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EZB-Rat Stournaras rechnet mit zwei weiteren Zinssenkungen 2024

?Die Europäische Zentralbank wird nach Ansicht von Ratsmitglied Yannis Stournaras ihre Geldpolitik möglicherweise weiter lockern müssen, um die angeschlagene Wirtschaft im Euroraum zu unterstützen. In diesem Jahr seien noch zwei weitere Zinssenkungen wahrscheinlich, so der Grieche.

Yannis Stournaras, Gouverneur der Bank of Greece und EZB-Ratsmitglied
Yannis Stournaras, Gouverneur der Bank of Greece und EZB-Ratsmitglied© Bank of Greece

Die Notenbanker hätten Fortschritte im Kampf gegen die Inflation gemacht, sagte Yannis Stournaras, Gouverneur der Bank of Greece, in einem Interview mit der Finanzpublikation Platow, aus dem Bloomberg News zitiert. Die nachlassende Wirtschaftsdynamik, die sich in den jüngsten Daten zeige, werde den Preisdruck wahrscheinlich stärker als erwartet dämpfen und die Risiken für den Inflationsausblick seien nun ausgewogen, so der Zentralbankchef.

Was für zwei Leitzinsenkungen der EZB bis Jahresende spricht
“Ich gehe immer noch von zwei Zinssenkungen in diesem Jahr aus, wenn die Desinflation wie erwartet voranschreitet”, sagte Stournaras in dem am Donnerstag veröffentlichten Interview. “Wir sind da auf einem guten Weg. Außerdem ist das Wachstum schwächer als erwartet, was ebenfalls für Zinssenkungen spricht.” Auf die Frage, ob es im September zu einer weiteren Zinssenkung kommen werde, sagte Stournaras lediglich, die Entscheidung werde von den Daten abhängen, wobei “alle vorhandenen Informationen” berücksichtigt würden.

Unerwartete Beschleunigung der Gesamtinflation im Euroraum im Juli

Verwirrender Zahlen-Cocktail
Eine Reihe von Wirtschaftsdaten lieferte diese Woche gemischte Signale für die Währungshüter. Angesichts der unerwarteten erneuten Schrumpfung in Deutschland fiel das Wachstum im zweiten Quartal etwas schwächer aus, als die EZB im Juni prognostiziert hatte. Die Inflation hat sich im vergangenen Monat beschleunigt, und die Kerninflation, bei der die volatilen Komponenten herausgerechnet werden, blieb stabil. “Unsere Projektionen gehen davon aus, dass die Inflation reibungslos und schnell zurückgeht. Aber der Weg bleibt holprig in einem Umfeld großer Unsicherheit”, sagte Stournaras. Der Juli-Wert “von 2,6 Prozent passt in dieses Bild und ist im Einklang mit unseren Projektionen.”

Nowcasting sagt Inflationsrückgang für August voraus
Ein Nowcast von Bloomberg Economics lässt eine Verlangsamung auf 2,2 Prozent im August erwarten. Stournaras sagte, es bestehe sogar das Risiko, dass die Teuerung mittelfristig unter zwei Prozent falle, und dass die Ratsmitglieder “gleichermaßen besorgt sein sollten, sowohl was die Überschreitung als auch was die Unterschreitung des Inflationsziels betrifft.”

Aktuell legen die Zentralbanker ihr größten Augenmerk auf den Dienstleistungssektor
Sie befürchten, dass starke Lohnerhöhungen zu einer hartnäckigen Inflation führen werden. Stournaras sagte, dass diese Faktoren “erst spät” auf die sinkende Inflation reagieren. “Daher kann es irreführend sein, den aktuellen Daten zu viel Gewicht einzuräumen”, so der griechische Ökonom. “Vorausschauende Indikatoren deuten aber auf einen Rückgang des Lohnwachstums 2025 hin.”

Was Yannis Stournaras außerdem zu Platow sagte
- “Ich mache mir Sorgen, dass es keine Anzeichen für eine Erholung des verarbeitenden Gewerbes und der Industrieproduktion gibt. Zudem birgt die zunehmende geopolitische Fragmentierung Risiken.”
- “Die US-Wahlen könnten hingegen die Weltwirtschaft nachhaltig beeinflussen.”

Zur nächsten Strategieplanung der EZB
- “Wir müssen sicherstellen, dass unsere Strategie sowohl bei hoher als auch bei sehr niedriger Inflation effizient ist. Unser Inflationsziel von zwei Prozent bleibt unverändert.”
- “Es gibt klare Hinweise, dass der neutrale Zins vor der Pandemie im Trend gefallen ist. Ich glaube, dass er in Zukunft in der Nähe, aber über dem Niveau vor der Pandemie liegen wird — real irgendwo über null Prozent.” (kb)

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