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Aviva Investors: Sind Wandelanleihen nun wieder kaufenswert?

Der britische Vermögensverwalter analysiert die derzeitigen Aussichten für Convertible Bonds und kommt zu einem für institutionelle Investoren ermutigenden Ergebnis.

Wandelanleihen waren als Anlagekategorie einer Achterbahnfahrt an den globalen Finanzmärkten ausgesetzt, die das Jahr 2022 geprägt hat. Die restriktive Rhetorik der Zentralbanken und die Sorgen um die Energieversorgung Europas führten zu starken Abwärtsbewegungen, von denen auch Wandelanleihen nicht verschont blieben. Auch die Ankündigung des Mini-Haushalts der britischen Regierung verstärkte diese Marktturbulenzen, resümieren Shawn Mato, Senior Portfolio Manager, und Rico Pedrett, Investment Director, beide von Aviva Investors, die jüngeren Entwicklungen im Wandelanleihenmarkt.

Da der Großteil des Marktes für Wandelanleihen mittlerweile deutlich unter dem Nennwert gehandelt wird, weist diese Anlageklasse historisch hohe Renditen in Verbindung mit einer erheblichen Aktienoptionalität auf. Vor diesem Hintergrund können sich Investoren Mato und Pedrett zufolge die anhaltenden Marktverwerfungen nun zunutze machen.

Wandelanleihen in einem „perfekten Sturm“ für Risikoanlagen
Wandelanleihen wurden durch den diesjährigen Ausverkauf an den Märkten in Mitleidenschaft gezogen. Steigende Zinssätze, sich ausweitende Anleihe-Spreads und schwächere Aktienmärkte haben die Stimmung belastet. Da Wandelanleihen jedoch eine Anlage in Anleihen mit kürzerer Laufzeit und eine Aktienoption kombinieren, hat sich die relative Performance im Vergleich zu anderen Anlageklassen in letzter Zeit besser gehalten, halten Mato und Pedrett fest. Dies wurde besonders deutlich bei der starken Korrektur im Vorfeld und während der Zentralbankkonferenz in Jackson Hole im August, als sowohl globale Aktien als auch Anleihen sich schwächer entwickelten als Wandelanleihen.

Size-Faktor belastete zusätzlich
Allerdings werden Wandelanleihen relativ häufig als Finanzierungsinstrument von Wachstumsunternehmen mit mittlerer Marktkapitalisierung begeben, die zu den größten Verlierern der Verwerfungen am Aktienmarkt in der ersten Jahreshälfte gehörten. Mid-Cap- und Small-Cap-Wachstumsaktien gehörten zu den am wenigsten gefragten Werten: Dies verschärfte die technische Bewertung der Anlageklasse auf eines der extremsten Niveaus seit mehr als einem Jahrzehnt.

No Place to hide
In der langfristigen Betrachtung ist der Markt in den letzten Jahrzehnten stets nach einem ähnlichen Schema verfahren. Jede vorübergehende Marktschwäche, wie etwa fallende Aktienmärkte und sich ausweitende Anleihen-Spreads, führte zu einer gleichzeitigen Flucht der Anleger in Sicherheit und deshalb zu einer steigenden Nachfrage nach Staatsanleihen. Was wir im Jahr 2022 erlebt haben, ist jedoch eine ganz andere Art von Marktkorrektur als jede andere, die wir in den letzten 30 bis 40 Jahren erlebt haben. Selbst die traditionell sicheren Häfen bieten keinen Schutz mehr.

In diesem Jahr gab es nur wenige Anlagen, die von den Marktverwerfungen verschont wurden – Absolute-Return-Strategien miteingeschlossen –, zumal die Anleihemärkte stark fielen und dabei die Zinssätze in allen großen Volkswirtschaften stiegen. "Zum Vergleich: Der HFRX Convertible Arbitrage-Index verlor in der ersten Jahreshälfte 13,27 Prozent und Arbitrage bei Wandelanleihen macht einen großen Teil unserer Absolute-Return-Strategie aus. Dennoch hat diese Anlageklasse in der Vergangenheit bewiesen, dass eine technische Bewertungserholung schnell erfolgen kann. Deshalb sind unserer Ansicht nach die Argumente für Wandelanleihen, sowohl im Rahmen von Long-Only- als auch Absolute-Return-Strategien, weiterhin überzeugend", betonen Mato und Pedrett.

Aktuelle Chancen
Wandelanleihen haben begonnen, ein für diese Anlageklasse charakteristisches, asymmetrisches Preisverhalten zu zeigen. Mato und Pedretts Ansicht nach ist diese Anlageklasse damit für eine ungewisse Zukunft gut positioniert. Wandelanleihen bieten den beiden Aviva-Investors-Experten zufolge eine attraktive Möglichkeit, ein Aktien- und Anleiheengagement aufzubauen, ohne dabei ein übermäßig hohes Zinsrisiko einzugehen.

Mögliche Aufwärtspartizipation kann nach wie vor durch Aktienoptionen genutzt werden, während Instrumente, die auf oder in der Nähe der Anleiheuntergrenze liegen, bei bestehendem Abwärtsrisiko Schutz bieten.

Niedrige Duration
Anleger sind derzeit mit einem inflationären Umfeld konfrontiert, wie wir es seit 40 Jahren nicht mehr erlebt haben. Vor diesem Hintergrund bieten Wandelanleihen im Vergleich zu Staatsanleihen, Investment-Grade- sowie Hochzinsanleihen eine deutlich geringere Duration.

Da das Universum der Wandelanleihen viele wachstumsstarke, aussichtsreiche und qualitativ hochwertige Emittenten umfasst, könnten Wandelanleihen sogar über das Maß der Inflation „hinauswachsen“. "Wir haben dies bereits in früheren Inflationszyklen gesehen, in denen Wandelanleihen im Vergleich zu anderen Anlageklassen relativ gut abschnitten", erinnern Mato und Pedrett.

Gesamtausblick für die Anlageklasse
Mato und Pedrett sind der Meinung, dass Anleger mit Geduld und einem Zeithorizont von mehr als ein paar Monaten ein potenziell überzeugendes Angebot vorfinden.
Nach deren Ansicht dürfte sich die derzeitige günstige Bewertung dieser Anlageklasse allmählich normalisieren – was Anlegern eine attraktive Möglichkeit bietet, sich in Aktien und Anleihen zu engagieren, ohne ein übermäßiges Zinsrisiko einzugehen. (aa)

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