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EZB-Kaufprogramm: Italien wird auch innerhalb von PEPP bevorzugt

Kurz vor der Ratssitzung, im Rahmen derer über eine Aufstockung des Notfallkaufprogramms PEPP entschieden werden dürfte, hat die Notenbank für Mai ein abermaliges Rekordvolumen an Nettokäufen vermeldet, wie die LBBW-Experten in der neuesten Ausgabe des "Strategy Alert Renten" schreiben.

Euro-Staatsanleihen des Sorgenkinds Italien sind überproportional in den EZB-Ankaufprogrammen vertreten. 
Euro-Staatsanleihen des Sorgenkinds Italien sind überproportional in den EZB-Ankaufprogrammen vertreten. © Alexander Sanchez / stock.adobe.com

Der bisherige Spitzenwert vom April von 141,9 Milliarden Euro) wurde um nochmals fast zehn Prozent auf 154,0 Milliarden Euro gesteigert. Die Gewichte haben sich dabei im Mai ein weiteres Stück hin zum Corona-Notfallprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) verschoben, auf das Nettokäufe von 115,9 Milliarden Euro - nach 103,4 Milliarden Euro im Vormonat - entfielen.

Indizien für eine Volumensaufstockung des PEPP verdichten sich
Da der zeitanteilige Wert der bisher vorgesehenen Gesamtsumme von 750 Milliarden Euro nur bei rund 82 Milliarden Euro pro Monat liegt, verdichten sich damit die Indizien für eine Aufstockung: Bei Fortsetzung des gegenwärtigen Kauftempos wäre PEPP bereits Mitte Oktober ausgeschöpft. Bei APP (Asset Purchase Programme) steuert die EZB ebenfalls weiterhin auf ein frühzeitiges Ausschöpfen des pauschalen Zusatzvolumens von 120 Milliarden Euro hin, denn eine Nettokaufsumme von 38,2 Milliarden Euro im Mai (nahezu unverändert gegenüber 38,5 Milliarden Euro im April) impliziert ein fortgesetztes Frontloading des Zusatzvolumens: Der rechnerische monatliche Sollwert beträgt für die APP lediglich rund 32 Milliarden Euro. Da die zu refinanzierenden Fälligkeiten im Mai mit 15,6 Milliarden Euro deutlich unter dem Vormonatswert lagen, waren die Bruttokäufe (APP + PEPP) mit 170 Milliarden Euro indes im Monatsvergleich leicht rückläufig (April: 176 Milliarden Euro).

Aufteilung der Nettoanleihekäufe auf APP-Teilsegmente blieb im Mai erneut stabil
Bei den Unternehmensanleihen (Corporate Sector Purchase Programme; CSPP) steht für Mai ein geringfügiger Rückgang der Nettokäufe auf 5,4 Milliarden Euro zu Buche, nach 5,6 Milliarden Euro im April. Die Bruttokäufe (7,8 Milliarden Euro, nach zuvor 6,7 Milliarden Euro) stiegen indes an. Der Anteil des CSPP an den APP-Nettokäufen blieb nahezu unverändert bei gut 14 Prozent.

EZB langte bei Corporate Bond-Neuemissionen ktäftig zu
Auffällig ist, dass die EZB besonders stark bei Neuemissionen von Unternehmen zugegriffen hat, denn der Primärmarktanteil an den CSPP-Nettokäufen stieg im Mai von 55 Prozent auf außergewöhnlich hohe 69 Prozent. Auf die Covered Bonds entfiel im Mai ein kaum verändertes Nettokaufvolumen von knapp 3,8 Milliarden Euro (Brutto: 4,2 Milliarden Euro), während der Wert für ABS praktisch bei Null lag, nach -0,33 Milliarden Euro im April. Der Anteil der öffentlichen Anleihen an den APP-Nettokäufen veränderte sich im Mai angesichts der Stabilität der übrigen Teilprogramme ebenfalls nur marginal, und zwar von 77 auf 76 Prozent. In absoluten Zahlen kam das PSPP auf Nettokäufe von 29,0 Milliarden Euro (April: 29,6 Milliarden Euro), womit allerdings die Bruttokäufe wegen eines relativ niedrigen Fälligkeitsvolumens spürbar auf 41,5 Milliarden Euro zurückgingen.

Aufteilung der PEPP-Nettokäufe erstmalig für Mai publiziert
Mit den Daten für Mai hat die EZB nun erstmals auch Details zur Aufteilung der Nettokäufe im Rahmen des Notfallprogramms PEPP genannt. Entlang der Anleiheklassen ergibt sich für die kumulierten Käufe seit PEPP-Start demnach keine grundlegend andere Zusammensetzung als bei den APP. Eine Ausnahme ist indes, dass Covered Bonds innerhalb des PEPP mit einem Anteil von nur rund einem Prozent bis dato nahezu keine Rolle spielen.

Öffentliche Anleihen dominieren bei PEPP, aber auch ordentlich CPs gekauft
Der Löwenanteil entfällt mit bisher knapp 80 Prozent auch bei PEPP erwartungsgemäß auf das Segment der öffentlichen Anleihen. Das Unternehmenssegment kommt bis dato insgesamt auf einen Anteil von knapp 20 Prozent oder rund 46 Milliarden Euro. Bemerkenswert ist, dass hiervon mehr als drei Viertel oder 35,4 Milliarden Euro auf die sehr kurzlaufenden Commercial Paper (CPs) entfällt, welche die EZB erst im März als Reaktion auf Verspannungen am Euro-Geldmarkt in die Liste der erwerbbaren Anleihen aufgenommen hatte. Bezüglich der Länderaufteilung der öffentlichen Anleihen innerhalb des PEPP bestätigt sich im Grundsatz die Vermutung, welche bereits die APP-Daten für März und April nahegelegt hatten: Die EZB greift bei italienischen Staatstiteln stärker zu, als dies im Falle einer Aufteilung der Nettokäufe nach Kapitalschlüssel zu erwarten wäre. (kb)

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