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DVFA: Positionspapier zur Umsetzung der Kapitalmarktunion

Die Europäische Union hat im Herbst 2020 ihren neuen Aktionsplan für eine Kapitalmarktunion veröffentlicht. Durch die Covid-19-Krise ist dieses für die EU zentrale Projekt zur Stärkung des Kapitalmarktes in den Hintergrund gerückt. Die DVFA lässt hier mit einem 7-Punkte Programm aufhorchen.

Ingo Ralf Mainert, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA)
Ingo Ralf Mainert, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA)© DVFA e.V.

Der Fokus lag bislang primär auf staatlicher Unterstützung und Intervention, um die Krise einzudämmen. Nun ist es wieder an der Zeit die Eigenkräfte der Wirtschaft zu stärken. Dafür hat der DVFA e.V. (Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management) ein Positionspapier vorgelegt. Er sieht die Notwendigkeit zu verstärkter Kapitalmarktfinanzierung, um die Folgen der Corona-Krise zu überwinden und die Staatshaushalte zu entlasten. Der DVFA begrüßt die Initiative zur Kapitalmarktunion ausdrücklich. Insgesamt sind ihm die Vorschläge der EU jedoch zu abstrakt formuliert. Deshalb hat der DVFA einen konkreten 7-Punkte-Plan zur Stärkung des Finanzmarktes vorgelegt.

Konkreter 7-Punkte-Plan zur Stärkung des Finanzmarktes vorgelegt
Zum 7-Punkte-Plan gehört unter anderem eine Überprüfung der Kapitalanforderungen unter Solvency II und der HGB-Bilanzierung, um höhere Aktienquoten bei Versicherungen zu ermöglichen. Die Experten des DVFA schlagen darüber hinaus eine Stärkung der aktienbasierten Altersvorsorge durch steuerliche Anreize bei Aktieninvestments und Erhöhung der Pauschbeträge vor. Das Paket enthält daneben auch Vorschläge zur stärkeren Kapitalmarktfinanzierung der für die wirtschaftliche Erholung so wichtigen KMUs (kleine und mittelständische Unternehmen).

Kapitalmärkte in Richtung eines einheitlichen EU-Finanzbinnenmarktes entwickeln
„Die massive finanzielle Unterstützung über die Staatshaushalte, so wichtig und richtig sie kurzfristig gewesen sein mag, kommt nun an ihre Grenzen,“ erläutert Ingo Ralf Mainert, stellvertretender Vorsitzender des DVFA e.V. „Um diese Krise zu überstehen und wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu gelangen, dürfen wir die Leistungsfähigkeit des Staates nicht überfordern.“ Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass der Bankensektor durch eine zu erwartende Insolvenzwelle zeitverzögert belastet und die Kreditvergabefähigkeit tendenziell einschränken werden wird. „Deshalb sollten wir jetzt die Kapitalmärkte in Richtung eines einheitlichen EU-Finanzbinnenmarktes weiterentwickeln, sie stärken und als Motor zur Überwindung der Krise aktiv nutzen“, betont Mainert.

Anzahl der Börsengänge im KMU-Segment noch immer gering
Auch die EU gibt darüber hinaus dem Thema KMU eine sehr hohe Bedeutung. Der DVFA unterstützt diesen Fokus ausdrücklich, sieht hier jedoch deutlichen Handlungsbedarf. Trotz großer Anstrengungen, insbesondere auf der Angebotsseite, ist es in den letzten Jahren nicht gelungen, die Anzahl der Börsengänge im KMU-Segment zu erhöhen. „Deshalb sollte zukünftig verstärkt auf strukturelle Verbesserungen auf der Nachfrageseite gesetzt werden“, hebt Thorsten Müller, Vorstandsmitglied des DVFA, hervor.

Dialog rund um das Thema „Kapitalmarktunion“ soll vertieft werden
Das Themenfeld Green Finance und das im Rahmen der EU-Taxonomie angestrebte Klassifikationssystem für mehr Nachhaltigkeit wurde bewusst nicht adressiert, da Green Finance als gesetzt angenommen wird. Hierzu gibt es auch einen breiten Konsens. Der DVFA freut sich mit allen Interessenverbänden, Parteien und Unternehmen den Dialog rund um das zukunftsentscheidende Thema „Kapitalmarktunion“ zu vertiefen und weiterzuentwickeln. (kb)

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