflösen. Die Notenbank werde mit Blick auf die bestehenden Risiken wachsam bleiben, so Powell. Hinsichtlich der Frage von Leitzinsanhebungen könne man derzeit gleichwohl "geduldig" sein.

Gemäßigte Reaktion der Finanzmärkte
Die Finanzmärkte reagierten insgesamt gemäßigt auf den Beginn des Taperings seitens der Fed bei weitgehend bestätigter Wortwahl zur Inflation sowie unveränderter Forward Guidance bezüglich der Leitzinsen. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen legte per Saldo leicht zu, und zwar um 2 Basispunkte auf 1,58 Prozent. Sie blieb damit innerhalb der relativ engen Handelsspanne aus dem bisherigen Wochenverlauf. Der Kurs des Euro kletterte auf gut 1,16 US-Dollar. Das US-Aktienbarometer Dow Jones drehte nach schwächerem Tagesstart ins Plus und markierte neuerlich ein Allzeithoch.

Jetzt ist es amtlich
Die US-Notenbank verabschiedet sich von ihrer durch die Coronakrise getriebenen ultra-lockeren Geldpolitik - wenn auch nur in gemäßigtem Tempo, stellt das LBBW-Research fest. Angesichts der stark gestiegenen US-Inflation und der sukzessiven Erholung am US-Arbeitsmarkt sei dieser Schwenk mehr als gerechtfertigt, sod die Experten. Da die Währungshüter ihren beginnenden Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik sorgfältig vorbereitet haben, ist nicht mit Verwerfungen an den Finanzmärkten zu rechnen.

Inflationsdruck wird weiterhin als temporär angesehen
Ein wichtiges Signal in diesem Zusammenhang: Die Fed erwartet weiterhin, dass der erhöhte Inflationsdruck ein temporäres Phänomen ist. An dieser Einschätzung hängt nun ganz wesentlich der geldpolitische Kurs für die kommenden Monate: Geht die Teuerung im kommenden Jahr tatsächlich sukzessive zurück, dann dürfte die Fed bis zu einer Leitzinswende noch einige Zeit verstreichen lassen. Die Experten im Research der LBBW rechnen aktuell mit einem ersten Zinsschritt im vierten Quartal 2022. Sollte der Inflationsdruck jedoch hartnäckiger als gedacht bleiben, dann könnte sich sowohl der Ausstieg aus den Anleihekäufen als auch der Weg zu steigenden Leitzinsen merklich verkürzen. (kb)

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