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EZB unzufrieden mit Bankpersonalverlagerung nach dem Brexit

Einige große internationale Banken haben nach dem Brexit keine ausreichende Anzahl leitender Mitarbeiter in die EU versetzt. Zu diesem Schluss ist die EZB in einer Untersuchung gekommen, die nun wohl zu erhöhtem Druck der EU auf ausländische Banken führen dürfte, mehr Stellen zu verlegen.

© Mediaparts / stock.adobe.com

Die als “Desk Mapping” bekannte Untersuchung der EZB-Bankenaufsicht ergab, dass einige der untersuchten Institute - alle mit Hauptsitz außerhalb der EU - nicht genügend lokale Kapazitäten aufgebaut haben, um die beaufsichtigten Geschäfte in der Region zu führen. Das berichten Personen, die mit dem Prozess vertraut sind. Ein Grund dafür sei, dass die Führungskräfte ungern von London nach Dublin, Frankfurt oder Paris umziehen wollten.

Welche Führungskraft will schon in kontinentaleuropäische "Steuerwüsten" ziehen....
Die EZB werde nun wahrscheinlich darauf drängen, dass die Banken mehr Führungspositionen in die EU verlagern oder das Management vor Ort durch andere Maßnahmen stärken, will Bloomberg von Informanten erfahren haben. Die Überprüfung sei auf Stärke und Präsenz des Risikomanagements gerichtet und nicht vordergründig als Druckmittel für Personalmaßnahmen gemeint gewesen, hieß es.

Das “Desk Mapping” umfasste US-Firmen wie Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, J.P.Morgan und Morgan Stanley, sowie Institute aus anderen Drittstaaten wie Barclays, HSBC und UBS.

Interessenkonflikt
Der Streit mit den Banken darüber, wie viel Geschäft und Personal sie nach dem Brexit in die EU verlagern müssen, dauert bereits Jahre. Der Interessenkonflikt: Die Geldhäuser wandern angesichts der hohen Liquidität und des breiten und tiefen Talentpools nur ungern aus London ab. Die EZB hingegen will die finanziellen Risiken in den Bilanzen der Banken im Auge behalten und fürchtet Kontrollverlust, wenn diese in London geführt werden.

Mangelnde Umzugsbereitschaft hat viele Gründe
Die mangelnde Umzugsbereitschaft von Führungskräften hat sich als eines der größten Hindernisse für die Erfüllung der mit der EZB vereinbarten Pläne zum Ausbau der EU-Aktivitäten erwiesen. Viele Mitarbeiter, insbesondere solche mit Familien, wollen nicht in Städte ziehen, die als weniger lebendig und vielfältig als London gelten. Viele führen auch Sprachbarrieren als Gründe an, die gegen einen Arbeitsplatz in Kontinentaleuropa sprechen.

Bilaterale Gespräche
Die EZB hat das “Desk Mapping” entwickelt, um zu ermitteln, wo die EU-Töchter ausländischer Großbanken wichtige Mitarbeiter beschäftigen und Geschäfte abwickeln. Im Rahmen der Übung mussten die beaufsichtigten Institute der EZB einen detaillierten Überblick über ihre Strukturen geben. Die EZB teilte den Banken vor kurzem die Ergebnisse mit und arbeite mit ihnen zusammen, um zu entscheiden, wie viel Abhilfe in jedem einzelnen Fall notwendig sei, heißt es. (kb)

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