Logo von Institutional Money
| Märkte

BlackRock Vize: Unerfahrene Bondhändler stehen vor schweren Zeiten

Der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank und heutige Vice Chairman von BlackRock, Philipp Hildebrand, sieht mit einer Ära anhaltend hoher Inflation schwere Zeiten für Bondhändler kommen, die mit einem Wechsel des geldpolitischen Umfelds wenig Erfahrung haben.

Philipp Hildebrand, Vice Chairman des Investmentriesen BlackRock
Philipp Hildebrand, Vice Chairman des Investmentriesen BlackRock© Bloomberg

“Es herrscht Verwirrung: Handelt es sich um eine Normalisierung oder um eine Straffung?”, sagte der 58-jährige heutige Vize-Chairman des US-Fondsriesen BlackRock im Gespräch mit Bloomberg TV. “Die Zentralbanken müssen sich sehr genau überlegen, wie sie kommunizieren und einen klaren Rahmen für ihre Maßnahmen abstecken, und sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass niemand diesbezüglich Erfahrung hat.” Die Zentralbanken sollten ihre Pläne zur Straffung der Geldpolitik deshalb rechtzeitig durchblicken lassen.

An den Märkten ist diesem Jahr die Volatilität sprunghaft gestiegen
Mit dem wirtschaftlichen Neustart nach der Pandemie ist die Inflation auf Rekordniveaus geklettert, was die Händler dazu veranlasst hat, verstärkt auf Zinserhöhungen der Notenbanken zu wetten. Der Anleihemarkt hatte angesichts dessen 2022 einen so schwachen Start wie seit vielen Jahren nicht. Wilde Kursschwankungen bereiten so manch einem Fondsmanager schlaflose Nächte.

Welcher Bondhändler kann sich noch an Zeiten steigender Zinsen erinnern?
“Im Moment ist es unangenehm, weil sich das Regime geändert hat und die Leute sich daran gewöhnen müssen”, sagte Hildebrand. “Vor nicht allzu langer Zeit sagten uns die Zentralbanken noch: Wir werden die Zinsen überhaupt nicht anheben. Das ist nun eindeutig vom Tisch, die Normalisierung hat begonnen, und der Markt versucht, seinen Weg zu finden.”

Negativ rentierende Anleihen auf Sechs-Jahres-Tief
Der Schwenk der Notenbanken ins Falkenlager in diesem Jahr folgt auf beispiellose Anleihekäufe auf dem Höhepunkt der Pandemie - nach Jahren extrem niedriger Zinsen. Inzwischen ist der globale Bestand an Anleihen mit negativer Verzinsung auf den niedrigsten Stand seit mehr als sechs Jahren gesunken - ein Zeichen dafür, dass die Ära des leichten Geldes zu Ende geht.

Untergewichtung bei Anleihen empfohlen
BlackRock ist weiterhin der Ansicht, dass Anleger Anleihen untergewichten sollten. Angesichts des Inflationsdrucks geht der Vermögensverwalter bei der Anlageklasse von negativen Erträgen aus. Da die Langläufer-Renditen im historischen Vergleich extrem niedrig sind, stelle sich zudem die Frage nach der Sicherheit solcher Staatspapiere.

Mit höherer Inflation nolens volens leben lernen
Hildebrand geht davon aus, dass die Zentralbanken mit einer höheren Inflation leben müssen. Eine zu starke Anhebung der Leitzinsen würde die Konjunktur über Gebühr belasten. “Diese Inflationsdynamik ist sehr unangenehm und in vielerlei Hinsicht nicht akzeptabel”, so Hildbrand. Sie fuße jedoch auf Angebotsbeschränkungen und nicht auf einer überhitzten Wirtschaft. (kb)

Dieses Seite teilen