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Credit Suisse gerät immer mehr in einen Teufelskreis

Die Schweizer Großbank steht dieser Tage im Fokus der Marktteilnehmer. Dafür sorgen steigende CDS-Sätze und fallende Aktienkurse. Der Vorstandsvorsitzende muss inzwischen die Belegschaft beruhigen.

© Matthew Lloyd / Bloomberg

Die Aktien der Credit Suisse Group fielen am Montag auf neue Tiefststände, nachdem die Versuche der Geschäftsleitung zur Beschwichtigung von Investoren und Belegschaft auf taube Ohren stießen und die Nervosität am Markt noch erhöhten. Die Anteilsscheine fielen in Zürich Montag früh um mehr als zehn Prozent. Das kriselnde Geldhaus hat allein in diesem Jahr circa 60 Prozent seines Marktwerts verloren. Auch am Kreditmarkt ist das Vertrauen in die Bank am Boden: Kreditversicherer verlangen aktuell mehr als in der Finanzkrise, um Forderungen an die Bank bei Zahlungsausfall zu garantieren. Über diese Entwicklungen berichtet Bloomberg News.

CEO beruhigt, verweist auf Fundamentaldaten
Chief Executive Officer Ulrich Körner war am Freitag ausgerückt, Mitarbeiter und Märkte mit einem Memo zu beruhigen, in dem er auf starke Kapital- und Liquiditätsquoten verwies. Er räumte freilich ein, dass sich die Bank in einer kritischen Phase befinde. Bis er seine neue Strategie am 27. Oktober vorlegt, werde er sie nun regelmäßig auf dem Laufenden halten, heißt es in der Nachricht.

Gleichzeitig verschickte die Bank informierte Kreisen zufolge Argumentationshilfen für Banker, die von Kunden auf die steigenden Kosten für Credit Default Swaps (CDS) angesprochen werden. Fünfjährige CDS, die als ein Richtwert für die Marktmeinung zur Kreditwürdigkeit gelten, stiegen am Montag auf bis zu 293 Basispunkte, ein Rekordniveau. Der Anstieg der CDS-Kosten in letzter Zeit hat offenbar bereits Kunden veranlasst, Fragen zu stellen, Konditionen neu zu verhandeln oder auf andere Banken auszuweichen, heißt es.

Es gibt viel zum Tun
Die Uhr tickt für Körner und Verwaltungsratschef Axel Lehmann, während sie an der jüngsten Neuaufstellung der Credit Suisse arbeiten. Zu den Marktturbulenzen kommen reihenweise Abgänge von Spitzenbankern und eine brodelnde Gerüchteküche, die die Unsicherheit noch schürt. Wahrscheinlich stehen tiefe Einschnitte bei der Investmentbank und der Abbau Tausender Stellen ins Haus.

Es war der zweite Freitag in Folge, an dem Körner mit einer internen Mitteilung kalmieren musste. Vorausgegangen war eine weitere Analystenschätzung zu einem möglichen Kapitalloch im Zuge der neuen Strategie: Die Bankspezialisten von Keefe, Bruyette & Woods halten selbst nach einem möglichen Verkauf von Vermögenswerten noch eine Kapitalerhöhung in Höhe von vier Milliarden Franken (4,1 Milliarden Euro) für nötig.

Da die Marktkapitalisierung auf unter zehn Milliarden Franken gesunken ist, würde ein solcher Schritt die derzeitigen Aktionäre stark verwässern. Noch im März 2021 lag der Marktwert bei über 30 Milliarden Franken. Die Kernkapitalquote (CET1) der Bank lag zum Ende des zweiten Quartals bei 13,5 Prozent, innerhalb der Zielspanne von 13 bis 14 Prozent.

Die Analysten von KBW zogen in ihrer Analyse letzte Woche Parallelen zu der Abwärtsspirale, in der sich vor rund sechs Jahren die Deutsche Bank befand. Damals erlebten die Frankfurter einen Exodus der Anleger, der dazu führte, dass sich auch Kunden zurückzogen, Mitarbeiter kündigten und Ratingagenturen die Bank herabstuften. Der Teufelskreis aus sinkenden Erträgen und steigenden Refinanzierungskosten musste in jahrelanger Arbeit umgedreht werden.

Zuletzt hatte die Credit Suisse erklärt, dass sie im Rahmen der neuen Strategie an möglichen Verkäufen arbeitet. Das könnte ev die Sparte für verbriefte Produkte oder Teile des lateinamerikanischen Wealth Management betreffen. (aa)

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