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Unbequeme Wahrheit der Energiewende sorgt für hitzige Diskussion

Am Institutional Money Kongress diskutierten Dr. Lars Schernikau und Marco Krasser im Rahmen von „IM Spezial“ über die deutsche Energieversorgung der Zukunft und sorgten bei den institutionellen Zuhörern für einen klaren Erkenntnisgewinn auf diesem Investmentgebiet.

Rohstoffexpert Lars Schernikau diskutierte mit dem Geschäftsführer des Versorgungsunternehmens SWW-Wunsiedel Marco Krasser unter der Moderation von Sissi Hajtmanek (v.l.n.r.) zum Thema "Unbequeme Wahrheiten der Energiewende".
Rohstoffexpert Lars Schernikau diskutierte mit dem Geschäftsführer des Versorgungsunternehmens SWW-Wunsiedel Marco Krasser unter der Moderation von Sissi Hajtmanek (v.l.n.r.) zum Thema "Unbequeme Wahrheiten der Energiewende".© Christoph Hemmerich für Institutional Money

Am ersten der beiden Institutional Money-Kongresstage gab es kurz nach dem Mittagstisch ein weiteres Highlight in Form des mit Spannung erwarteten „Duells“ zwischen Lars Schernikau auf der einen Seite und Marco Krasser auf der anderen Seite betreffend die persönliche Einschätzung darüber, wie die zukünftige Energieversorgung Deutschlands am sinnvollsten gestaltet sein soll.

Dr. Lars Schernikau, ist nicht nur Mitgründer von Rohstoffunternehmen wie der börsennotierten HMS Bergbau oder IchorCoal und erfolgreicher Rohstoffhändler, sondern auch Mit-Autor des Bestsellers „Unbequeme Wahrheiten: über Strom und die Energie der Zukunft“, den er zusammen mit Prof. William Hayden Smith verfasste. Als solche gilt er als Verfechter einer klassischen, verlässlichen Energieversorgung auf Basis fossiler Rohstoffe.

Marco Krasser ist ausgebildeter Energieanlagenelektroniker und seit über 20 Jahren Geschäftsführer des auf erneuerbaren Energien ausgerichteten Regionalversorgers SWW Wunsiedel. Krasser hat in seinem Versorgungsgebiet die „Energiewende“ bereits 2022 erfolgreich geschafft und kann sogar überschüssigen Strom verkaufen. Vor diesem Hintergrund möchte er seinen Erfolgsansatz zumindest adaptiert in ganz Deutschland und später in Europa implementiert sehen und gilt als glühender Verfechter Erneuerbarer Energien.

Schernikau erhielt als erster das Wort von Moderatorin Sissi Hajtmanek und damit die Gelegenheit zu erläutern, warum es seiner Ansicht nach „so schwer ist, mit Wind und Solar „ehrliches“ Geld zu verdienen“. Schernikau untermauerte dies mit physikalischen Argumenten, beispielsweise der Energiedichte, die für Schernikau aufgrund deren Limitierung „nur optimierbar, aber nicht lösbar“ sei. Darüber hinaus benötige der Aufbau einer neuen, alternativen Energie-Infrastruktur extrem viel Energie sowie Rohstoffe und andere Materialien, die unterm Strich für eine negative CO2-Bilanz sorgen würde. So sei die Produktion von Silizium und anderen Materialen sehr energieintensiv. Vielfach müsse die Produktion – ohne Gewähr der Einhaltung europäischer Standards was die Verschmutzung anbelangt - auf anderen Teilen der Welt erfolgen und diese Güter über den halben Erdball zu uns transportiert werden.

Die größte Achillesferse der Erneuerbaren Energien sei deren Unzuverlässigkeit, Stichwort „Dunkelflaute“ – die fatalerweise vor allem im Winter am häufigsten auftritt, wenn der Energiebedarf am höchsten ist.

Um die Versorgungssicherheit zumindest halbwegs zu gewährleisten, müssen trotz Aufbau von Solar- und Windparks weiterhin grundlastfähige Gas- und Kohlekraftwerke als Reserve wie auch große Stromspeichersysteme (kurzfristig: Batterien, langfristig: Wasserstoff) installiert werden. Auch müsse das Leitungsnetz ausgebaut und „smarter“ gemacht werden.

