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| Theorie

Entwicklungen am Private-Equity-Markt sollten vorsichtig stimmen

Ein Rekordanteil an Investoren, die mit ihren Private-Equity-Portfolios jährliche Nettorenditen von mehr als 16 Prozent erzielen, sollte zur Vorsicht mahnen. Denn vergleichbare Werte wurden 2007 kurz vor der Finanzkrise erzielt.

© Pavel / stock.adobe.com

Gute Nachrichten aus der Private-Equity-Branche sollten aus antizyklischer Sicht hellhörig machen: Der Anteil institutioneller Investoren, die über die gesamte Laufzeit ihres Private-Equity-Portfolios jährliche Nettorenditen von mindestens 16 Prozent erzielen, hat laut dem jüngsten Global Private Equity Barometer von Coller Capital mit 42 Prozent fast einen Rekordwert erreicht. Seit der ersten Veröffentlichung des Barometers im Jahr 2004 lag dieser Anteil nur ein einziges Mal höher: im Sommer 2007 unmittelbar vor der globalen Finanzkrise.

Über 70 Prozent der LPs (Limited Partners) geben an, dass ihre Private-Equity-Anlagen seit der Finanzkrise eine bessere Performance als ihre Aktienportfolios erzielt haben. Die meisten LPs würden ihre angestrebten Private-Equity-Renditen sogar dann erreichen, wenn jeder ihrer Fonds am Ende nur den Medianwert seines Fondstyps erreicht. Die Studie brachte weitere interessante Erkenntnisse

ESG bringt Vorteile
Die meisten Private-Equity-Investoren in allen Regionen der Welt sind laut der Studie der Meinung, dass Investitionen unter Beachtung von Umweltzielen, Sozialstandards und Regeln guter Unternehmensführung (ESG) einen Wert für einzelne Portfoliounternehmen schaffen und darüber hinaus einen Wert auf Portfolioebene, indem risikoreiche Investitionen und Geschäftspraktiken ausgeschlossen werden.

"Die positiven Auswirkungen von ESG auf der Ebene der einzelnen Unternehmen spiegeln das einzigartige Managementmodell von Private Equity wider", sagt Jeremy Coller, Chief Investment Officer von Coller Capital. "Die Manager von Private-Equity-Fonds haben für die Unternehmen, in die sie investieren, die Hebel des Wandels in der Hand in einer Art und Weise, wie dies für Manager von Aktienfonds nicht gilt."

ESG ist eine breite Spielwiese
Für Anleger, die sich auf einzelne ESG-Risiken konzentrieren, ist der Klimawandel bei weitem das wichtigste Umweltthema. In der Tat ist er fast ein universelles Anliegen: 93 Prozent der ESG-engagierten LPs gaben an, dass er für sie ein Schwerpunkt ist. Die europäischen Anleger haben im Vergleich zu ihren Kollegen in anderen Ländern jedoch in weitaus größerem Maß auch spezifischere Umweltthemen wie Biodiversität oder die Abholzung von Wäldern im Blick.

Private Debt: Allokationen werden angepasst
Die Investoren halten die relativ weit entwickelten Märkte für Privatkredite in Nordamerika und Europa in den nächsten zwei Jahren für attraktiver als die Märkte in anderen Regionen. Allerdings ziehen sie auch die derzeitige wirtschaftliche Volatilität in Betracht. Einer von fünf europäischen und einer von drei nordamerikanischen Anlegern glaubt, dass steigende Zinsen zu höheren Ausfallquoten in ihren privaten Kreditportfolios führen werden.

Diese Unsicherheit spiegelt sich in den Zielallokationen der Anleger wider: 35 Prozent der LPs haben ihre Zielallokation für private Kredite in den letzten zwei Jahren erhöht und 19 Prozent haben sie reduziert.

"Wie bei jeder reifenden Anlageklasse passen LPs ihre Allokation bei Privatkrediten jetzt zunehmend an", sagt Michael Schad, Head of Credit Secondaries bei Coller Capital. "Dies wird in den kommenden Jahren den Sekundärmarkt für Privatkredite weiter wachsen lassen."

Zusagen beim ersten Closing von Private-Equity-Fonds
Fast alle Privatmarktinvestoren sind bereit, sich bei der ersten Schließung eines Fonds zu engagieren, wenn die Anreize stimmen. In den letzten zwei Jahren haben 91 Prozent der LPs nach Anreizen der GPs wie beispielsweise einem Frühbucherrabatt beim ersten Closing zugesagt. Die Hälfte der Investoren tut dies sogar häufig.

Spezifische Chancen und Herausforderungen
LPs sehen mehrere spezifische Chancen und Herausforderungen in der Anlageklasse Private Equity:

  • Der Anteil der Investoren, die in Fonds, welche Minderheitsbeteiligungen an GP-Managementgesellschaften erwerben, investieren oder planen, dies zu tun, ist merklich gestiegen. Im Barometer vom Sommer 2018 waren es etwas mehr als ein Drittel der Investoren. Dieser Anteil ist bis zum Sommer 2022 auf fast die Hälfte der LPs angestiegen.
  • Institutionelle Investoren beobachten aufmerksam den Anstieg alternativer Kapitalquellen für Privatmarktfonds, etwa durch Kleinanleger oder Versicherungsbeiträge. Während nur etwa ein Drittel der Anleger diese neuen Kapitalquellen als Risiko für ihren Zugang zu Private-Equity-Fonds sieht, betrachten fast zwei Drittel sie als eine mögliche Bedrohung für die Höhe ihrer Private-Equity-Renditen.
  • Politisch exponierte Investoren sehen ein wachsendes Risiko für ihren Ruf durch Kommentatoren und Aktivisten, die sich auf die Verbindungen von LPs zu Unternehmen im Besitz von Private Equity konzentrieren. Weit über die Hälfte der öffentlichen Pensionspläne, Stiftungen und Fonds sehen darin ein zunehmendes Risiko, verglichen mit weniger als einem Viertel der anderen Typen institutioneller Investoren. (aa)

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Über die Umfrage:
Befragt wurden 110 institutionelle Private-Equity-Investoren aus aller Welt. Die Ergebnisse des Barometers sind für die Gesamtheit der LPs im Hinblick auf Anlegerstandort, Art der investierenden Organisation, verwaltetes Gesamtvermögen und Dauer der Erfahrung mit Private-Equity-Anlagen laut Coller Capital global repräsentativ.

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