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Workation: BayernLB und DZ gelten als Vorreiter, weitere Banken prüfen

Homeoffice im Ausland, neudeutsch "Workation", wird derzeit bei vielen deutschen Banken intensiv diskutiert. Denn was für viele Professionals sehr erstrebenswert ist, stellt für die Compliance ein Problemfeld, wenn nicht gar einen Albtraum dar.

© iVazoUSky / stock.adobe.com

Mehrere deutsche Banken prüfen, ob sie Homeoffice auch im Ausland erlauben sollen. BayernLB und DZ Bank haben dazu schon Regelungen getroffen und sind damit Vorreiter im Sparkassen- und Genossenschaftssektor. Externe Berater berichten von verstärkten Anfragen zur Thematik, während das Wort Workation - das ist eine Kombination der beiden englischen Begriffe für Arbeiten und Urlaub - in Jobbewertungs-Portalen immer öfter auftaucht. Denn die damit einhergehende Flexibilität kann die Attraktivität von Arbeitgebern steigern, schreibt Bloomberg.

Gestiegene Aufmerksamkeit
Zu den Häusern, die sich mit Workation beschäftigen, zählt die DekaBank. Sie plant, im Laufe dieses Jahres “die Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten im Ausland zu schaffen”, sagte eine Sprecherin zu Bloomberg News. Auch die LBBW arbeitet nach eigenen Angaben an einer Regelung zu Workation. Und die Helaba erklärte, sie prüfe die Möglichkeit zum Homeoffice im Ausland.

Bei der BayernLB ist Workation bereits seit August vergangenen Jahres in ausgewählten Staaten der Europäischen Union möglich. Pro Jahr stehen bis zu 20 Tage zur Verfügung, wobei maximal zehn Tage am Stück genommen werden dürfen. Die Tochter DKB erlaubt sogar 30 Tage im Jahr. Bei der DZ Bank können Mitarbeiter in Ausnahmefällen bis zu 18 Tage pro Jahr aus dem EU-Ausland arbeiten, sofern die Führungskraft zustimmt.

War for Talent
“Die Anzahl der Anfragen im Zusammenhang mit sämtlichen internationalen Mitarbeitereinsätzen – vom einem kurzen Workation-Aufenthalt bis hin zum dauerhaften Homeoffice im Ausland – hat sich um ein Vielfaches erhöht”, sagte Heidi Schindler, Senior-Managerin beim Unternehmensberater EY. Die Pandemie habe gezeigt, dass Homeoffice – unabhängig vom Land – keine Effizienzverluste bringe. Dagegen erhöhe sich die Mitarbeiterzufriedenheit deutlich.

Ähnliches berichtete Daniel Lafrentz, Director bei PwC. “Grenzüberschreitende Flexibilität beim Arbeitsort ist in den Personalabteilungen als sehr attraktiver Benefit für Beschäftigte angekommen”, sagte der Berater. Auslöser sei vor allem der Mangel an Fachkräften gewesen. Unternehmen müssten heute gute Gesamtangebote an bestehende und potenzielle Mitarbeiter machen, um im “War for Talent” - also dem Ringen um die besten Köpfe - zu bestehen.

Dass Workation inzwischen eine wichtige Rolle für Beschäftigte spielt, zeigt auch ein Blick auf die Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu.com. Dort ist die Verwendung des Begriffs Workation im vergangenen Jahr um das Zwölffache gestiegen, wie Kununu-Chefin Nina Zimmermann sagte.

Dazu passt die Meldung von TUI, dass das Segment der Langzeit- und Workationurlauber bei dem Reiseveranstalter schon bald die Schwelle von 100.000 pro Jahr überschreiten könnte.

Compliance-Albtraum
Laut der Münchener Rechtsanwältin Sarah Klachin von der Kanzlei Pinsent Masons hat es gute Gründe, dass Banken und andere Unternehmen das Arbeiten im Ausland aber oft auf die EU und bestimmte Zeiträume beschränken. So sei bei Workation in einem EU-Staat keiner gesonderter Aufenthaltstitel oder Arbeitserlaubnis notwendig, wohingegen dies anderswo oft individuell geprüft werden müsse. Datenschutz,- Steuer- und Sozialversicherungs-Aspekte würden ebenfalls eine Rolle spielen.

Auch die DZ Bank verweist explizit darauf, dass die Beschränkung auf 18 Tage Workation pro Jahr steuerliche Gründe habe.

Der Hürden “sollten sich Unternehmen bewusst sein, wenn sie über Workation und Ähnliches nachdenken”, sagte EY-Expertin Schindler, “damit der Traum von grenzenloser Flexibilität nicht in einem Compliance-Albtraum endet.” (aa)

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