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LBBW ruft 20.000 bis 30.000 Euro für Research nach MiFID auf

Als erste deutsche Bank hat die LBBW Preise für den Zugang zu ihrem Research nach Einführung der MiFID-II-Richtlinie Anfang 2018 genannt. Demnach werden Kunden der Bank für ein "Basis-Paket" einen "niedrigen fünfstelligen" Betrag zahlen, sagte Chefvolkswirt Uwe Burkert im Interview in Stuttgart.

Kundenkreisen zufolge hat die LBBW zwischen 20.000 und 30.000 Euro für unterschiedlich zusammengestellte Pakete aufgerufen.

Das Basisangebot beinhaltet für alle Asset-Klassen Zugang zum Research-Portal und die Teilnahme an "kundenübergreifenden Conference Calls und Webinaren", so Burkert. Wer das Premium-Paket bucht, kann zusätzlich pro Jahr bis zu zehn individuelle Vor-Ort-Termine mit Analysten in Anspruch nehmen und bis zu 20 Einzeltelefonate führen. Dieses Angebot werde "nicht ganz doppelt so viel" kosten. Im Equity-Bereich sind bei Premium-Leistungen "einzelvertragliche Lösungen" geplant, bei denen auch Termine mit Managern von Unternehmen vorgesehen sind.

MiFID II verbietet Gratis-Zugaben

Die LBBW biete für 20.000 Euro bis 25.000 Euro Makro-, Devisen-, Aktien und Rohstoff-Research, sagte eine mit den Angeboten vertraute Person, die nicht namentlich genannt werden wollte. Für ein Paket aus Makro-, Credit- und Einzelwerte-Research habe die LBBW einen Preis von 30.000 Euro genannt, erklärte eine andere informierte Person, die ebenfalls um Anonymität bat. Die bislang gängige Praxis von Banken, ihren Kunden Research-Leistungen nicht separat zu berechnen, endet mit Inkrafttreten der EU-Richtlinie MiFID II am 3. Januar für viele Kundengruppen. Dann gilt kostenloses Research als Zuwendung, die etwa Fondsmanager und Vermögensverwalter nicht annehmen dürfen.

Schwierige Preisfindung der Banken weltweit für ihr Rsearch

Nach und nach tasten sich Banken weltweit an die Bepreisung der Research-Leistungen heran, die bislang über Einnahmen an anderer Stelle finanziert wurden, wobei die jeweils angebotenen Leistungen schwer vergleichbar sind. So plant die Schweizer Großbank UBS einen Preis von etwa 40.000 US-Dollar für einen Basis-Zugang zu ihrem Aktien-Research, wie Bloomberg Mitte August erfuhr. Bank of America arbeitet mit einem Preis von bis zu 80.000 US-Dollar je Nutzer für die volle Research-Nutzung, wie aus einem Preisdokument hervorgeht, in das Bloomberg News Einblick hatte. Autonomous Research plant Kreisen zufolge einen Preis von 1.000 Dollar für den Abruf einer einzelnen Aktienanalyse.

Was sagt die Aufsicht zu den aufgerufenen Preisen?

Burkert ist zuversichtlich, dass die Aufsicht seine Preiskalkulation billigen wird. "Da wir schon seit Langem bestimmte Research-Leistungen bepreisen, ist es kein Problem für uns, unsere Preise plausibel zu machen und zu belegen", erklärt er. Bereits seit fünf Jahren bietet sein Team Kunden bestimmte Leistungen gegen Bezahlung an, etwa Unterstützung bei der Portfolioüberwachung. Und als zentraler Dienstleister für die Sparkassen habe die LBBW bereits ein Portal entwickelt, mit dem sie den Zugang zu Research individuell freischalten könne, bis hinunter zum einzelnen Anlageberater. "Diese Erfahrungen mit Kalkulation, Abrechnung und Zugangssteuerung können wir für MiFID II jetzt eins zu eins umsetzen", so Burkert.

Unternehmenskunden werden auch zur Kasse gebeten

Was die LBBW von vielen anderen unterscheide sei, dass sie neben Asset Managern und Vermögensverwaltern auch viele Unternehmen als Kunden habe, erklärt der Volkswirt. "Damit verrechnet sich der gesamte Research-Bereich nicht nur auf im engen Sinne MiFID-relevante Kunden, die nur etwa 20 Prozent ausmachen, sondern neben Versicherungen oder Institutionellen auch auf das Unternehmenskundengeschäft."

Bewussterer Umgang mit Research wird durch Bezahlsystem gefördert

Burkert erwartet, dass die Kosten für Research "Konsequenzen an anderer Stelle haben werden". Die größere Transparenz und die stärkere Hinterfragung dürften dafür sorgen, dass bestimmte Gebühren nach unten gehen. In welchem Maße das geschehe, hänge unter Anderem davon ab, wie sich der Wettbewerb aufstelle. Bei den Kunden erwartet Burkert, dass MiFID II zu einem bewussteren Umgang mit Research führt. "Jeder wird jetzt einmal nachschauen, was er tatsächlich braucht", glaubt er. "Fondsmanager werden weniger Studien kaufen, die nur ihre Meinung bestätigen, sondern andere Meinungen stärker schätzen, die ihnen zeigen, ob sie vielleicht etwas übersehen haben."

Spezialisierung ante portas

Das werde zu einer Spezialisierung führen, die Anbieter müssten sich ein glaubwürdiges Profil geben und mehr Branchen-Know-How aufbauen. Die LBBW hat Burkert zufolge schon 2015 Equity- und Credit-Research zusammengezogen und einheitliche Branchenteams geschaffen.

Schrumpfender Personalstand

Fünf Mitarbeiter habe die LBBW in Vorbereitung auf MiFID II aus dem direkten Research abgezogen, berichtet Burkert. "Sie kümmern sich jetzt um die Schnittstelle zwischen Research und Beratungsmandaten wie etwa Portfolioüberwachung und sind damit gut ausgelastet." Das Team umfasse heute 60 Mitarbeiter, Ziel sei eine Größe von rund 50. (kb)

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