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| Theorie

Lohnt sich derzeit aktives Management bei europäischen Aktien?

Indexfonds oder aktiver Fonds? Wenn Profis vor dieser Frage stehen, analysieren sie viele Daten. Zu den wichtigsten zählt die Marktbreite, also die Frage, ob die aktuelle Bewegung an den Märkten von einer großen Anzahl von Aktien getragen wird – oder nur von wenigen. Jan Tachtler erklärt den Ansatz.

Jan Tachtler, Kapitalmarktanalyst und Fondsmanager des HQT Megatrends
Jan Tachtler, Kapitalmarktanalyst und Fondsmanager des HQT Megatrends© HQ Trust

Um einschätzen zu können, ob in Europa aktuell eine gute Zeit für aktives Management ist, blickt der Kapitalmarktanalyst und Fondsmanager des HQT Megatrends auf die relative Performance von zwei marktbreiten Aktienindizes: die des MSCI Europa und des MSCI Europa Equal Weighted. Der erste Index ist kapitalgewichtet – Aktien mit hohem Börsenwert haben ein hohes Gewicht im Index. Im zweiten Index, dem „Equal Weighted“, sind alle Aktien gleichgewichtet. Zudem schaut Jan Tachtler auf den Anteil der Fondsmanager, die den Index geschlagen haben. Seine Analyse umfasst den Zeitraum von August 2005 bis Juli 2024.

Aktives Management hat es alles andere als leicht wegen der mangelnden Marktbreite

Quellen: Morningstar Direct, HQ Trust Research

Erkenntnisse
„Stockpicking, also die gezielte Auswahl von Einzelaktien, sollte Fondsmanagern deutlich leichter fallen, wenn der gleichgewichtete Index besser als der kapitalgewichtete läuft“, sagt Tachtler. „In diesen Fällen wird die Marktperformance von einer größeren Anzahl von Aktien getragen, man spricht hier auch von ‚großer Marktbreite‘. Generell kann man sagen, bei großer Marktbreite steigt die Wahrscheinlichkeit einer Outperformance von aktivem Management.“
„Ist das Gegenteil der Fall – und nur wenige große Aktien laufen gut – sind die Zeiten für erfolgreiche Stockpicker deutlich schwieriger.“

„Wie schwer das den Fondsmanagern fällt, belegt der Blick in die Vergangenheit: Gerade einmal in einer von 17 Beobachtungen lag der Anteil der Fondsmanager, die den MSCI Europa geschlagen haben, bei mehr als 50 Prozent.“

Was zeigen die aktuellen Daten?
Tachtler dazu: „Wir befinden uns derzeit in einer schwierigen Phase für aktives Management.
„Der gleichgewichtete MSCI Europa liegt seit Jahren hinter der kapitalgewichteten Variante. Aktuell ist das aber besonders deutlich der Fall. Wie schwer das Umfeld aktuell ist, zeigt auch der Blick auf die Quote der Manager, die den Index geschlagen haben: Sie lag zuletzt gerade einmal bei 17 Prozent.“ Und weiter: „Ändert sich die Situation nicht, werden Indexfonds besser performen als Produkte, die sich aktiv positionieren. Man sollte dabei aber beachten, dass eine Konzentration auf einige wenige Werttreiber auch mit einem erhöhten Risiko einhergehen kann.“ (kb)

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