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Credit-Markt zeigt Risse: Delta schürt neue Bonitätsängste

Starke Unternehmensgewinne haben die Aktienmärkte in den letzten Wochen auf neue Höhen getrieben. Der Markt für Unternehmensanleihen indessen zeichnet ein differenzierteres Bild, in dem die Sorge vor einer neuen Corona-Welle den Ton angibt.

Die Spreads bei riskanteren Anleihen steigen wieder, Investoren sollten näher hinsehen.
Die Spreads bei riskanteren Anleihen steigen wieder, Investoren sollten näher hinsehen.© Antonioguillem / stock.adobe.com

Vor weniger als einem Monat noch waren die Spreads so eng wie noch nie seit der globalen Finanzkrise. Inzwischen klettern bei Papieren im spekulativen Bonitätsbereich die Risikoprämien wieder. Die Bonds von Unternehmen, die am stärksten von Shutdowns betroffen sind, werden abverkauft, darunter so prominente Namen wie American Airlines Group und Staples. Damit hat die Zahl der notleidenden Anleihen begonnen zu steigen, wenngleich die Zahlungsausfälle immer noch weit unter dem Niveau liegen, das zu Beginn der Pandemie erreicht wurde, berichtet Bloomberg.

Unterschiedliche Marktmeinungen
Marktbeobachter sind geteilter Meinung, was das alles bedeutet. Einige, wie Douglas Lopez von Aristoteles Credit Partners, sprechen von einer überfälligen Korrektur. “Der Markt hat die Wiedereröffnung und fortgesetzte Konjunkturstärke vorschnell eingepreist, insbesondere bei Titeln geringerer Qualität und zyklischen Titeln, deren Rentabilität am empfindlichsten auf diese veränderten Aussichten reagiert”, so Lopez.

Andere sind sich da nicht so sicher, darunter Ken Monaghan von Amundi US. „Was wir derzeit sehen, ist ein vorübergehendes Phänomen”, sagt der Portfoliomanager. “Die Märkte haben Fragen zur Delta-Variante und zu den diesbezüglichen Folgen bis zum Jahresende.”

Monaghan geht davon aus, dass die Schwäche der Unternehmensanleihemärkte nur kurzlebig sein wird, da immer mehr Menschen in den USA geimpft werden. „Es besteht eine sehr gute Chance, dass die Spreads von Hochzinsanleihen wieder die niedrigeren Niveaus erreichen, die zum Jahresbeginn zu sehen waren.”

Der durchschnittliche Renditeaufschlag für Ramschanleihen erreichte am 6. Juli ein Tief von 2,62 Prozentpunkten, ein seit 2007 nicht mehr erreichtes Niveau. Seitdem ist der Spread stetig gewachsen, wie der Bloomberg Barclays Index zeigt.

Deutlich vergrößert hat sich auch der Spread-Abstand zwischen Unternehmen mit BB-Rating - die als die sichersten Junkbonds gelten - und solchen, die eine Stufe niedriger mit B bewertet sind. Allein im letzten Monat vergrößerte er sich um 26 Basispunkte, so stark wie seit Februar nicht mehr. Dies unterstreicht das erhöhte Risiko bei Emittenten geringerer Qualität, die bei einer Verzögerung der wirtschaftlichen Erholung eher in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.

Spread-Differenz zwischen Bonds mit "BB" und "B" ist im Juli gestiegen

Stress am Kreditmarkt und bei niedrigen Bonitäten nimmt zu
Die sich verschlechternde Stimmung beeinträchtigt bereits die Fähigkeit der Unternehmen, zu den von ihnen gewünschten Konditionen die Märkte anzuzapfen. Bei mehrereren Leveraged Loans mussten in den letzten Tagen die Preise erhöht werden. Unter anderem betroffen war ein hochkarätiger Dividenden-Deal von Standard Industries Holdings und ein Darlehen des Auktionshauses Sotheby’s.

Anleger, die auf den risikoreichsten Anleihen-Bereich CCC setzten, verloren letzten Monat zum ersten Mal seit über einem Jahr Geld, merkt Bloomberg an.

Das Volumen notleidender Bonds und Kredite hat per 4. August rund 72,5 Milliarden Dollar erreicht, womit es nach Bloomberg-Daten fast 25 Prozent über dem Stand von Anfang Juni lag. Einige Bonds des bei Daytradern beliebten Kinobetreibers AMC Entertainment Holdings werden wieder mit Aufschlägen von über zehn Prozentpunkten gehandelt. Von den Hochs des vergangenen Jahres sind die Riskoprämien allerdings noch weit entfernt. (aa)

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