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Neue Entwicklung: Öffentliche Hand will Cash loswerden

Aufgrund der Zinswende und wieder positiven Renditen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve gewinnen Reverse-Repo-Geschäfte bei vielen Körperschaften wieder an Bedeutung. Damit rückt aber ein zum Teil verdrängtes Problem in den Fokus der Aufmerksamkeit und sorgt für höhere Swap-Spreads.

© winyu / stock.adobe.com

Für öffentliche Stellen werden hohe Cash-bestände wegen der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank ironischerweise zunehmend eine Belastung. Die Finanzagenturen von Deutschland und Österreich versuchen deshalb informierten Kreisen zufolge, diese im Tausch gegen Staatspapiere kurzfristig zu verleihen. Darüber berichtet Bloomberg News.

Die Deutsche Finanzagentur verhandelt mit Market-Makern über die Möglichkeit, diese so genannten Reverse-Repo-Geschäfte einzugehen, berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Damit könnten überschüssige Barmittel auf dem Bundesbankkonto der Agentur minimiert werden. Dort werden sie weniger als das Marktniveau erzielen, sobald die EZB die Zinsen wie erwartet am Donnerstag über null Prozent anhebt. Ein Sprecher der Agentur bestätigte, dass dies eine Möglichkeit sei, überschüssiges Bargeld aus Repo-Geschäften anzulegen.

Zeitenwende
Das Thema illustriert eine der zahlreichen Herausforderungen am Ende der zehnjährigen Ära negativer Zinssätze in der Eurozone. Auch andere öffentliche Stellen passen bereits ihr Cash-Management an, schrieben die Strategen der Commerzbank um Michael Leister letzte Woche. “Wir schätzen, dass deutsche öffentliche Einlagen von 230 Milliarden Euro und Repos von 50 Milliarden Euro aufgrund der 0%-Zinsobergrenze für öffentliche Einlagen ein neues Zuhause suchen”, schrieben sie.

Auch die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (Öbfa) prüft laut ihrem Managing Director Markus Stix, ihre Repo-Politik zu ändern, um die Cash-Position zu senken. “Österreichische Papiere werden auf dem Repo-Markt nicht so stark gehandelt, aber wir planen, von der Bargeldverleihung zur reinen Wertpapierverleihung überzugehen”, sagte Stix in einem Telefoninterview.

Material ist knapp
Die Reverse-Repo-Geschäfte würden Staatsanleihen aus einem Markt entfernen, der bereits unter Liquiditätsengpässen leidet. Der jahrelange Ankauf von Staatsanleihen durch die Zentralbanken hat das Angebot an hochwertigen liquiden Vermögenswerten reduziert, die aufgrund ihrer Verwendung als Sicherheiten und zur Erfüllung von Regeln für Banken systemrelevant sind.

Bundesanleihen sind besonders begehrt, weil sie als die sichersten in der Region gelten. Dennoch ist der Anteil der Bundesanleihen, die dem allgemeinen Markt zur Verfügung stehen, mit weniger als 20 Prozent besonders gering, wie Bloomberg Intelligence auf der Grundlage von Daten bis Mai 2022 ausgerechnet hat.

Die Nachfrage nach deutschen Wertpapieren sowie verstärkte Absicherungsaktivitäten über Zinsswaps haben bereits dazu beigetragen, dass zweijährige Bundesschatzanweisungen mit dem höchsten Aufschlag gegenüber Swaps seit 2011 gehandelt werden, wie nachfolgende Grafik zeigt:

Steigende Swap-Spreads

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