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GAM sucht nach neuerlichem Rückschlag eine neue Strategie

Der Schweizer Asset Manager verzeichnet einen neuerlichen Verlust auf Gesellschaftsebene und will sich in den kommenden Wochen und Monaten neu erfinden, um für allfällige Investoren attraktiver zu werden. Zur Strategie gehört jedenfalls eine Fokussierung auf die eigenen Stärken.

© Brain Jackson / stock.adobe.com

Die GAM Holding AG schreibt 2022 zum fünften Mal in Folge einen Jahresverlust. Um Zeit für die Entwicklung einer neuen Strategie zur Sanierung seines Geschäfts zu gewinnen, verschiebt der Schweizer Fondsmanager die Präsentation der Zahlen auf Ende April. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.

Mehr als eine Verzehnfachung beim Verlust
GAM erwartet einen Nettoverlust nach Steuern von rund 309,9 Millionen Franken für 2022, verglichen mit einem Verlust von 23,3 Millionen Franken im Vorjahr, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das ist mehr als das Doppelte seiner Marktkapitalisierung von 149 Millionen Franken. Am Mittwoch fielen die Aktien der GAM um bis zu 5,6 Prozent auf 93 Rappen. In den letzten fünf Jahren hat der Vermögensverwalter 95 Prozent des Börsenwertes eingebüßt, merkt Bloomberg an.

GAM kämpft mit der Anpassung an das steigende Zinsumfeld und dem Abfluss von Geldern nach der Schließung mehrerer seiner Fonds. Als Reaktion versucht die Firma Kosten zu senken und Mitarbeiter durch natürliche Fluktuation abzubauen. Die Präsentation der Ergebnisse soll nun am 25. April stattfinden.

“2022 war ein herausforderndes Jahr, in dem unsere Finanzergebnisse die Auswirkungen des marktbedingten Rückgangs unserer verwalteten Vermögen zu spüren bekamen”, erklärt Verwaltungsratspräsident David Jacob. “Der Verwaltungsrat fokussiert sich unermüdlich darauf, das Unternehmen im Interesse aller unserer Stakeholder strategisch richtig zu positionieren.”

Sinkende Assets under Management schmerzen
GAM hatte im ersten Halbjahr 2022 Abflüsse in Höhe von 1,1 Milliarden Franken bei seiner Investment-Management-Einheit gemeldet. Das gesamte verwaltete Vermögen sank zum Halbjahr auf 83,2 Milliarden Franken; in den vergangenen fünf Jahren ist es um 40 Prozent gefallen. GAM gab am Mittwoch keine Zahlen für das Gesamtjahr bekannt.

Im August hat GAM seinen Finanzchef ersetzt und Überlegungen wieder aufgenommen, einen neuen Eigentümer zu finden. Ein früherer Versuch war nach einem Skandal um seinen Star-Bondhändler Tim Haywood gescheitert.

Damaliger Gang in die Öffentlichkeit kam teuer
Haywood wurde im Juli 2018 wegen “groben Fehlverhaltens” entlassen und GAM sah sich im gezwungen, neun Fonds mit mehr als sieben Milliarden Dollar zu liquidieren. Der Skandal brachte das Unternehmen ins Trudeln: Es erlitt massive Verluste, verzeichnete Abflüsse in Milliardenhöhe, musste Stellen streichen. Haywood und GAM wurden 2021 von der britischen Finanzaufsicht zu Geldstrafen verurteilt.

GAM kämpft seitdem bereits unter dem dritten CEO um die Rückkehr in die Gewinnzone. Im März 2021 musste der Fonds nach dem Kollaps von Greensill Capital auch noch seinen 842 Millionen Dollar schweren Supply-Chain-Finanzierungsfonds schließen.

Im vergangenen Sommer beschloss GAM dann, weitere sechs Fonds mit einem Gesamtvermögen von 167 Millionen Franken aufzulösen und beschloss, sich künftig auf Katastrophenanleihen, Schwellenländeranleihen in lokaler Währung, Hypotheken-Verbriefungen und Kreditopportunitäten zu konzentrieren. (aa)


Veranstaltungshinweis:
GAM zählt zu den namhaften Sponsoren des 14. Institutional Money Kongresses, der von 18. bis 19. April 2023 im Frankfurter Congress Center stattfindet. Die Fondsgesellschaft hält einen Workshop zum Thema Lokalwährungsanleihen. Mehr Details und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie nachfolgend:

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