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Corona-Virus infiziert Finanzmärkte: Game-Changer oder Non-Event?

In der jüngsten Ausgabe von "Strategy Research" kommentiert der LBBW Chefvolkswirt die Reaktionen der Kapitalmärkte auf die Corona-Epidemie. Seine Conclusio: Das Virus dürfte nur das erste Quartal 2020 belasten.

Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter Research bei der LBBW 
Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter Research bei der LBBW © LBBW

Zum zurückliegenden Jahreswechsel ist die Volksrepublik China von einer schweren Epidemie heimgesucht worden. "Zum zweiten Mal nach dem SARS-Virus 2003 hält ein Virus, nun der
„Corona-Virus“, weite Landstriche im Griff. 212 Menschen sind bislang dem neuartigen Erreger 2019-nCoV erlegen; mehr als 8.100 Krankheitsfälle rund um die Millionenstadt Wuhan sind
bislang bestätigt. Auch aus Europa werden Infektionen gemeldet. Daneben hat der Virus Südostasien, Australien und Amerika erreicht", fasst LBBW-Cheföknom Uwe Burkert den Status Quo zusammen. ?Die Verantwortlichen in China reagieren mit einer beispiellosen Quarantäneaktion. Versucht wird, die gesamte Provinz, in der Wuhan liegt, abzuriegeln, das sind gut 50 Millionen Menschen.

Lokale Ursache, weltweite Wirkungen
Die Finanzmärkte versuchen, die ökonomischen Konsequenzen der Epidemie zu ermessen. Nachdem der chinesische Yuan am Devisenmarkt mehr als ein Vierteljahr im Trend zugelegt hatte, hat er die vergangenen Tage etwas verloren. Burkert: "Parallel hierzu haben sich die Aktienmärkte jüngst von ihren zuvor vielfach erreichten Hochs nach unten abgesetzt, ebenso wie der Rohölpreis. Im Gegenzug sind das Gold und die Staatsanleihen gesucht. Die Finanzmarktakteure spielen den Ernstfall einer ausgeprägten globalen Wirtschaftsschwäche durch, ausgelöst am aktuellen Rand nicht zuletzt, so die Überlegung, durch eine verminderte Reisetätigkeit und durch eine Schließung wichtiger Transportrouten."

SARS-Vergleiche
Um ein Gefühl für die möglichen ökonomischen Auswirkungen der aktuellen Epidemie zu bekommen, liegt es nahe, die Erfahrungen mit SARS aus dem Jahr 2003 heranzuziehen. Während die chinesische Regierung zu jener Zeit versuchte, Informationen
zum Krankheitsausbruch monatelang zurückzuhalten, hat sie dieser Tage recht zügig reagiert, so durch die Absage von Festivitäten und Veranstaltungen rund um das chinesische Neujahrsfest.

Die wirtschaftlichen Folgen sind beherrschbar!
Die Erfahrungen mit SARS legen den Schluss nahe, dass die negativen Wirkungen der aktuellen Corona-Epidemie auf die realwirtschaftliche Aktivität zwar beträchtlich sind, aber relativ konzentriert in das jetzige Quartal fallen. In China dürfte speziell der private Konsum derzeit stark eingeschränkt sein. Dies dürften Nachholeffekte in den Folgequartalen lindern.
Welchen Verlauf genau die Corona-Krankheitswelle nimmt, ist noch unklar. Zwar ist nicht auszuschließen, dass die Situation an irgendeiner Stelle außer Kontrolle gerät. Die bisherigen Meldungen aus China widersprechen aber einem solchen Szenario.

LBBW-Research-Prognose bleibt aufrecht
Entsprechend sollten die Finanzmärkte in überschaubarer Zeit zu einer abgewogeneren Bewertung der Lage gelangen. "Die Prognose des LBBW Research hat nach wie vor Bestand: 2020 wird zwar für die Weltwirtschaft schwierig, die Finanzmärkte erfahren aber hinreichende Unterstützung durch die Geldpolitik – vielleicht sogar eher früher als später", analysiert Burkert. (kb)

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