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Scope kauft zu und hofft, ein Schwergewicht zu werden

Auf dem Weg, eine europäische Antwort auf die drei großen US-Bonitätswächter zu sein, hat Scope das Ratinggeschäft von Euler Hermes übernommen. Nun hofft man, endlich die kritischen Beobachter bei der Notenbank vom Service überzeugen zu können.

© Gajus / stock.adobe.com

Die Ratingagentur Scope hat die Ratingtochter des Kreditversicherers Euler Hermes übernommen, die künftig als Scope Hamburg firmieren und in die Scope Group integriert wird. "Die Übernahme von Euler Hermes Rating", sagt Florian Schoeller, Gründer und Vorstand der Scope Group, "ist der nächste Schritt zur Konsolidierung des europäischen Ratingmarkts und zum Aufbau eines europäischen Rating-Schwergewichts."

Der analytische Schwerpunkt von Euler Hermes Rating liegt auf kleinen und mittelgroßen Unternehmen sowie auf Projektfinanzierungen, einem Segment mit "großem Wachstumspotenzial", wie Schoeller betont, das einerseits verstärkt von Investoren ins Auge gefasst würde, für das andererseits von der Europäischen Kommission eine stärkere Kapitalmarktorientierung gefördert würde.

Ein europäisches Gegengewicht zu Moody’s & Co.
Scope will ein europäisches Gegengewicht zu den amerikanischen Platzhirschen im Ratinggeschäft – Standard & Poor‘s, Moody’s und Fitch – bilden und zählt auf die Anerkennung durch die EZB. "Scope erfüllt seit dem Jahr 2018 die Anforderungen, um zu den Ratingagenturen zu zählen, auf deren Bewertungen sich die EZB verlässt", sagte Schoeller der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Ende dieses Jahres, so die FAZ, läuft die Phase aus, in der Scope eine dreijährige Rating-Mindestabdeckung nachweisen muss.

Die politische Notwendigkeit, dem amerikanischen Rating-Oligopol eine europäische Stimme gegenüberzustellen, wird seit der Finanzkrise 2008 als geboten erachtet. Horst Köhler, Bundespräsident a.D. und Ehrenrat der Scope Foundation, sagte zu deren Gründung vor einem halben Jahr: "Europa braucht eine starke und unabhängige europäische Ratingagentur." Der ehemalige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet ist ebenfalls Mitglied des Ehrenrats der Scope Stiftung.

Unabhängigkeit ist ein schmaler Grat
Sie wurde gegründet, um neben ihrer europäischen Identität die Unabhängigkeit der Ratingagentur sicherzustellen. Allerdings, darauf macht die FAZ aufmerksam, sitzt im Beirat von Scope auch Maurice Thompson, der Aufsichtsratsvorsitzende der Greensill Bank, die noch im Herbst vergangenen Jahres von Scope als investitionswürdig eingestuft wurde und inzwischen insolvent ist. (tw)

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