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"Programmierbares Zentralbankgeld" soll das Zahlungssystem erneuern

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schlägt eine gemeinsame Plattform vor, auf der digitales Zentralbankgeld und die Transaktionen von Geschäftsbanken verschränkt werden.

© weyo / stock.adobe.com

In ihrem Jahresbericht spricht sich die BIZ für programmierbares Zentralbankgeld aus. Es handelt sich um eine in Fachkreisen nicht unumstrittene Lösung für digitales Zentralbankgeld, das mit bestimmten Regeln "angereichert" ist und von der Kreditvergabe bis zur Barrierefreiheit diverse Zusatzlösungen bieten könnte. Programmierbares Zentralbankgeld könnte tokenisierte Bankeinlagen und Vermögenswerte auf einer gemeinsamen Plattform verschränken, um Transaktionen und Kontrakte in Echtzeit zu ermöglichen, heißt es.

Eine solche Finanzinfrastruktur verbessere das globale Finanzsystem grundlegend, so die BIZ-Forscher. Ein vereinheitlichter Ledger würde tokenisierte Formen von digitalem Zentralbankgeld (CBDC) mit tokenisierten Bankeinlagen und anderen tokenisierten Forderungen kombinieren. Dies wäre ein "neues Zeitalter in der gemeinsamen Entwicklung von Geldsystem und Realwirtschaft". Die Implosion des Kryptouniversums im vergangenen Jahr zeige, dass es keinen Ersatz für das echte Geld gibt. Darüber hinaus hätten die diversen Kryptowährungsprojekte den Schwachpunkt, dass ihnen das Abwicklungsvermögen in Form einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) fehlt.

Programmierbares Zentralbankgeld ermögliche eine Automatisierung von Finanztransaktionen. "Dies reduziert den Bedarf an manuellen Eingriffen und Abstimmungen, die sich aus der traditionellen Trennung von Nachrichtenübermittlung, Clearing und Abwicklung ergeben, und eliminiert so Verzögerungen und Unsicherheiten", heißt es. Dadurch könnten etwa Abwicklungszeiten und Kreditrisiken reduziert werden. Aus Sicht der BIZ-Forscher könnte dadurch auch unser zweistufiges, ineinandergreifendes Geldsystem – bestehend aus Zentralbankgeld und Geldschöpfung durch Banken – in eine digitale Welt gehoben werden.

Programmierbares Geld und digitales Zentralbankgeld
Die Vorschläge fügen sich in weltweite Überlegungen ein, bei denen Notenbanken darüber nachdenken, welche Rolle sie angesichts immer häufigerer digitaler Zahlungen spielen können. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) prüft derzeit die Einführung von digitalem Zentralbankgeld, um in einer zunehmend digitalen Welt ein elektronisches Gegenstück beziehungsweise eine Ergänzung zum Bargeld anzubieten.

Der Hintergrund: Bargeld, das man in der Geldbörse mit sich herumträgt, ist Zentralbankgeld – es wird als öffentliches Gut betrachtet. Banknoten und Münzen sind die einzige Art von Zentralbankgeld, die der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Hingegen handelt es sich bei Zahlungen mit Debit- und Kreditkarten oder über Online-Zahlungsdienste um privates Geld, das von Banken geschaffen wurde.

Zentralbankgeld für die Online-Zahlung
Geschäftsbanken schaffen etwa auch Geld, wenn sie einen Kredit vergeben und den Betrag auf dem Kundenkonto ausweisen. Zu diesem privaten Geld zählen ebenso die Ersparnisse auf dem Konto. Hebt man Geld ab, wandelt man privates Geld in Zentralbankgeld und umgekehrt – bei Einzahlung wird Zentralbankgeld zu privatem Geld. Die EZB will mit dem digitalen Euro hier einsetzen und garantieren, dass die Bürger weiter Zentralbankgeld haben, das sie online oder bei Kartenzahlung einsetzen können. Wird das Feld komplett den privaten Anbietern überlassen, könnte das nachteilig für die Konsumenten sein.

Programmierbares Zentralbankgeld hebt sich von digitalem Zentralbankgeld ab, weil es noch einen Schritt weiter geht. Es hat eingebaute Regeln, unter Umständen auch Nutzungsbeschränkungen. Kritiker betonen, dass dies der Verwendungsfreiheit widerspricht, die eigentlich eines der wesentlichen Merkmale von Zentralbankgeld ist. Umgekehrt könnte programmiertes Zentralbankgeld durch den Einsatz von Smart Contracts und Blockchains etwa Echtzeitabwicklung von Zinszahlungen, Treuhandlösungen, Leasing und anderen Anwendungen möglich machen. (eml)

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