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Credit Suisse wollte Archegos-Abbau koordinieren: Bemühung vergeblich

Mitte vergangener Woche schrillten in den Korridoren der Wall Street die Alarmglocken, als Bankern in verschiedenen Instituten klar wurde, dass sie vor der größten Hedge-Fonds-Pleite seit Long-Term Capital Management in den 1990er Jahren stehen könnten. Jede Bank war sich selbst die Nächste.

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In einer eilig arrangierten Telefonkonferenz versammelten sich betroffene Investmentbanken, berichten Informanten Bloomberg. Vor allem die Credit Suisse Group drängte auf einen schnellen Waffenstillstand in Bezug auf Bill Hwangs Archegos Capital Management, um Bankverluste in Milliardenhöhe und eine mögliche Kettenreaktion an den Märkten zu verhindern. Am Freitag jedoch war letztlich jeder auf sich allein gestellt.

Jede Bank war sich selbst die Nächste bei der Liquidation von Hedgefondspositionen
Bislang haben Credit Suisse und Nomura Holdings ihren Aktionären mitgeteilt, dass sie mit “erheblichen” Verlusten rechnen müssen. Goldman Sachs und Deutsche Bank sind offenbar besser davongekommen. Morgan Stanley war noch am Sonntag mit Paketverkäufen befasst und hat öffentlich noch keine Rechnung aufgemacht.

Waffenstillstand, nein danke - Wer zuerst liquidiert, verliert am wenigsten
Im Zentrum der Versuche, Chaos und Verluste abzuwenden, stand ein Telefonat, das Abgesandte der engagierten Prime Broker mit Hwang führten, bevor das Drama am Freitagmorgen an die Öffentlichkeit drang, sagten die Personen. Offenbar wollte vor allem Credit Suisse eine Art temporären Waffenstillstand vermitteln, um einen Weg zu finden, Archegos Positionen in Ruhe aufzulösen. Doch der Versuch scheiterte. Am Donnerstagabend fingen einige Banken an, Archegos Ausfallmitteilungen zuzusenden. Damit konnten sie auf hinterlegte Sicherheiten zugreifen und versuchen, diese zur Verlustbegrenzung zu verkaufen. Unklar war laut einer der Personen jedoch immer noch, ob die Verkäufe zulässig wären.

Die Einigkeit der Banker wurde brüchig
Einige Gesprächsteilnehmer hegten den Verdacht, dass sich Credit Suisse nicht an einen Verkaufsstopp halten würde. Dann verlautete am Freitag, dass Goldman plane, einige Positionen abzustoßen, angeblich, um Archegos zu stützen. Morgan Stanley lenkte mit Paketverkäufen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich.

Block Trades von Archegos waren für den Markt nur schwer verdaulich
Transaktionen mit großen Aktienpaketen sind zwar Alltag an der Börse. Doch die Archegos-Positionen waren so groß, dass ihr Verkauf die Märkte erschütterte. Am Freitag wechselten Pakete im Wert von 20 Milliarden US-Dollar den Besitzer, vor allem vermittelt von Goldman Sachs und Morgan Stanley. Andere hinkten hinterher und könnten beim Verkauf das Nachsehen gehabt haben.

Milliardenverluste im einstelligen Bereich
Angesichts der Größe von Archegos könnte die Auflösung der Positionen für die Branche Verluste von etwa 2,5 bis 5 Milliarden US-Dollar nach sich gezogen haben, wie Analyst Kian Abouhossein von J.P. Morgan schätzt. Die Einbußen hingen davon ab, wie schwer es sei, die Bestände zu liquidieren. (kb)

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