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| Regulierung

Verwendung des Enterprise Value bei Benchmarkregulierung kritisiert

Der Switch der europäischen Benchmark-Regulierung von robusten Marktstandards zu alternativen Indikatoren sei alles andere als hilfreich bei der Verfolgung des Ziels, den Klimawandel abzuschwächen, sagt Scientific Beta, der Research-Arm von EDHEC.

Ducoulombier Frédéric, Director of Risk and Compliance, Scientific Beta 
Ducoulombier Frédéric, Director of Risk and Compliance, Scientific Beta © EDHEC

Wenn die globale Erderwärmung bei 1,5 °C gestoppt werden soll, müssen die Treibhausgasemissionen stark reduziert werden. Das wird aber nur gelingen, wenn es zu einer dramatischen Verringerung der Kohlenstoffintensität der menschlichen Aktivitäten kommt.

Erprobter Standard über Bord geworfen
Die Normalisierung der Emissionen in Bezug auf den Unternehmensumsatz ist etablierter Markt-Standard und eine Kennzahl der gewichteten durchschnittlichen Kohlenstoffintensität, wie sie von der "Task Force on Climate-related Financial Disclosures" empfohlen wird. Jedoch sieht der Entwurf des delegierten Rechtsakts betreffend die Erfordernisse von EU-Klima-Benchmarks die Verwendung des Unternehmenswertes (Enterprise Value) plus Cash statt des Unternehmensumsatzes für die Errechnung der Kohlenstoffintensität vor.

Laut Scientific Beta weder gerechtfertigt noch zu Ende gedacht
Das Beratungsgremium des Regulators argumentiert, dass der Übergang vom Marktwert der produzierten Güter und Dienstleistungen eines Unternehmens zur Marktkapitalisierung schädlich für die Kohleindustrie wäre, und die auf dem Unternehmenswert beruhende Kohlenstoffintensität wäre auf alle Aktien- und Rentenindizes anwendbar. Jedoch, so Scientific Beta, würden über die Kohleindustrie hinausgehend alle Unternehmen unter dieser nicht gerechtfertigten Änderung leiden, deren Quotient von Unternehmenswert zu Umsatz unter dem Durchschnitt liegt.

Feedback der Stakeholder
Dies führte dazu, dass der Regulator Daten- und Bias-Probleme betreffend die Ermittlung des Unternehmenswerts in Betracht zog. Ein fundamentales Problem wird aber nur ungenügend angesprochen, denn mit dem Unternehmenswert kommt die Aktienmarktvolatilität. Das schwäche den Link zwischen Änderungen in der gemessenen Kohlenstoffintensität und den zugrundeliegenden Emissionen. Dadurch werde eine Volatilität der Kohlenstoffintensität hergestellt, die Grennwashing erleichtere, findet Scientific Beta. Der Marktstandard sei in beiden Fällen vorzuziehen.

White Paper
In diesem mit den Titel "Carbon Intensity Bumps on the Way to Net Zero" folgern Scientific Betas Frederic Ducoulombier, ESG Director, und Victor Liu, Quantitative Analyst, dass der Wechsel der europäischen Benchmark-Regulierung vom robusten Marktstandard zu alternativen Indikatoren bei der Verfolgung des Ziels, die Erderwärmung abzuschwächen, nicht hilfreich sei. Aus Klimaschutzsicht sollte man verhindern, die Konstruktion von Portfolios in Richtung einer Unternehmenswert-basierten Kohlenstoffintensität zu lenken.

Was Investoren tun sollten
Investoren, die entlang der EU-Klima-Benchmarks investieren möchten, ohne dabei zu unerwünschtem Greenwashing zu ermutigen, sollten Methoden, die diese Messgröße verwenden, so wenig wie nur irgendmöglich einsetzen - gerade noch so viel, dass dies mit der Compliance vereinbar bleibt. (kb)

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