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EZB mit Zwei-Prozent-Inflationsziel und Overshooting-Spielraum

Die Ratsmitglieder der Europäischen Zentralbank haben sich auf ein neues Inflationsziel geeinigt. Sie peilen mit zwei Prozent nun eine etwas höhere Marke an und wollen einen gewissen Spielraum für eine vorübergehende Überschreitung tolerieren, sagten Personen mit Kenntnis der Beschlüsse.

Christine Lagarde hat wieder einen großen Auftritt.
Christine Lagarde hat wieder einen großen Auftritt.© Chris Ratcliffe / Bloomberg

Das ist eine signifikante Änderung gegenüber dem früheren Inflationsziel der EZB in der mittlerweile wohlbekannten Formulierung “unter, aber nahe zwei Prozent”, das einigen Ratsmitgliedern zu vage geworden war. Die Einigung wurde bei einer Sondersitzung des Gremiums am Dienstag und Mittwoch erzielt, mit dem die erste Strategieüberprüfung der EZB seit fast 20 Jahren abgeschlossen wurde.

Weg für Tolerierung höherer Inflationsraten geebnet
Die neue Strategie könnte es der EZB erlauben, eine länger anhaltende ultra-lockere Geldpolitik zu verfolgen. Der Rat könnte nun argumentieren, dass damit ein jahrelanges Unterschreiten des Zielwerts, welches das wirtschaftliche Potenzial des Euroraums belastet hat, ausgeglichen werde.

Debatte über PEPP-Ausstieg wird wohl im Herbst starten
Auch für die Maßnahmen der Währungshüter im Zusammenhang mit der Pandemie ist die Entscheidung relevant. Nach dem Sommer wird eine Debatte dazu beginnen, wie man den Ausstieg aus dem außerordentlichen Anleihekaufprogramm in Höhe von 1,85 Billionen Euro organisiert.

Die Entscheidung der EZB wird um 13 Uhr veröffentlicht. Um 14:30 Uhr tritt Präsidentin Christine Lagarde vor die Medien, um die neue Strategie zu erläutern. Eine Reihe weiterer Themen waren Teil der Strategieüberprüfung, insbesondere auch die Rolle der EZB bei der Bekämpfung des Klimawandels, Beschäftigung und Globalisierung. (kb)

Der Ansatz der EZB unterscheidet sich von dem Prinzip eines durchschnittlichen Inflationsziels, wie es die US-Notenbank Federal Reserve letztes Jahr verkündet hatte. Das würde ein automatisches Überschießen nach Perioden geringer Inflation bedeuten. Bundesbankpräsident Jens Weidmann gehörte zu den Ratsmitgliedern, die einem solchen Ansatz skeptisch gegenüberstanden.

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