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Anleihen stürzen Richtung Bärenmarkt - Zinswendehoffnung dahin

Rentenanleger müssen sich damit anfreunden, seit langer Zeit wieder einmal mit einem handfesten Bärenmarkt konfrontiert zu werden.

© endeemm / stock.adobe.com

Mit dem erneuten Ausverkauf im Zuge des Fed-Symposiums in Jackson Hole zeichnet sich im globalen Anleihehandel erstmals seit einer Generation ein Bärenmarkt ab. Damit drohen sich jene Investoren die Finger zu verbrennen, die darauf gewettet hatten, dass die Zentralbanken von ihrem aggressiven Zinserhöhungskurs abrücken würden, berichtet Bloomberg.

Gegenüber seinem Rekordhoch vom Januar 2021 ist der Bloomberg Global Aggregate Index inzwischen nur noch einen Prozentpunkt von einem 20 Prozent Verlust entfernt. Das Barometer misst die Gesamtrendite von Staats- und Unternehmensanleihen im Qualitätsbereich Investment Grade, wie nachfolgende Grafik zeigt:

US-Zentralbank ist "falkish"
Fed-Chef Jerome Powell hatte am Freitag betont, die Zinsen müssten so lange erhöht werden, wie es zur Eindämmung der Inflation nötig sei. Damit ließ er die Luft aus der Erholung, die im Juni und Juli die Bondkurse hatte anziehen lassen. Für die weitere Entwicklung stehen erst einmal die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag sowie die amerikanischen Inflationszahlen in zwei Wochen im Fokus.

“Die Äußerungen von Powell am Freitag haben die Erwartungen zurückgesetzt”, konstatiert Pauline Chrystal, Portfoliomanagerin bei Kapstream Capital in Sydney. Angesichts der Falken-Haltung des Fed-Chefs sehen Swap-Trader inzwischen eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 65 Prozent, dass die US-Notenbank die Zinsen bei ihrer Entscheidung im September das dritte Mal in Folge um 75 Basispunkte heraufsetzen wird.

“Jegliche Hoffnung auf eine frühere Zinswende der Fed hat sich zerschlagen”, sagte Todd Schubert, Leiter des Analysebereichs Festverzinsliche bei der Bank of Singapore. In Jackson Hole haben auch Zentralbanker aus Europa, Südkorea und Neuseeland weitere entschlossene Zinsanhebungen angekündigt.

Die Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine und extremer Wetterereignisse treiben die Energiepreise in die Höhe und schüren damit weltweit die Inflation. Der daraus resultierende Druck auf Festverzinsliche wird noch dadurch verstärkt, dass die US-Notenbank beschleunigt Anleihen verkauft, um ihre über die Jahre immer mehr aufgeblähte Bilanz zu verringern.

Asset Management One Co. in Tokio warnt, dass Powell die Zinsen noch weiter anheben könnte, als es die derzeitigen Marktpreise vermuten lassen. “Da die Löhne so schnell steigen, kann man die Inflation nicht bei zwei Prozent stabilisieren, ohne die Arbeitslosigkeit in die Höhe zu treiben und eine Rezession auszulösen, auch wenn die Fed das nicht offen sagen kann”, erklärte Chefvolkswirt Kozo Koide. Er sieht den US-Leitzins über die Marke von 4,75 Prozent steigen, wenn sich die Inflation bei etwa drei Prozent stabilisiert.

Sowohl Renten-, als auch Aktienmärkten leiden unter höheren Zinsen

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