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Zinssenkungsphasen: von Aktien, Anleihen – und Rezessionen

Die Zinsen sind auf dem Weg nach unten und die meisten Marktteilnehmer rechnen mit weiteren Schritten der Notenbanken. Wie lange die Phasen fallender Zinsen in der Vergangenheit anhielten – und ob Aktien oder Anleihen in solchen Zeiträumen besser abschnitten, hat Pascal Kielkopf ausgerechnet.

Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust
Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust© HQ Trust

Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst von HQ Trust, untersuchte die Entwicklung der beiden Anlageklassen in den 17 Zinssenkungsphasen der US-Notenbank Fed seit dem Jahr 1973. Dazu berechnete Pascal Kielkopf die Performance, die der marktbreite US-Aktienindex S&P 500 und der Bloomberg US Treasury Index, der die Entwicklung von US-Staatsanleihen abbildet, im Zeitraum von der ersten bis zur letzten Zinssenkung der Fed jeweils erzielten. Bei seiner Analyse unterschied der Experte zwischen den neun Phasen, in denen es in den USA zu einer Rezession kam – und den acht Zeiträumen, in denen diese vermieden werden konnte.

Quellen: Datastream, HQ Trust Research

Erkenntnisse
„In den vergangenen 50 Jahren gab es 17 Phasen, in denen die Fed die Zinsen gesenkt hat. Im Schnitt dauerte der Zeitraum von der ersten bis zur letzten Zinssenkung neun Monate. Kam es in den USA zu einer Rezession fiel die Phase mit 14 Monaten deutlich länger aus. Im Mittel senkte die Notenbank die Zinsen hier um 4,23 Prozentpunkte“, analysiert Pascal Kielkopf. Und weiter: „Gelang es der US-Wirtschaft eine Rezession zu vermeiden, senkte die Fed die Zinsen im Schnitt nur drei Monate lang – um gerade einmal 0,83 Prozentpunkte.“

Wie schnitten Aktien und Anleihen in diesen Phasen ab?
Kielkopf dazu: „Bei den Renten ist das Bild eindeutig: In allen 17 Phasen sinkender Zinsen konnten Bonds zulegen. Im Schnitt verzeichneten sie ein Plus von 10,8 Prozent. Allerdings waren die Unterschiede zwischen Phasen mit und ohne Rezession auch bei den Anleihen sehr groß: Schrumpfte die Wirtschaft, gewannen die Renten 15,8 Prozent hinzu. In den anderen Fällen lag der Zuwachs ‚nur‘ bei 5,2 Prozent.“

Bei den Aktien ist das Bild weniger eindeutig
"Im Schnitt konnten sie in Zinssenkungsphasen um 0,4 Prozent zulegen. Die Spannen fielen aber teilweise extrem aus: Während die Aktien in der Finanzkrise fast 40 Prozent verloren, konnten sie Anfang der 1990er Jahre um 45 Prozent zulegen. Der fundamentale Kontext ist also sehr wichtig, denn getrieben durch die großen Krisen haben Anleger in der Vergangenheit im Durchschnitt mit Renten in Zinssenkungsphasen mehr verdient als mit Aktien. Legten die Aktien aber zu, gewannen Investoren mit ihnen in sechs von sieben Fällen mehr als mit Anleihen.“

Wie sollen Investoren derzeit vorgehen?
„Aufgrund der Unsicherheit, ob eine Rezession vermieden werden kann oder nicht, raten wir Anlegern momentan zu einer neutralen Aktien- und Anleihequote. Sollte die Wirtschaft weiterwachsen, dürften Investoren auch dieses Mal mit Aktien besser fahren. Kommt es hingegen zur Rezession, können Anleihen mögliche Verluste dämpfen.“ (kb)

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