Unterm Strich werden über diesen „Schildbürgerstreich“ vier bis fünf kostenintensive Versorgungssystem parallel errichtet und laufend gewartet, um das derzeit eine, aber seit Jahren verlässliche und kostengünstigere Versorgungssystem zu ersetzen.

Schernikau moniert: „Irgendwer muss das alles bezahlen, die Energiekosten werden steigen“. Einige wollen oder können diese Kosten nicht mehr stemmen: So fahren immer mehr deutsche Unternehmen ihre Produktion ganz herunter, um Deutschland zu verlassen und woanders günstiger zu produzieren – und dann im Ausland ihre Steuern zu entrichten.

Auch in der Bevölkerung kommt die Krise an – jedenfalls was die Energiearmut anbelangt: So ist laut Angaben der Bundesnetzagentur die Energiearmut der Haushalte von 15 Prozent im Jahr 2021 auf 25 Prozent im Jahr 2023 gestiegen.

Schernikau zufolge sind die klassischen Kraftwerke wesentlich sauberer wie gemeinhin angenommen, da modernste Technologie zum Einsatz komme und Filter die meisten Verschmutzungen aufnehmen und nur mehr CO2 und Wasserdampf entweicht. „In einem modernen Kraftwerk in Deutschland können Sie vom Boden essen!“.

Schernikau empfiehlt dringend, das bestehende Energiesystem zu bewahren beziehungsweise zu modernisieren und dann erst peu a peu Erneuerbare Energien hinzuzufügen - anstelle einen großen Systemwechsel inklusive aller damit einhergehenden Risiken für die Versorgungssicherheit vorzunehmen. „Es ist Idiotie, mit Erneuerbaren Energien eine Industrienation sein zu wollen!“

Marko Krasser: „Unser Ansatz ist besser“
SWW-Wunsiedel Geschäftsführer Marco Krasser hat eine konträre Ansicht: „Mit Erneuerbaren Energie können wir unsere Bürger und die Industrie verlässlich versorgen!“ So entstünde mit dem Boom der Elektroautos zukünftig das Potenzial, über die Batterien von rund 40 Millionen Elektrofahrzeugen in Deutschland überflüssigen Strom aus „Spitzenzeiten“ aufzunehmen und bei Bedarf wieder in das Leitungssystem abzugeben.

Auch könne die Stromversorgung respektive der Verbrauch dank intelligent verknüpfter, auf Basis Künstlicher Intelligenz verwalteter smarter Netze besser kontrolliert und gesteuert werden.

Krasser kritisierte in Folge Schernikaus Argument der hohen Kosten der Erneuerbaren Energien und entgegnete, dass die Preise der konventionellen Energieversorgung aufgrund milliardenschwerer Subventionen nicht marktkonform seien. Vor diesem Hintergrund sollen sämtliche Subventionen für fossile Energien ersatzlos gestrichen werden.

Krasser forderte des Weiteren, dass wir in Deutschland das Motto bzw. Argument „das geht nicht“ zur Seite schieben und nach der Devise agieren, dass „alles geht, wenn man es will und intelligent umsetzt“. „Wir müssen die Energiesysteme auf den Kopf stellen“, empfiehlt Krasser.

Damit ist gemeint, dass die Energieerzeugung nicht mehr zentral in wenigen Kraftwerken, sondern dezentral über viele Wind- und Solarkraftanlagen erfolgt und der Strom dann verteilt wird. Die Energiefrage betreffe viele andere Lebensbereiche, insbesondere den Gebäudesektor. So monierte Krasser, dass in der Vergangenheit oft Büros mit Glasfassaden errichtet wurden, die sich im Sommer durch die Sonne aufheizen und in Folge energieintensiv über Klimaanlagen heruntergekühlt werden müssen. Besser wäre es, statt der Glasfassaden Solarzellen zu montieren….

Vor diesem Hintergrund müsse der Staat beziehungsweise die Gesellschaft „tief in den Mikrokosmos“ gehen, um die Energiewende zu schaffen. „Es benötigt Mut, um ein System auf den Kopf zu stellen“, betonte Krasser.

Gänzlich anderer Ansicht ist Schernikau, der abschließend empfiehlt: „Wir müssen sofort in klassische Kraftwerke investieren, sonst bekommen wir einen Energiemangel!“ (aa)

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