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Großdeal bei VIG: Demografie und Pensionsgeschäft im Fokus

Nach dem Milliardenzukauf des österreichischen Versicherungsmarktführers Uniqa in Osteuropa hat die Konkurrentin VIG einen annähernd so großen Deal abgeschlossen. Zur VIG kommen Assekuranzen, Vermögensverwalter und Pensionskassen in Ungarn, Polen, Rumänien und der Türkei.

VIG-Chefin Elisabeth Stadler kauft das Aegon-Portfolio in Osteuropa und der Türkei.
VIG-Chefin Elisabeth Stadler kauft das Aegon-Portfolio in Osteuropa und der Türkei.© VIG

Der börsennotierte österreichische Versicherungskonzern Vienna Insurance Group (VIG) kauft die Gesellschaften des niederländischen Versicherungs- und Vermögensverwaltungs-Riesen Aegon in Ungarn, Polen, Rumänien und der Türkei. Der Kaufvertrag wurde am Sonntag (29. November) unterzeichnet, wie die VIG, die Nummer eins am österreichischen Versicherungsmarkt, mitteilt. Der Kaufpreis der Gesellschaften, die 2019 einen Nettogewinn von 50 Millionen Euro erwirtschafteten, beträgt 830 Millionen Euro. Vorbehaltlich der nötigen behördlichen Genehmigungen wird der Abschluss des Geschäfts für das zweite Halbjahr 2021 erwartet.

Der Deal umfasse Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen, Asset Management- und Servicegesellschaften mit einem Versicherungsprämienvolumen von rund 600 Millionen Euro. Dabei macht das Pensionskassenvolumen rund fünf Milliarden Euro aus und bringt 4,5 Millionen neue Kunden ins VIG-Universum.

Deutlicher Ausbau des Pensionskassengeschäfts
Mit den Pensionskassengesellschaften der Aegon in Ungarn, Polen und Rumänien will die VIG die Altersvorsorge-Schiene verstärken. Aufgrund der Bevölkerungsalterung und der immer kritischer werdenden Finanzierung staatlicher Pensionssysteme sieht die Assekuranz in diesen Märkten "große Wachstumschancen für die Pensionsvorsorge". Besonders betrifft das Polen, wo es im Zuge der 2019 beschlossenen Pensionsreform zur Einführung von Pensionsfonds für Mitarbeiter kommt, wie es heißt.

Insgesamt entfällt der größte Brocken des gesamten Deals auf Ungarn (Prämienvolumen 389 Millionen Euro). Die VIG steige in dem Land von Rang sechs zum Marktführer auf. In Ungarn erwerbe man "einen ausgewogenen Spartenmix an Lebens- und Sachversicherungen und ein starkes Vertriebsnetz, vorwiegend über eigene Agenten und Makler".

Viertgrößter Asset Manager Ungarns
Mit dem Sprung an die Spitze in Ungarn sei man in allen direkten östlichen Nachbarstaaten (Tschechische Republik, Slowakei und Ungarn) Marktführer, und in der Türkei gelinge der Einstieg in die Lebensversicherung, so Generaldirektorin Elisabeth Stadler in einer Aussendung. Besonders durch die Übernahme der Asset Management Gesellschaft der Aegon in Ungarn baue die VIG ihre eigenen Asset Management Aktivitäten aus, außerdem gewinne man dadurch "wertvolles Know-how und Ressourcen", so Stadler. Die Vermögensverwaltungsgesellschaft in Ungarn biete "die gesamte Palette an Dienstleistungen" in der CEE-Region an und verwaltet ein Vermögen von rund 1,8 Milliarden Euro. Sie sei damit die viertgrößte Asset Management Gesellschaft in Ungarn.

Einstieg in die Lebensversicherung in der Türkei
In der Türkei war die VIG bisher nur mit der Sachversicherungsgesellschaft Ray Sigorta vertreten. Aegon Türkei, die auf ein Prämienvolumen von 114 Millionen Euro kommt, sei die Nummer sieben am Lebensversicherungsmarkt in dem Land und marktführend im Angebot von Lebensversicherungen, die nicht der Kreditbesicherung dienen. Diese Gesellschaft setze sehr stark auf digitale Kundenservicierung. Der Vertrieb erfolge hauptsächlich über eigene und externe Agenten, während das Lebensversicherungsgeschäft in dem Land eigentlich vom Bankvertrieb dominiert werde.

Die polnische Gesellschaft und ihre Niederlassung in Rumänien seien wiederum auf die Vermittlung von traditionellen und fondsgebundenen Lebensversicherungen fokussiert. In Rumänien werde das Lebensversicherungsgeschäft zum größten Teil über die Bankkooperation mit der rumänischen Banca Transilvania erwirtschaftet. Die beiden Lebensversicherungsgesellschaften in Polen und Rumänien lukrierten 2019 ein Prämienvolumen von 85 Millionen Euro (62 Polen, 23 Rumänien).

Wettlauf mit Uniqa
Der Deal untermauert eine neue "Interessenswelle" an Ländern in Osteuropa. Österreichische Finanzbetriebe gehörten zu den ersten, die in den Nachbarstaaten ihr Geschäft ausbauten. Rund um die Finanzkrise 2008 kam es aber zu Schwierigkeiten in diesen Ländern. Nun scheint der Appetit wieder gegeben. Zu Beginn des Jahres hatte Konkurrent Uniqa, der in Österreich auf einen Marktanteil von 21,18 Prozent kommt, den Kauf der AXA-Gesellschaften in Polen, Tschechien und der Slowakei um rund eine Milliarde Euro bekannt gegeben. Auch die VIG (in Österreich laut Zählung des Versicherungsverbands VVO die Nummer eins mit 22,68 Prozent Marktanteil) hat damals bei AXA mitgeboten und kommt nun anderweitig zum Zug. (eml)

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