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Wenn der Marlboro-Man Elon Musk schlägt.....

Macht der – aus der Werbung weltbekannte – Marlboro-Man eine bessere Figur als Elon Musk? Fakt ist, dass ein Tabakunternehmen wie Philip Morris seit kurzem besser abschneidet als der E-Autobauer Tesla mit seinem Hauptaktionär Musk im ESG-Bereich, zumindest nach Ansicht der Ratingagentur S&P Global.

Christof Schürmann, Senior Research Analyst bem Flossbach von Storch Research Institute, macht sich Gedanken zu ESG-Ratings und ausufernden ESG-Berichtspflichten.

 

 
Christof Schürmann, Senior Research Analyst bem Flossbach von Storch Research Institute, macht sich Gedanken zu ESG-Ratings und ausufernden ESG-Berichtspflichten.
 

 

© Flossbach von Storch Research Institute

"Vielleicht könnte Musk etwas dagegen tun mit mehr Transparenz was Environment, Social, Governance, kurz ESG, betrifft", meint Christof Schürmann, Senior Research Analyst beim Flossbach von Storch Research Institute. "Doch Tesla ist verschlossen, von einer echten Presseabteilung beispielsweise finden sich nur Spuren. Deswegen ist es unwahrscheinlich, dass Musk freiwillig die zahlreichen Initiativen für eine umfangreiche Berichterstattung über die Folgen klimatischer Veränderungen auf und für sein Geschäft aufgreifen wird."

Bisher haben Teslas ESG-Präsentationen reinen Werbecharakter
Von negativen Auswirkungen der Auto-Produktion und Batterieherstellung auf die Umwelt ist jedenfalls keine Rede. Das könnte sich ändern, wenn Tesla beispielsweise ein größeres Geschäft in europäischen Tochtergesellschaften verbuchen sollte.

European Sustainability Reporting Standards kommen
Denn hier, in Europa, rollt vom 1. Januar 2024 eine Welle an neuen Vorschriften an, was die finanzielle Berichterstattung in Sachen ESG betrifft. Es sei denn, der Europäische Rat oder das Europäische Parlament lehnen die in diesem Sommer finalisierten und vom Beratergremium EFRAG konzipierten European Sustainability Reporting Standards (ESRS) in der aktuell laufenden letzten Lesung noch ab. Das ist sehr unwahrscheinlich, weil damit ein Herzensprojekt gezeichnet von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen höchstselbst vollständig begraben werden müsste. Denn bis spätestens Jahresende heißt es nun: ganz oder gar nicht. Änderungen sind nicht mehr möglich, nur noch Zustimmung oder Ablehnung.

Bürokratiemonster ante portas
Mit Inkrafttreten gelten die ESRS dann einheitlich in allen Mitgliedstaaten. Unternehmen, die schon jetzt zur sogenannten nichtfinanziellen Berichterstattung verpflichtet waren, müssen die neuen Regeln bereits für das Geschäftsjahr 2024 anwenden. Andere Unternehmen und Konzerne ohne bisherige Nachhaltigkeits-Berichtspflichten folgen von 2025 an.

Leicht gezähmtes Ungeheuer
Nachdem im November 2022 das Gremium EFRAG (früher European Financial Reporting Advisory Group) die ESRS-Entwürfe vorgestellt hatte, sind die nun endgültigen Fassungen abgeschwächt. Dazu dürften die zahlreichen Stellungnahmen insbesondere aus dem Unternehmenssektor beigetragen haben. Neben längeren Fristen für die Einführungen einzelner Anforderungen für kleinere und mittlere Unternehmen etwa, oder was die Erfassung von Klimawirkungen innerhalb der Lieferketten eines Unternehmens betrifft, ist insbesondere bemerkenswert, dass Unternehmen nicht wie ursprünglich geplant in jedem Fall detailliert über Chancen und Risiken aus dem Themenfeld „Klima“ (Climate-related disclosures) berichten müssen, wenn sie begründen, warum diese für sie nicht relevant sind.

Mehrwert überhaupt vorhanden?
Nachdem sich nach der Vorlage der ursprünglichen ESRS die Frage stellte, inwieweit Unternehmen denn überhaupt in der Lage sein könnten, die Anforderungen zu erfüllen, und wie sie denn an valide, für Stakeholder nützliche Daten kommen, ist nun die Frage, ob es überhaupt zumindest einen theoretischen Mehrwert aus der zukünftigen Berichterstattung geben kann und wird. Denn ihre geschäftsspezifischen Chancen und Risiken müssen Unternehmen im Rahmen der schon die bisherigen Anforderungen erfüllenden Berichterstattung ohnehin erfassen und nennen.

Ein Berg kreißte...
"So kreißte der Berg und gebar eine Maus in Form einer zusätzlichen Bürokratie, die vermutlich wenig Zusatznutzen, aber viel Zusatzkosten verursachen wird. Und sollte es da nicht gerade hierzulande in eine andere Richtung gehen?", fragt Christof Schürmann abschließend zurecht. (kb)

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