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LBBW kommentiert die EZB-Pläne zu den TLTROs und die Forward Guidance

Der EZB-Rat hat auf der jüngsten Sitzung bekannt gegeben, wie die Konditionen für die dritte Serie gezielter Langfristtender (TLTRO-III) aussehen werden. Aber auch bei der Forward Guidance gab es interessante Weiterentwicklungen.

Die EZB-Sitzung in der litauischen Hauptstadt Vilnius war vor allem für fremdkapitalsuchende Großbanken der Eurozone von größtem Interesse. Denn der EZB-Rat hat am Donnerstag die Konditionen für eine ab September 2019 geplante Serie von gezielten Langfristtendern (TLTRO-III) bekannt gegeben.

Realwirtschaft soll von Banken finanziert werden
Wie die LBBW in einer Analyse berichtet, werden die Tender zu zehn Basispunkten über dem während der Laufzeit gültigen Hauptrefinanzierungssatz angeboten. Für Banken, die für ihre
Kreditvergabe bestimmte Schwellenwerte überschreiten, verbilligen sich die Tender um bis zu 40 Basispunkten gegenüber diesem Wert. Von Interesse war bzw. ist aber auch die Forward Guidance.

Neue Forward Guidance: Keine Zinsanpassung vor Mitte 2020
Zudem hat der EZB-Rat die sog. Forward Guidance angepasst. Die EZB will demnach ihre Leitzinsen bis mindestens Ende des ersten Halbjahres 2020 unverändert lassen. Zuvor war dieses Versprechen nur bis Ende 2019 abgegeben worden.

Draghi versäumte laut LBBW nicht, darauf hinzuweisen, dass die EZB damit die Forward Guidance um sieben Monate verschoben habe – im Juli legt die EZB eine Sommerpause ein.

Eigentlich sei das der LBBW zufolge eine Haarspalterei, aber Draghi war es auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass die EZB keinen Bias für höhere Leitzinsen habe. Allerdings stehe dies nach LBBW-Ansicht in gewissem Widerspruch zur (minimalen) Verschlechterung der Konditionen für die TLTRO-III-Tender.

Der Euro hat zumindest in einer ersten Reaktion auf Draghis Aussagen auf der Pressekonferenz zum US-Dollar auf über 1,13 zugelegt.

Mit der neuen Forward Guidance gab die EZB indes eine Art Niedrigzinsgarantie für die anstehenden TLTROs, dämpfte aber ebenso aufkeimende Zinssenkungsphantasien für 2020.

Allerdings habe die EZB in der aktuellen Lage laut LBBW-Einschätzung ohnedies keinen oder so gut wie keinen Zinssenkungsspielraum, im Unterschied etwa zur US-Notenbank. Die EZB hatte unterlassen, die Zinsen während der guten Konjunkturphase 2017/18 anzuheben, um solchen Spielraum zu schaffen.

Projektionen: 2019 besser, 2020 schlechter als bislang erwartet
Die EZB-Ratstagung stand auch im Zeichen der neuen makroökomischen Projektionen für Inflation und Wachstum. Die Projektionen für 2019 für das BIP-Wachstum wurden von 1,1 auf 1,2 Prozent angehoben, für 2020 und 2021 wurden sie auf 1,4 Prozent (zuvor 1,6%) bzw. 1,4 Prozent (zuvor 1,5%) leicht gesenkt.

Die Inflationsrate dürfte laut EZB im laufenden Jahr bei 1,3 Prozent liegen (zuvor 1,2%), 2020 steigt nach Einschätzung der EZB die Inflation auf 1,4 Prozent (zuvor 1,5%), für 2021 blieb die Projektion bei 1,6 Prozent.

"Da der für die Geldpolitik relevante Zeitraum eher 2020 und später ist, hat sich die Einschätzung der EZB damit leicht in Richtung Konjunkturabschwächung verschoben, was zumindest ihre neue Forward Guidance begründen würde", kommentiert die LBBW abschließend. (aa)

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