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Banken-Stresstest: Die Ergebnisse stehen fest

Europäische Banken schneiden im Stresstest überwiegend besser ab als in der Vergangenheit, ist die wichtigste Erkenntnis der jüngsten Überprüfung. Risikoquellen wie Verlusten aus gehaltenen Staatsanleihen und Leveraged-Finance sollten die Banken jedoch mehr Aufmerksamkeit schenken.

© Tiko / stock.adobe.com

Die meisten europäischen Banken sind aus einem Test ihrer Widerstandsfähigkeit gegen einen drastischen Konjunktureinbruch stärker als vor zwei Jahren hervorgegangen. Das gibt den Instituten eine solide Grundlage für weitere Ausschüttungen und Aktienrückkäufe, wie Bloomberg berichtet.

Bei den 70 am Test teilnehmenden Banken sank die Kernkapitalquote im Negativszenario im Schnitt um 4,59 Prozentpunkte auf 10,4 Prozent, wie die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (Eba) am Freitag mitteilte. Das ist eine geringere Reduktion als die 4,85 Prozentpunkte beim letzten Stresstest vor zwei Jahren.

Während die ökonomischen Parameter des Tests die bisher härtesten waren, profitierten die Banken von starken Bilanzen und einem Ertragsschub durch höhere Zinssätze. Sie werden die Ergebnisse wohl zu nutzen versuchen, um bei den Aufsichtsbehörden für die Beibehaltung oder sogar Erhöhung der Auszahlungen zu werben.

Trotz der Verluste in Höhe von aufsummiert 496 Milliarden Euro im Stresstest sind die europäischen Banken “weiterhin ausreichend kapitalisiert, um die Wirtschaft auch in Zeiten starker Belastungen zu unterstützen”, so die EBA.

Großbanken halten sich wacker
Die meisten Großbanken mussten eine geringere Erosion ihrer harten Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1) hinnehmen als bei der letzten Prüfung. Bei der Deutschen Bank betrug der Rückgang 5,28 Prozentpunkte, verglichen mit 6,2 Prozentpunkten vor zwei Jahren. Bei der BNP Paribas ging es von 4,4 Prozentpunkten auf nur noch 3,92 Prozentpunkte. Größer wurde die Kapitalerosion bei der ING Groep, wie der Grafik zu entnehmen ist:

Deutsche Banken unter der Lupe
Die Helaba und die NordLB haben unter den deutschen Landesbanken schwächsten abgeschlossen. Die CET1-Quote ging bei beiden Instituten auf 7,6 Prozent zurück. Die BayernLB lag mit 9,5 Prozent zwar darüber, verzeichnete mit 7,86 Prozentpunkten aber den stärksten Rückgang. Die LBBW kam auf eine CET1-Quote von 8,8 Prozent, wie Bloomberg unter Berufung auf den EBA-Stresstest festhält.

CET1 2022 real CET1 2025 negativ Differenz
BayernLB 17,4% 9,5% -7,9%
LBBW 14,3% 8,8% -5,5%
Helaba 13,3% 7,6% -5,6%
NordLB 15,1% 7,6% -7,5%
DZ Bank AG 13,5% 7,0% -6,5%

Die Helaba erklärte gegenüber Bloomberg, “die theoretischen Abschläge beim Kernkapital für die Helaba lagen ungefähr auf dem Niveau von vor zwei Jahren. Das zeigt die Resilienz der Bank”. Von der NordLB hieß es, dass sie “auch im Falle eines schweren Krisenszenarios jederzeit die regulatorischen Mindestanforderungen an die CET1-Kapitalquote erfülle”.

Die BayernLB erklärte, sie habe im aktuellen Stresstest “mit soliden Ergebnissen abgeschnitten. Auch im Stressszenario erfüllt die BayernLB die Eigenkapitalanforderungen”. Und die LBBW kam zu dem Schluss, dass “das Ergebnis die hohe Resilienz der Bank zeigt”.

Die DZ Bank lag im Negativszenario des Stresstests mit einer CET1-Quote von sieben Prozent noch hinter den Landesbanken. Allerdings litt das genossenschaftliche Spitzeninstitut besonders unter einer Umstellung bei Bilanzierungsstandards. Unter Berücksichtigung der neuen Standards würde die DZ Bank eine CET1-Quote von neun Prozent erreichen. In einer Stellungnahme bezeichnete sich die DZ Bank als “robust kapitalisiert”.

Die DekaBank hätte sich angesichts ihrer Bilanzsumme zwar eigentlich am Stresstest beteiligen müssen, wurde wegen des “speziellen Geschäftsmodells” aber von der Übung ausgenommen. Das geht aus EBA-Unterlagen hervor. Als Fondsanbieter der Sparkassen steht die Kreditvergabe nicht im Zentrum der Deka-Geschäftsaktivitäten.

Niederlassungen von US-Banken: überdurchschnittlich hohe Verluste im Szenario
Die europäischen Niederlassungen großer US-Banken wurden zum ersten Mal einbezogen und mussten überdurchschnittlich hohe Verluste hinnehmen.

Zwei Banken wiesen im Stresstest eine “geringfügige Unterschreitung” ihrer Kapitalanforderungen auf, so die EBA. Eine dritte Bank zeigte eine “große Unterschreitung”, erfüllt laut EBA ihre Verpflichtungen aber unter Anwendung neuer Rechnungslegungsstandards, die dieses Jahr in Kraft getreten sind.

Hintergrund zum Stresstest
Das “adverse” Szenario des Tests sah Inflation, eine globale Rezession, höhere Zinssätze und einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um sechs Prozent über drei Jahre vor - härtere Annahmen als bei vorherigen Tests. Die EBA warnte vor oberflächlichen Vergleichen der Ergebnisse mit denen früherer Prüfungen.

Der Test wird nicht mit bestanden oder nicht bestanden bewertet. Die Aufsicht verwendet die Ergebnisse jedoch, um individuelle Kapitalanforderungen festzulegen und die Kapitalpläne der Banken zu prüfen, einschließlich geplanter Ausschüttungen an Aktionäre.

Verluste bei Anleihen
Die Europäische Zentralbank erklärte, dass die nicht realisierten Verluste der Banken bei Anleihen einen “insgesamt überschaubaren Betrag” darstellen, der sich im Februar auf etwa 73 Milliarden Euro belief. Steigende Zinssätze haben den Wert der Anleihen verringert, was bedeutet, dass die Banken Verluste erleiden würden, wenn sie die Anleihen verkaufen müssten.

Im ungünstigen Szenario würden die Verluste um 155 Milliarden Euro steigen, so die EZB, die die Banken auffordert, “den Zinsrisikostrategien die gebührende Aufmerksamkeit zu widmen”.

EZB ist bei Leveraged-Finance-Geschäft streng
Einen kritischeren Ton schlug die EZB in Bezug auf das lukrative Leveraged-Finance-Geschäft an. Die Überprüfung von 24 Banken, die in diesem Bereich tätig sind, ergab, dass solche Engagements in einem Abschwung riskanter sind und dass viele Banken ihre Bewertung ihrer Leveraged-Finance-Pipeline sowie ihre Modellierungs- und Datenaggregationsfähigkeiten verbessern müssen, so die EZB. (aa)

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