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Banken-Rechnung zu optimistisch: EZB verschärft Stresstest

Die Europäische Zentralbank ist bei den diesjährigen Stresstests so energisch eingeschritten wie selten zuvor, da die von ihr beaufsichtigten Banken ihrer Ansicht nach die Auswirkungen des Tests auf ihre Bilanzen in unrealistischer Weise berechnet hätten.

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Die EZB dreht im Rahmen ihrer Stresstests bei vielen Banken die Schrauben deutlich enger, berichtet Bloomberg News. Die Banken, die im Rahmen des Tests die Auswirkungen vorgegebener wirtschaftlicher Szenarien berechnen mussten, schätzten den negativen Effekt auf ihre Gesamtkapitalquote zunächst auf im schlimmsten Fall etwa 3,5 Prozentpunkte, berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber der Nachrichtenagentur. Die EZB hat die Berechnung der Auswirkungen so angepasst, dass der Effekt auf etwa 5,0 Prozentpunkte anwuchs, heißt es.

Aufsicht ist derzeit besonders streng
Auch wenn es zum normalen Vorgehen der EZB gehört, die Angaben der Banken in der so genannten Qualitätssicherungsphase zu hinterfragen, ist die Auswirkung selten so groß gewesen wie in der diesjährigen Übung, sagten die Personen.

Die Meinungsunterschiede zum Stresstest bezeugen die Spannungen zwischen der EZB und den von ihr beaufsichtigten Banken, von denen sich viele an der ihrer Meinung nach übermäßig einschneidenden Aufsicht stören. Dies vor allem, weil die Kreditinstitute in letzter Zeit versuchen, nach Jahren der Dürre für Aktonäre ihre Ausschüttungen in die Höhe zu schrauben.

Ein Sprecher der EZB lehnte eine Stellungnahme ab, ebenso wie eine Sprecherin der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA), die den Stresstest koordiniert. Die Ergebnisse sollen bis Ende des Monats veröffentlicht werden.

Entscheidendes Kriterium für Dividendenausschüttungen
Der von der EBA alle zwei Jahre organisierte Test gibt Aufschluss darüber, wie gut die Banken auf Schocks vorbereitet sind. Er fließt auch in die Berechnung ihrer Kapitalanforderungen ein. Ein positiver Befund stärkt zum Beispiel ihre Argumentation für Dividenden oder Aktienrückkäufe.

Im aktuellen Test wurden die Banken auf Basis der Bilanzdaten von Ende 2022 einem Negativszenario und einem günstigeren Basisszenario für die drei Jahre bis 2025 unterzogen. Das diesjährige “adverse” Szenario galt dabei als das bislang härteste überhaupt.

Dennoch schnitten viele Kreditgeber dem Vernehmen nach selbst nach dem Eingreifen der EZB besser ab als vor zwei Jahren, dank gestiegener Gewinne und der positiven Auswirkung höherer Zinssätze auf ihre Erträge.

Die Deutsche Bank, die HVB-Mutter UniCredit und die Commerzbank gehören zu den Instituten, deren Kapitalquoten bei dem Test weniger stark in Mitleidenschaft gezogen wurden als beim letzten Stresstest, wie bekannt wurde.

Einige Annahmen des Szenarios betrafen vor allem solche Banken schwer, die im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung tätig sind. So musste Bloomberg zufolge etwa die Helaba einen größeren Rückgang ihrer Kapitalquote hinnehmen als vor zwei Jahren. (aa)

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