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EZB-Anleihekäufe treiben Investoren in riskanteres Marktsegment

Der Stimulus-Plan der Europäischen Zentralbank verschärft den Wettbewerb zwischen Anlegern am Junkbond-Markt und treibt viele auf der Jagd nach Rendite in das riskantere Segment.

Wanted: Fallen Angels sind bei der Renditejagd gesucht
Wanted: Fallen Angels sind bei der Renditejagd gesucht© Pablo G. Mediavilla

Das Anleihekaufprogramm der EZB hat bereits die Spreads der stärksten High Yield-Unternehmensanleihen im Vergleich zu ihren schwächeren Pendants gedrückt, da Manager von Investment-Grade-Vermögenswerten mit traditionellen Fonds um das Angebot konkurrieren. Angesichts der Aussicht auf weitere Maßnahmen der EZB wird sich dieser Trend beschleunigen.

Geht hier bald noch mehr?
“Wir gehen davon aus, dass dies zu mehr von einer Renditejagd motivierten Transaktionen führen wird, bei denen Anleger gezwungen sind, mehr Risiken einzugehen, um die gewünschten Erträge zu erzielen”, sagt Daniel Lamy, Stratege von J.P. Morgan in einem Telefoninterview mit Bloomberg.

Zwar ist die genaue Art der EZB-Stimuli nach wie vor unklar, jedoch erscheinen weitere Aktiva-Käufe unvermeidlich. Dies wird Anleger aus dem bonitätsstärkeren Segment weiter in den Junk-Bereich treiben, da die Notenbank mit Käufen beginnen wird, während die Investment-Grade-Emissionen sinken. Ihre Optionen sind auch dadurch begrenzt, dass viele bonitätsstärkere Unternehmen bereits refinanziert haben oder ihre Ratings auf Junk gesenkt wurden.

Fallen Angels: der Charme von BB-Qualitäten nimmt zu
So genannte gefallene Engel-Unternehmensanleihen, die von Investmentgrade auf Junk herabgestuft wurden - trugen in den ersten neun Monaten 80 Milliarden Euro zum Hochzinsvolumen bei und dürften die Emissionen bis ins nächste Jahr hinein stützen, schrieb Fitch Ratings in einem Bericht letzte Woche. Traditionelle Fonds müssen bei neuen Transaktionen stärker um Anleihen kämpfen und erhalten weniger als sie möchten, berichtet Guillaume Truttman, Hochzins-Portfoliomanager bei Financiere Meeschaert. Junkbonds machten Ende Juni rund sechs Peozent der Investment-Grade-Fondspositionen aus, nach 4,5 Perozent im Vorjahr, so J.P. Morgan.

Spread von BB zu Single-B auf höchstem Niveau seit Mai 2020
Die Spread-Differenz zwischen stärkeren Junk-Unternehmensanleihen mit BB-Noten, die von Investment-Grade-Anlegern am meisten bevorzugt werden, und Anleihen mit den schlechteren B-Noten, befindet sich nun auf dem höchsten Niveau seit Ende Mai, geht aus Bloomberg-Daten hervor. Diese Diskrepanz könnte weiter zunehmen, da mehr Investoren in das stärkere Ende des Hochzinsmarktes hereinströmen.

BB-Anleihen sind bei weitem das stärkste Hochzinssegment
Investoren in bonitätsstärkere Papiere waren durch das Angebot an höher bewerteten Unternehmensanleihen am Primärmarkt verwöhnt. Laut Lamy machten Anleihen mit BB-Bewertungen, der sichersten Junk-Kategorie, in diesem Jahr einen Rekordwert von 63 Prozent des gesamten Hochzinsvolumens aus. Jüngste gefallene Engel wie Renault und Ado Properties sind bei einer Ausweitung der EZB-Käufe von Hochzinsanleihen die wahrscheinlichsten Kandidaten für eine Aufnahme, jedoch seien umfassende Käufe von Hochzinspapieren „relativ unwahrscheinlich“, schrieben andere J.P. Morgan-Analysten in einem Bericht am 30. Oktober 2020.

“Das EZB-Programm dämpft die Volatilität und lässt den Anlegern kaum eine andere Wahl als mehr Risiko einzugehen”, sagte Andrey Kuznetsov, Portfoliomanager bei Federated Hermes. (kb)

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