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Lehman-Absicherungsgeschäfte kommen nach 13 Jahren vor Gericht

Derivate von Lehman Brothers, die die pleitegegangene Investmentbank gegen Zahlungsausfälle bei Hypotheken bonitätsschwacher Kunden schützen sollten, könnten mehr als ein Jahrzehnt später zu einer großvolumigen Auszahlung führen.

© Jin Lee / Bloomberg News

Am Montag beginnt ein ein mit Spannung erwarteter Prozess der Lehman Brothers International Europe (LBIE) gegen die Bondversicherungsfirma Assured Guaranty. Die Londoner Lehman-Tochter behauptet, eine Reihe von Kreditausfall-Swaps, die sie erworben hatte, seien 2009 falsch abgerechnet worden. Assured Guaranty habe dabei nicht Marktpreise zugrunde gelegt, sondern eine “Finanzalchemie”, wie LBIE in den Gerichtsakten dargelegt. Assured schulde ihr mehr als 500 Millionen Dollar (432 Millionen Euro). Darüber berichtet Bloomberg.

Unterschiedliche Rechtsstandpunkte
Assured indessen steht auf dem Standpunkt, die Verträge bei der Abwicklung buchstabengetreu befolgt zu haben. Vielmehr sei es Lehman, die zahlen müsse. Die Bank schulde dem Bondversicherer nach ihrem Zusammenbruch 20,7 Millionen Dollar Stornogebühren.

Dass es 13 Jahre nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers noch eine solche Kontroverse gibt, illustriert die Komplexität des Marktes für Kreditausfall-Swaps. Die 28 fraglichen Kontrakte, die an Bündel von US-amerikanischen und britischen Wohnhypotheken sowie an einige Unternehmenskredite gebunden waren, hatten einen Nennwert von 5,6 Milliarden Dollar. Bestimmte Eigenheiten dieser speziellen Swaps erschweren die Ermittlung des Abrechnungspreises.

“Immer dann, wenn die zugrunde liegenden Instrumente ungewöhnlich und illiquide sind, kann es zu dieser Art von Streitigkeiten kommen”, erklärt John Williams, der bei der Kanzlei Milbank den Derivatebereich leitet. “Es kann sehr große Unterschiede geben zwischen dem, was der eine zum Wert eines Kontrakts annimmt und dem, was der andere glaubt.”

Fehlende Marktpreise führen zu Problemen
Lehman als Käufer der Absicherung argumentiert, die Swaps hätten auf der Grundlage von Marktdaten abgerechnet werden müssen. Assured als Emittent legt dar, dies sei schwer zu bewerkstelligen gewesen, da es keinen Markt gegeben habe, auf den man die Bewertungen hätte stützen können. In einer für die Lehman-Positionen abgehaltenen Auktion habe sich kein Bieter gefunden. Daraufhin schätzte die Versicherungsgesellschaft die künftige Wertentwicklung der Wertpapiere, die den Geschäften zugrunde lagen.

Das Ergebnis des Prozesses wird von Hedgefonds wie King Street Capital Management und Farallon Capital Management ebenso interessiert verfolgt wie von Kreditgebern wie der Deutsche Bank und Barclays. Sie warten auf ein Urteil des Londoner Berufungsgerichts, wo eine Entscheidung über Streitigkeiten zwischen den nachrangigen LBIE-Gläubigern zu großen Gewinnen führen könnte. Ein Sprecher von Assured Guaranty lehnte eine Stellungnahme ab.

PriceWaterhouseCoopers als Insolvenzverwalter wickelt seit 2008 den europäischen Zweig von Lehman ab und versucht, Barmittel für die Gläubiger der Bank zu beschaffen. LBIE zugesprochenes Geld würde über die Kapitalstruktur schließlich an die Inhaber nachrangiger Lehman-Schuldtitel fließen. Sie sind inzwischen größtenteils im Besitz von Anlegern, die sich auf den Distressed-Bereich spezialisiert haben. Die Auszahlung für im Segment engagierte Fonds könnte sich drastisch verbessern. (aa)

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