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EU-Kommission arbeitet an einer "Notlösung" für den Strommarkt

Die Europäische Union plant Sofortmaßnahmen, um die rasant steigenden Strompreise zu senken, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kürzlich.

© Gina Sanders / stock.adobe.com

“Die durch die Decke gehenden Strompreise zeigen uns nun die Grenzen unseres Strommarkts auf”, sagte von der Leyen in einer Rede auf dem Bled Strategic Summit in Slowenien, wie Bloomberg News berichtet. “Er wurde für andere Voraussetzungen konzipiert.” Deshalb arbeite man nun an einer Notlösung und einer Strukturreform des Strommarktes”, fügte sie hinzu.

Inflationstreiber
Der beispiellose Anstieg der Strompreise, die sich im letzten Jahr fast verzehnfacht haben, heizt die Inflation an und belastet Unternehmen und Haushalte. Immer mehr Mitgliedstaaten fordern eine Preisobergrenze. Die Tschechische Republik, die turnusmäßig den EU-Vorsitz innehat, plant für den 9. September eine außerordentliche Sitzung der Energieminister.

Steigender Druck auf die Politik
Die genauen Einzelheiten des EU-Maßnahmenplans werden derzeit noch ausgearbeitet. EU-Diplomaten zufolge könnte die Kommission noch in dieser Woche einen detaillierten Entwurf vorlegen. Da Russland die Gaslieferungen weiter drosselt und Kraftwerksausfälle die Versorgung zusätzlich beeinträchtigen, wächst der Druck auf die EU-Politik, schnell zu handeln.

Tschechien will Gaspreisobergrenze für Stromerzeugung
Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala wirbt um Unterstützung für seinen Plan zur Begrenzung der Gaspreise und will mit Bundeskanzler Olaf Scholz über mögliche Obergrenzen sprechen. “Die hohen Energiepreise sind ein europaweites Problem, das wir auf europäischer Ebene angehen müssen”, sagte Fiala auf seinem Twitter-Account. Tschechien schlägt vor, die Preise für Erdgas zur Stromerzeugung zu kappen, wie Jozef Sikela, Minister für Industrie und Handel, am Montag sagte. Allerdings dürfe die Union nicht zu sehr im Markt intervenieren oder selbst Spekulation anfachen.

280 Milliarden Euro sind offenbar nicht genug
Die EU-Mitgliedsstaaten haben bereits rund 280 Milliarden Euro für Steuersenkungen, Subventionen und andere Maßnahmen bereitgestellt, um die Folgen der steigenden Energiepreise für Unternehmen und Verbraucher zu mildern. Doch die Hilfe droht angesichts des Ausmaßes der Krise zu verpuffen. Hinzu kommen Energiesparprojekte, die zum EU-Ziel einer Senkung des Gasverbrauchs um 15 Prozent beitragen sollen.

Erdgas am Montag allerdings im Rückwärtsgang
Die europäischen Erdgaspreise fielen am Montag so stark wie seit März nicht mehr, nachdem Daten aus Deutschland zeigten, dass sich die Gasspeicher schneller als geplant füllen. Die niederländischen Frontmonats-Futures fielen um bis zu 21 Prozent und machten damit den Anstieg der letzten Woche von fast 40 Prozent teilweise wieder wett.

Uniper braucht noch vier Milliarden Euro mehr
Die Preissprünge und der Ausfall russischer Lieferungen setzen auch einige Energieversorger unter einen noch nie dagewesenen Druck. Uniper hat bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau zusätzliche vier Milliarden Euro beantragt, nachdem die bestehende Kreditlinie von neun Milliarden Euro vollständig ausgeschöpft wurde. Diese zusätzliche Finanzierung entspricht etwa dem Doppelten des aktuellen Marktwerts.

Zweiter Tag mit kräftigem Strompreisrückgang
Die Strompreise für das nächste Jahr stiegen am Montag auf über 1.000 Euro pro Megawattstunde, bevor sie an der EEX, Europas größtem Marktplatz für Stromverträge, um mehr als 20 Prozent einbrachen. Dienstag morgens ging es weiter deutlich um 100 Euro bergab in Richtung 600 Euro.

Skeptisches Frankreich
Frankreich reagierte vergangene Woche skeptisch auf die Idee, die Strompreise zu begrenzen, und erklärte, seine Situation unterscheide sich von der anderer europäischer Länder durch staatliche Maßnahmen zum Schutz vor Inflation. (kb)

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