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| Theorie

Daron Acemoglu erhält Wirtschaftsnobelpreis

Der Starökonom, Bestseller-Autor und Institutional Money Kongress Keynote-Speaker erhält die höchste wissenschaftliche Auszeichnung für seine Forschung zu den Wohlstandsunterschieden zwischen Nationen. Derzeit treibt ihn die Frage um, ob KI bestehende Gräben eher zuschütten oder vertiefen wird.

Zierte schon das Cover von Institutional Money, als er "nur" MIT-Professor und Bestseller-Autor war: Nobelpreisträger Daron Acemoglu
Zierte schon das Cover von Institutional Money, als er "nur" MIT-Professor und Bestseller-Autor war: Nobelpreisträger Daron Acemoglu© Christoph Hemmerich für Institutional Money

Hätte man uns gefragt, wir hätten ihn auch gewählt: Denn mit dem renommierten Ökonomen Daron Acemoglu vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) wurde einmal mehr einem Wirtschaftswissenschaftler, der zuvor als Keynote-Speaker beim Institutional Money Kongress aufgetreten war, der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften zugesprochen – ein Timing-Kunststück, das uns zuletzt mit der Einladung von Robert Shiller kurz vor seinem Aufstieg in den Nobelpreis-Olymp gelungen ist.

Acemoglu erhielt den Preis gemeinsam mit seinen Kollegen Simon Johnson und James Robinson, wie heute, am Montag, den 14 Oktober 2024 bekannt wurde – und zwar für ihre "wegweisende Forschung zu den Wohlstandsunterschieden zwischen Nationen und dem Einfluss von Institutionen auf den wirtschaftlichen Fortschritt", wie es in der entsprechenden Mitteilung hieß. In dieser wurde die Arbeit der Ökonomen gewürdigt, die sowohl theoretische als auch empirische Ansätze nutzt, um die komplexen Mechanismen hinter globaler Ungleichheit zu entschlüsseln.

Jakob Svensson, Vorsitzender des Wirtschaftspreiskomitees, unterstrich die Bedeutung ihrer Forschung: "Die Verringerung der enormen Einkommensunterschiede zwischen den Ländern ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Preisträger haben die Bedeutung gesellschaftlicher Institutionen für die Erreichung dieses Ziels aufgezeigt."

Acemoglu selbst zeigte sich von der Auszeichnung überrascht und erfreut. In einer Pressekonferenz nach der Bekanntgabe des Preises äußerte er: "Man träumt von einer schönen Karriere, aber das geht weit darüber hinaus."

Starreder auf dem Institutional Money Kongress 2024
In seiner vielbeachteten Keynote-Rede, die er auf dem Institutional Money Kongress 2024 hielt, befasste sich Acemoglu mit einem hochaktuellen und brisanten Thema: den potenziellen Auswirkungen der künstlichen Intelligenz (KI) auf soziale und wirtschaftliche Strukturen.

Der MIT-Professor und Bestseller-Autor (z.B. "Why Nations Fail") warnte eindringlich davor, dass KI zu einer Verschärfung sozialer Ungleichgewichte führen könnte, wenn sie nicht richtig eingesetzt oder kontrolliert wird. Er betonte die Notwendigkeit, die Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen sorgfältig zu steuern, um sicherzustellen, dass sie zum Wohle der gesamten Gesellschaft und nicht nur einiger weniger eingesetzt werden.

KI nur ein Hype?
Im exklusiven Interview mit Institutional Money vertiefte Acemoglu seine Gedanken zu diesem Thema. Er zeichnete ein differenziertes Bild der KI-Entwicklung und ihrer möglichen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei betonte er, dass KI zwar ein enormes Potenzial besitze, ihre tatsächlichen Auswirkungen aber oft überschätzt würden. "Artificial Intelligence ist eine potenziell wahrhaft transformative Technologie, die enormes, um nicht zu sagen unvorstellbares Potenzial aufweist", erklärte Acemoglu. "In der bisherigen Entwicklung aber geschieht vor allem eines: Die Technologie wird hochgejubelt, ich würde sogar sagen, dass KI bisher nicht viel mehr als ein großer Hype ist."

Der Ökonom warnte vor überzogenen Erwartungen hinsichtlich der kurzfristigen Auswirkungen von KI. Er verglich die Entwicklung mit der Einführung der Dampfmaschine, die zwar revolutionär war, aber Jahrzehnte brauchte, um ihre volle Wirkung zu entfalten. "Meiner Einschätzung nach werden die von künstlicher Intelligenz getragenen makroökonomischen Auswirkungen in den nächsten zehn Jahren nur gering sein", prognostizierte er.

Promenschlich oder antimenschlich?
Ein zentraler Punkt in Acemoglus Argumentation ist die Notwendigkeit, KI als Ergänzung und nicht als Ersatz für menschliche Fähigkeiten zu betrachten. Er plädiert für einen "promenschlichen" Ansatz bei der Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen. "In der promenschlichen Richtung setzen wir KI ein, um Menschen an ihrem Arbeitsplatz zu unterstützen, um Menschen zu helfen, bessere Informationen zu erhalten, eine demokratische Gesellschaftsform zu praktizieren und bessere soziale Beziehungen zu pflegen sowie komplexere Aufgaben zu lösen", erläuterte er.

Dem gegenüber stehe eine "antimenschliche" Richtung, in der KI genutzt werde, "um Menschen gewissermaßen zu manipulieren, ihnen Aufgaben abzunehmen, ohne ihnen eine Alternative zu bieten. Das führt zu einer Verdrängung von Arbeitsplätzen und zu größerer Ungleichheit." Acemoglu betonte, dass die Entscheidung zwischen diesen beiden Richtungen nicht allein eine wirtschaftliche, sondern auch eine gesellschaftliche und ethische sei. Er rief dazu auf, die Entwicklung von KI-Systemen bewusst zu gestalten und dabei stets den Nutzen für den Menschen in den Vordergrund zu stellen.

An dieser Stelle ein Hinweis: Auch 2025 wird sich am Institutional Money Kongress die Avangarde der internationalen Ökonomie die Klinke in die Hand geben. Die Voraussetzung für Ihre Teilnahme? Ein Ticket. Wo sie es am unkompliziertesten bekommen? Direkt hier. (hw)

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