Logo von Institutional Money
| Theorie

Man Group: Quants nutzen Privatmarktboom für Handel gelisteter Aktien

Quant-Trader der Man Group setzen darauf, dass ihnen die Entschlüsselung der Geheimnisse der privaten Märkte einen Vorteil beim Handel mit öffentlichen - also gelisteten - Aktien verschafft. Haben sie recht?

Ori Ben-Akiva, Direktor für Portfoliomanagement bei Man Numeric
Ori Ben-Akiva, Direktor für Portfoliomanagement bei Man Numeric© Man Group

Nicht börsennotierte Assets, die mittlerweile 13 Billionen US-Dollar repräsentieren, wachsen schnell, während die Zahl der börsennotierten Unternehmen stetig schrumpft. Laut Man Numeric, dem Quant-Zweig des größten börsengehandelten Hedgefonds der Welt, sind sie dadurch zu einer Kraft geworden, die zu groß ist, um ignorieren zu werden.

Alles in allem erwartet das Unternehmen, dass Daten von den Privatmärkten eines Tages zehn Prozent der mehr der Handelssignale für einige Anlagestrategien ausmachen könnten. Dank Fortschritten in der künstlichen Intelligenz und bei NLP (natural language processing) helfen Erkenntnisse aus Privatmärkten – dazu gehören Umsatzdaten für Konsumdienstleistungen –, den systematischen Handel der Man Group zu informieren.

Frühindikator für den Aktienhandel aus Privatmarkt-Daten extrahiert
„Unternehmen auf privaten Märkten sind viel näher am wahren Puls der Wirtschaft“, sagte Ori Ben-Akiva, Direktor für Portfoliomanagement bei Man Numeric. „Sie erfassen Veränderungen in der zugrunde liegenden Wirtschaft und spiegeln diese schneller in ihren Fundamentaldaten wider, als sie sich bei Unternehmen auf öffentlichen Märkten widerspiegeln.“ Das Unternehmen behauptet, es könne einen Frühindikator für den Aktienhandel aus Daten von über einer Million Unternehmen ermitteln, die überhaupt nicht handeln.

Hedgefonds arbeiten mit sogenannten "Alternative Data"
Auch wenn sie gewachsen sind, haben sich die privaten Märkte meist gegen Versuche gewehrt, gemessen, bewertet oder gehandelt zu werden, geschweige denn, die Grundlage für quantitative Handelsstrategien zu werden. Das hat eine wachsende Zahl von Hedgefonds nicht davon abgehalten, alternative Daten in Modelle einfließen zu lassen, die sich bisher hauptsächlich auf Aktienbewertung und Preisdynamik stützten.

Man bald mit Small- und Mid-Cap Fund via KraneShares am Start
Ähnliche Erkenntnisse werden als Grundlage für einen neuen börsengehandelten Fonds dienen, den Man Group mit KraneShares vorbereitet und der börsennotierte Small- und Mid-Cap-Aktien kaufen wird. Der Drang, die Blackbox der Privatmärkte zu öffnen, treibt bereits ein Rennen zwischen ETF-Giganten an, die sie zu Fonds für breite Anlegerkreise machen wollen, während BlackRock seine Ambition verkündet, „die Privatmärkte zu indexieren“.

Privatmarkt-Daten sind lückenhaft
Schließlich gelten für private Firmen nicht die gleichen Offenlegungspflichten wie für börsennotierte Unternehmen, was es schwieriger macht, sie in algorithmische Trades einzuspeisen. Doch die jüngsten Fortschritte in der NLP haben es möglich gemacht, auf viel mehr Details über private Unternehmen zuzugreifen – und damit auch Rückschlüsse auf gelistete Unternehmen zu ziehen.

Stark wachsender Markt für Modelle von Privatmärkten
Man Numeric rechnet damit, dass man in den nächsten zwölf Monaten sein Investment in die Modellentwicklung betreffend Privatmarkt-Daten verdoppeln wird. Die Quants verwenden NLP, um Umsatzzahlen aus öffentlichen zugänglichen Informationsquellen wie Unternehmensberichten, sozialen Medien, Nachrichtenagenturen und Regierungsbehörden zu extrahieren. Private-Equity-Deals sind eine weitere wertvolle Informationsquelle. Marktbewegende Offenlegungen von Patenten und Einstellungsplänen können in den Deal-Dokumenten enthalten sein. „Es gab mehr Möglichkeiten, Dinge auf einer eher aktienspezifischen Ebene zu modellieren“, sagte Ben-Akiva von Man Numeric. „Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der verfügbaren Daten.“

Privatfirmen stellen den breitesten Teil der amerikanischen Unternehmenswelt dar Sie übertreffen die öffentlichen um mehr als das Tausendfache, wie Untersuchungen von Man Numeric zeigen. Sie variieren stark, mit Jahresumsätzen von nur einer Million bis über 100 Milliarden US-Dollar. Ein Großteil der Unternehmensdienstleistungen und Industrieunternehmen befindet sich laut Untersuchungen von Man Numeric in privater Hand. Dies steht im Gegensatz zur Tendenz des öffentlichen Marktes hin zu den Sektoren Finanzen und Gesundheitswesen.

So sieht das gelistete US-Firmenuniversum über die Zeit tatsächlich aus
Gelistete Firmen sind ein kleiner Teil der Firmenlandschaft und nehmen in Summe seit Ende der 90er-Jahre ab.

Quelle: Bloomberg; CRSP U.S. Stocks Database

Akademische Forschungen bestätigen Mans Ergebnisse
Ein im Juli von Paolo Barucca und Flaviano Morone vom University College London und der New York University verfasster Aufsatz ergab, dass Private-Equity-Transaktionen das Verhalten des öffentlichen Marktes mit einer Genauigkeit von etwa 70 Prozent vorhersagen, insbesondere bei Consumer Services und Kommunikation. (kb)

Dieses Seite teilen