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Signa: Ausverkauf beginnt

Der Signa-Ausverkauf ist in Gange gekommen. Das ist alles andere als leicht. So beklagt der Insolvenzverwalter die hohe Komplexität des Firmengeflechts.

© sdecoret / stock.adobe.com

Der Insolvenzverwalter der Signa Holding ist bereits dabei "Signa-Trophäen" wie das Chrysler-Building und den Firmenjet zu verkaufen, um Mittel für die Gläubiger zu erlösen. Er beklagte laut "Bloomberg News" in einem ersten Bericht vor den Gläubigern die komplexe Struktur und mangelhafte Kontrolle der Immobilien- und Handelsgruppe von René Benko.

Der Verwalter, Rechtsanwalt Christof Stapf, sieht bereits kurzfristig den Bedarf für mehr Liquidität und empfahl die Einrichtung eines Lenkungsausschusses für die Sanierungsversuche der gesamten Signa-Gruppe, wie aus einer nach der Gläubigerversammlung am Dienstag veröffentlichten Erklärung hervorgeht.

In der größten Insolvenz der Geschichte Österreichs zeigt sich laut Bloomberg vor allem ein eklatanter Mangel an Transparenz in Benkos Firmenimperium. In den Jahren seines rasanten Aufstiegs hat der 46-jährige Luxusimmobilien wie das Selfridges in London und das Berliner KaDeWe Bloomberg zufolge "an sich gerissen" und prominente Milliardäre und Staatsfonds als Investoren um sich geschart.

Die immer verschachteltere Firmenstruktur, die Benko dabei errichtete, sei so verworren, dass ihre Darstellung laut Stapf 46 Seiten im Din-A3-Format erfordert. Der Insolvenzverwalter stellte fest, dass im Bereich des mittleren Managements der Gruppe ein Mangel an Managementkapazitäten besteht und die Holding ihrer Kontrollfunktion zuletzt nur mehr teilweise nachgekommen ist.

Mastermind im Hintergrund
Benko hat in keinem der Hunderten Unternehmen eine formale Funktion, seit er im Jahr 2013 wegen Korruption zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Als Vorsitzender des Beirats von Signa war er dennoch maßgeblich an der Führung der Unternehmen beteiligt.

Der Insolvenzverwalter hat außerdem Deloitte mit der forensischen Datensicherung, und mit Rechts- und Finanzanalysen betraut. Die bisherige Überprüfung der Geschäftsvorgänge des vergangenen Jahres habe “mehrere Geschäftsfälle ergeben, die für das weitere Verfahren von Relevanz sind”, so Stapf weiter. Erst nach deren Prüfung könne die Angemessenheit des Sanierungsplanes überprüft werden. Details wurden dazu nicht genannt.

Verwertungsplan für beschleunigten Verkauf:

  • Gespräche über Verkauf der Signa RFR US Selection, der die Beteiligung am Art-Déco-Wahrzeichen Chrysler Building in Manhattan gehört
  • Nicht wesentliche Verträge werden gekündigt, unter anderem für die Signa-Zentrale in der Wiener Innenstadt.
  • Verkauf des Privatjets Cessna Citation XLS der Signa Holding ist im Gange.
  • Aktivitäten im Zusammenhang mit Kundenpflege, insbesondere Jagd- und Flugaktivitäten, wurden sofort eingestellt.
  • Medienbeteiligungen wie die indirekte Minderheitsbeteiligung an der "Kronen-Zeitung" sollen verkauft werden

Filetstücke
Die größten Vermögenswerte der Signa Holding sind freilich die Anteile an der Edelsparte Signa Prime Selection und am Bauträger Signa Development Selection. Mit Blick auf diese verweist der Insolvenzverwalter auf jeweils dort laufende Sanierungsbemühungen. Er sei “bemüht, die Stabilisierung beider Unternehmensgruppen zu unterstützen”, so Stapf. “Ziel ist es, die Werthaltigkeit der Beteiligungen bzw. der ausgereichten Finanzierungen möglichst zu erhalten.”

Zu den Gesellschaftern der Signa Holding gehört der österreichische Baumagnat Hans Peter Haselsteiner, die Schweizer Kaffeemaschinen-Fabrikanten Eugster und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, wie nachfolgende Grafik zeigt:

Aktionäre und Gesellschafter der wichtigsten Signa-Gesellschaften

Bekannte Gläubiger
Auf einer von Signa eingereichten Liste von 273 potenziellen Gläubigern mit potenziellen Forderungen von fünf Milliarden Euro stehen unter anderem Saudi-Arabiens Public Investment Fund und das Schweizer Bankhaus Julius Bär.

Bisher haben allerdings erst 43 Gläubiger ihre Forderungen angemeldet, die sich auf rund 1,13 Milliarden Euro summieren, so Stapf. Die Anmeldefrist endet am 15. Januar 2024. “Es bleibt abzuwarten, ob die im Eigenantrag von der Signa Holding festgehaltenen, potenziellen Verbindlichkeiten in Höhe von fünf Milliarden Euro” tatsächlich gemeldet werden, schreibt Stapf in der Erklärung.

Mehr als die Hälfte der Gläubiger - sowohl der Anzahl nach wie auch der Forderungssumme nach - müssen bis zum 12. Februar den Sanierungsplan der Signa genehmigen, der die Rückzahlung von mindestens 30 Prozent der Verbindlichkeiten innerhalb von zwei Jahren beinhalten muss. (aa)

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