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| Theorie

Aktienrenditen und Rezessionen rund um Inflationsspitze unter der Lupe

Der Verbraucherpreisindex (CPI) in den USA erreichte im Juni 2022 seinen Höhepunkt vor fast einem Jahr. Historisch gesehen liegen CPI-Höhepunkte im Durchschnitt meist zu Beginn einer Rezession. Diesmal war das offenbar nicht der Fall, meint Dr. Barry Gilbert, Stratege für Asset Allocation bei LPL.

© Bits and Splits / stock.adobe.com

"Die Risiken an den Aktienmärkten waren am ausgeprägtesten, während wir uns dem CPI-Höhepunkt näherten. Insgesamt lagen die Renditen nahe dem langjährigen Durchschnitt.
Wenn der CPI-Spitzenwert über neun Prozent liegt, wie es dieses Mal der Fall war, war die Post-Peak-Performance des S&P 500 Index im Durchschnitt deutlich stärker. Die Inflations-Story ist vielleicht noch nicht vorbei, aber die Märkte haben in den letzten sechs Monaten möglicherweise bereits begonnen, darüber hinauszuschauen, was dem historischen Verhalten nach dem Höhepunkt entspricht", stellt Dr. Barry Gilbert, Stratege für Asset Allocation bei LPL Research, fest.

One year after
Im nächsten Monat werde man, gemessen an der einjährigen Veränderung des US-CPI, voraussichtlich ein ganzes Jahr vom Höhepunkt der Inflation entfernt sein, so Gilbert weiter. Der CPI erreichte im Juni 2022 mit 9,1 Prozent seinen Höchststand. Seitdem ist die Inflation im Jahresvergleich jeden Monat gesunken, wobei der letzte Wert für April 2023, der kürzlich veröffentlicht wurde, bei 4,9 Prozent liegt.

Historische Betrachtung: Wie ging es an den Märkten nach Inflationsspitzen weiter?
Obwohl jeder Zyklus anders ist, kann ein Blick auf vergangene Inflationsspitzen Aufschluss über Rezessionen und die Aussichten für Aktien geben. "Das vielleicht Bemerkenswerteste am Inflationshöchststand im Juni letzten Jahres ist, dass er so weit hinter uns liegt, während das Rezessionsrisiko auch in Zukunft hoch bleibt. Bei Rezessionen fällt der Höhepunkt der Inflation im Durchschnitt ungefähr mit dem Beginn einer Rezession zusammen, es gibt jedoch große Unterschiede", analysiert Gilbert.

Ist dieses Mal eine höhere Marktresilienz gegeben?
"Obwohl dies seltener vorkommt, liegt der Höhepunkt der Inflation ein Jahr oder länger vor dem Beginn einer Rezession. Sollte die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession abgleiten, könnten wir den verzögerteren wirtschaftlichen Abschwung der Fed zuschreiben, die bei der Inflationsbekämpfung zunächst hinterherhinkte und die Geldpolitik mit der typischen Verzögerung agierte. Einiges an wirtschaftlichem Rückenwind aufgrund der nach der Corona- Pandemie aufgestauten Nachfrage, insbesondere auf der Dienstleistungsseite, könnten ebenfalls zu einer größeren wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit beigetragen haben".

Marktrisiken bilden sich nach Inflationsspitzen zurück

Wenn es um das Marktverhalten geht, sollte es nicht überraschen, dass die Renditen des S&P 500 Index im Jahr nach dem Höhepunkt der Inflation besser als im Jahr zuvor abschnitten, wie die Grafik illustriert. Sowohl die mittlere als auch die durchschnittliche Rendite sind im Jahr vor dem Höhepunkt negativ. Das macht Sinn: Die Märkte stellen sich auf die aktuelle Erfahrung einer höheren Inflation und deren potentielle politische Auswirkungen ein. Im Gegensatz dazu sind die durchschnittlichen Renditen im Jahr nach dem CPI-Höchststand positiv, entsprechen aber nur ungefähr dem Gesamtdurchschnitt.

Kleine Stichprobe, aber....
Erwähnenswert sei, so Gilbert, dass eine höherer Inflation-Peak die Wahrscheinlichkeit einer stärkeren Erholung nach der Spitze erhöht, auch wenn die Inflation ein Jahr später im Allgemeinen immer noch auf einem erhöhten Niveau verharre. Gilbert weiter: "Zugegeben, es handelt sich um eine kleine Stichprobe, aber die durchschnittliche Rendite des S&P 500 Index im Folgejahr, wenn der Inflation-Peak über neun Prozent lag, betrug 20,4 Prozent."

Auf die Richtung der Inflation kommt es an
Für die Märkte sei die Richtung der Inflation und nicht deren Niveau von Bedeutung gewesen, auch wenn ein höherer Inflation-Peak bedeutete, dass die Wirtschaft immer noch mit einer höheren Inflation zu kämpfen hatte. "Das mag zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht so relevant sein, da der Zeitraum von einem Jahr nach dem in der Studie betrachteten Peak-Wert fast hinter uns liegt", meint Gilbert. "Aber es zeigt uns, dass die Marktrisiken durch eine höhere Inflation möglicherweise der Vergangenheit angehören, auch wenn die vollen Auswirkungen der höheren Zinssätze möglicherweise noch bevorstehen".

Auswirkungen auf die Asset Allocation
Die bereits erzielten Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung sind nur einer der Gründe, warum das Asset Allocation Committee von LPL Investoren weiterhin eine moderate Aktienübergewichtung empfiehlt, auch wenn man gerade darangeht, die möglichen Auswirkungen einer Rezession in der zweiten Jahreshälfte abzuschätzen. (kb)

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