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Barings: Nicht bankrott zu gehen ist auch keine Lösung

Viele Unternehmen schaffen es nur dank umfangreicher Finanzhilfen durch die Krise. Ist Corona erst vorbei, stehen Firmenchefs aber vor viel größeren Herausforderungen, sagt Barings-Stratege Christopher Smart.

Christopher Smart, Barings: "Es mag weit hergeholt sein, wenn man sagt, dass Firmenchefs gern auf das Jahr 2020 zurückblicken werden. Aber ihre künftigen Entscheidungen werden sich sehr viel komplizierter gestalten."
Christopher Smart, Barings: "Es mag weit hergeholt sein, wenn man sagt, dass Firmenchefs gern auf das Jahr 2020 zurückblicken werden. Aber ihre künftigen Entscheidungen werden sich sehr viel komplizierter gestalten."© Barings

Die Politik hat dafür gesorgt, dass viele Unternehmen mit Zugang zu den Kreditmärkten mit Liquidität überschwemmt werden und sich keine Sorgen um eine eventuelle Überschuldung machen müssen. "Es gibt Zeiten, in denen es schwierig ist, ein Unternehmen über Wasser zu halten, und dann gibt es die aktuelle Pandemie, in der es offensichtlich schwer ist, bankrott zu gehen", kommentiert Christopher Smart, Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute. Liquidität ist allerdings eine Medizin, die unerwünschte Nebenwirkungen haben kann. Die Frage ist außerdem, was im kommenden Jahr passiert, wenn die Welt zur Normalität zurückkehrt und die systemischen Hilfen allmählich versiegen.

Ein langsameres Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr könnte laut Ökonomen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich die Firmeninsolvenzen um 20 Prozent in die Höhe treiben. "Zudem werden, unabhängig davon, ob die Insolvenzen in die Höhe schnellen oder nicht, die guten Nachrichten über den Impfstoff und die Rückkehr zur Normalität den Firmenchefs neues Kopfzerbrechen bereiten und mit weitaus komplexeren Herausforderungen einhergehen", prophezeit Smart.

Nach Corona wird es nicht einfacher
Im laufenden Jahr ging es für Unternehmenslenker vor allem darum, Finanzhilfen anzuzapfen und IT-Plattformen zu stärken, damit Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten können. Im kommenden Jahr werden teurere Liquidität, weniger berechenbare Verbraucher und erneut aufflammende Handelsstreitigkeiten zu den größten Herausforderungen für Unternehmen gehören, ist der Barings-Stratege überzeugt.

"Es mag weit hergeholt sein, wenn man sagt, dass Firmenchefs gern auf das Jahr 2020 zurückblicken werden. Aber ihre künftigen Entscheidungen werden sich sehr viel komplizierter gestalten, weil Investoren ihre Aufmerksamkeit schon bald von kurzfristiger Liquidität auf Solvenz und nachhaltige Gewinne verlagern werden", sagt Smart. (fp)

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