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EdRAM: Der High-Yield-Markt steht vor einem Paradigmenwechsel

Die Ausfallquoten von Unternehmensanleihen sind nach wie vor recht niedrig, vor allem in Europa. Aber bei einer Verschlechterung des Konjunktur- und Gesundheitsumfelds könnten zahlreiche Emittenten ihren Investmentgrade-Status verlieren, warnt Edmond de Rothschild AM (EdRAM).

David Diwan, Edmond de Rothschild Asset Management
David Diwan, Edmond de Rothschild Asset Management© Edmond de Rothschild Asset Management

Vor dem Hintergrund eines zweiten Lock-Downs, mauerer Konjunkturaussichten und höherer Kreditausfälle sollten Investoren bei ihren Credit-Risiken derzeit besonders genau hinschauen. David Diwan, Senior Portfolio Manager bei Edmond de Rothschild Asset Management, skizziert sein Bild der aktuellen Lage und bezieht sich in seiner Analyse unter anderem auch auf die Aussagen von Jeffrey Gundlach. Dieser vertritt die Meinung, dass sich die Ausfallquoten von High-Yield-Anleihen verdoppeln könnten. Angesichts der massiven staatlichen Hilfsprogramme und Rettungsmaßnahmen der Zentralbanken zur Unterstützung von Unternehmen, die unter der anhaltenden COVID-19-bedingten Konjunkturschwäche leiden, sei das eine erschreckende Aussicht.

Drei Szenarien
Diwan verweist auf Moody’s. Die Ratingagentur hat die künftigen Ausfallquoten in drei möglichen Konjunkturszenarien modelliert: Einem Basisszenario, das der aktuellen Wirtschaftslage entspricht, einem pessimistischen und einem optimistischen Szenario.

Im Basisszenario erwartet Moody’s einen Anstieg der weltweiten Ausfallquote auf 8,8 Prozent bis Ende 2020 und einen Höhepunkt von 9,3 Prozent Ende des 1. Quartals 2021.

Im pessimistischen Szenario, das von einem stärkeren Einbruch des Welt-BIP, der erneuten Verordnung strenger Lockdown-Maßnahmen und Abstandsregeln sowie einer Verringerung der staatlichen Hilfsprogramme ausgeht, wird eine weltweite Ausfallquote von bis zu 15,5 Prozent erwartet.

Das optimistische Szenario schließlich beruhe auf einer stärkeren Erholung und einem wirksamen Impfstoff in der ersten Jahreshälfte 2021. In diesem Fall rechnet Moody’s mit einem Rückgang der Ausfallquote auf drei Prozent, was etwa dem Niveau vor COVID-19 entspräche.

Maßgeblich für die Ausfallquoten und die Größe des High-Yield-Marktes 2021 wird laut Diwan sein, wie schnell und nachhaltig sich die Weltwirtschaft von den Tiefständen im 2. Quartal erholt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt
„Wir haben gelernt, dass es in jeder Krise einen Silberstreif am Horizont gibt. Die Veränderung des High-Yield-Anlageuniversums aufgrund der gefallenen Engel bedeutet niedrige Bewertungen und vielversprechende Anlagemöglichkeiten für Investoren, die diese Chancen nutzen wollen", erklärt Diwan.

Unabhängig davon, wie sich die Weltwirtschaft 2021 entwickelt, können Investoren, die die Bilanzen einiger High-Yield-Unternehmen sorgfältig analysieren, in Phasen mit starken Marktverzerrungen durchaus zweistellige Renditen erzielen.

"Der Schlüssel ist eine aktive Einzelwertauswahl mit der Fähigkeit, zwischen Unternehmen, die COVID-19 überstehen und dann wachsen, und jenen zu unterscheiden, die ein Fall für die Zahlungsausfallstatistik sind“, erklärt Diwan abschließend. (aa)

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