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BlueBay sieht Gefahren für den britischen Immobilienmarkt

Zu starke Zinserhöhungen im Vereinigten Königreich könnten zu einer Krise am Immobilienmarkt führen, warnt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management. In den USA fiel die Inflation erneut höher aus als erwartet.

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management
Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management© BlueBay Asset Management

„Der in dieser Woche veröffentlichte US-Verbraucherpreisindex lag den zweiten Monat in Folge über den Erwartungen: Der Gesamt- und der Kernindex lagen bei 8,2 Prozent respektive 6,6 Prozent. Letzterer markiert ein neues Hoch im Zyklus. Das bedeutet: Die Hoffnung erscheint verfrüht, dass die Fed von einem aggressiven Zinspfad abrücken könnte. Die Futures-Märkte preisen für das nächste Frühjahr einen Leitzins von fünf Prozent ein. Wir sind jedoch weiterhin der Meinung, dass in den Renditen von US-Staatsanleihen ein Großteil der schlechten Nachrichten berücksichtigt ist und sie nun nicht mehr weit vom fairen Wert entfernt sind", sagt Mark Dowding, CIO bei BlueBay Asset Management.

Geringere Mietpreissteigerungen erwartet infolge Konjunkturabkühlung
Je aggressiver der geldpolitische Kurs, desto düsterer scheinen die wirtschaftlichen Aussichten für 2023. Vor diesem Hintergrund werden die Entscheidungsträger sicherlich auf baldige bessere Inflationsdaten hoffen. Die Konjunktur scheint sich abzukühlen und der Wohnungsmarkt ist zum Stillstand gekommen. Daher gehe man bei BlueBay AM davon aus, so Mark Dowding, dass geringere Mietsteigerungen die Preisindikatoren in den kommenden Monaten dämpfen könnten. Inflationsprognosen seien jedoch nach wie vor schwierig.

Risikoanlagen gerieten weiter unter Abwärtsdruck
Sollten die Zinsen zur Inflationsbekämpfung auf mehr als fünf Prozent steigen müssen, würde dies vermutlich eine deutlichere Rezession nach sich ziehen, als es bisher wahrscheinlich war. Rezessionsängste könnten zu einer Abflachung der Renditekurve führen. Sollten die Aktienkurse noch weiter sinken, könnte die Flucht in Qualität Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten unterstützen.

Problemfall UK
Die Ereignisse im Vereinigten Königreich zogen weiterhin die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer auf sich: Nach der Ankündigung der Bank of England (BoE), ihr befristetes Stützungsprogramm für britische Staatsanleihen zu beenden, erreichten die Renditen für langlaufende Papiere wieder ihren Höchststand von über 5,1 Prozent, nachdem sie unmittelbar nach der Ankündigung dieser Initiative auf bis zu 3,6 Prozent gefallen waren. In der Folge gab es einige Hinweise, dass die BoE von ihrer Position abrücken würde, wenn die Marktbedingungen dies rechtfertigten. In Verbindung mit Andeutungen, dass die Regierung zur Rücknahme von Teilen ihres Haushaltsplans gezwungen sein würde, führte dies zu einem erneuten Rückgang der Renditen.

Verschärfung der finanziellen Bedingungen Belastung für den Immobilienmarkt
Da die Märkte einen starken Anstieg der britischen Zinsen einpreisen, haben sich die finanziellen Konditionen verschärft. Dowding dazu: "Das stellt eine erhebliche Bedrohung für den britischen Immobilienmarkt dar. Nach unseren Schätzungen werden sich die Hypothekenkosten für etwa zwei Millionen Haushalte innerhalb der kommenden zwölf Monate verdoppeln, wenn die BoE die Zinssätze, so wie in den Terminkursen eingepreist, anhebt."

Verdoppelte Hypothekenkosten sind im teuren Südosten Englands problematisch
Da die Wohnkosten im Südosten des Vereinigten Königreichs rund 40 Prozent der Einkommen ausmachen, besteht die Gefahr, dass ein solcher Schritt die Mehrheit dieser Hypotheken in Verzug bringt. Für diesen Fall erwarten wir einen Rückgang der Immobilienpreise um 40 Prozent, der die Preisentwicklung bei langlaufenden festverzinslichen Vermögenswerten in diesem Jahr widerspiegelt. Dies wiederum könnte einen finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenbruch auslösen.

Es wird wohl nicht so heiß gegessen wie gekocht: moderate Straffung besser
Dowding führt aus: "Wir sind daher der Meinung, dass die BoE die Zinssätze nicht in dieser Form wird anheben können. Sie wäre aus unserer Sicht mit einer wesentlich moderateren Straffung besser beraten. In vielerlei Hinsicht scheint dies gerechtfertigt, da die Inflationserwartungen dank der Entwicklung der Energiepreise und der Besorgnis über die Konjunkturaussichten heute niedriger sind als vor dem ‚Mini-Budget‘. Wir sind der Meinung, dass das Vereinigte Königreich gezwungen sein wird, die Inflation länger auf einem höheren Niveau zu halten. Folgen wären eine steilere britische Renditekurve und ein schwächeres Pfund.“ (kb)

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