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Deutsche Bank: Insolvenzmoratorium belastet gesunde Unternehmen

Die von der Politik verordnete Aussetzung von Insolvenzverfahren wird die Zahl der "Zombie-Unternehmen" weiter steigen lassen, fürchtet Deutsche-Bank-Volkswirt Stefan Schneider. Für gesunde Unternehmen birgt das nicht unerhebliche Risiken.

© Wolfilser / stock.adobe.com

Die rückwirkend zum ersten März eingeführte, zeitlich befristete Aussetzung der Insolvenzantragspflicht war ein wichtiger Schritt, um den wirtschaftlichen Schaden durch die Covid-19-Krise zu begrenzen. Die Entscheidung der Politik, Insolvenzverfahren für ein Jahr zu untersagen, halten Experten dagegen für einen Fehler. "Die Zahl der Zombie-Unternehmen wird weiter steigen", sagt Stefan Schneider, Volkswirt bei der Deutschen Bank. Die Zombies dürften mit ihrer aggressiven Preispolitik die Gewinnmargen der gesunden Unternehmen belasten und insgesamt den Strukturwandel verhindern, ist der Ökonom überzeugt.

Die Zahl der Zombies steigt zwar schon seit geraumer Zeit, befeuert durch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die durch das Moratorium geschaffene neue Gattung ist aus Sicht des Experten aber weitaus gefährlicher. Die Zinspolitik der EZB wird sich wohl auf Jahre nicht ändern, deshalb dürften die "Zinswiedergänger" noch entsprechend lange umhergeistern. Der nunmehr entstehenden Gattung von Zombies dürfte dagegen nur ein kurzer Aufenthalt im Reich der Untoten beschieden sein – mit entsprechenden Risiken für Banken und gesunden Unternehmen, die mit diesen Unternehmen Geschäftsbeziehungen unterhalten.

Auch gesunden Unternehmen droht Insolvenz
Mit dem Ablauf des Moratoriums Ende März dürfte nicht nur die Zahl der dann einsetzenden Insolvenzverfahren im Vergleich zu Ende September steigen. Es könnte gar zu einem Dominoeffekt kommen, der auch gesunde Unternehmen durch die Häufung von Zahlungsausfällen in die Knie zwingen könnte. Es stellt sich laut Schneider zudem die Frage, wieso ein Unternehmen, dass es bis Ende September nicht geschafft hat, sich an das neue durch Covid-19 geprägte Umfeld anzupassen, dies bis März 2021 gelingen sollte. "Zumal zu befürchten steht, dass die Belastungen durch die Pandemie im Winterhalbjahr eher wieder zunehmen." (fp)

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