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Adler gewinnt vor Gericht gegen Gläubiger wie die DWS

Der in Schieflage geratene Immobilienkonzern hat vor einem Gericht in London einen wichtigen Etappensieg errungen und kann wieder Hoffnung schöpfen. Gläubiger wie beispielsweise die DWS sind über das Urteil jedoch weniger erfreut. Das liegt an den unterschiedlichen Laufzeiten der Anleihen.

© Sebastian Duda / stock.adobe.com

Die Adler Group SA hat gegen den Widerstand von Gläubigern - darunter ist auch die DWS Group - von einem Londoner Richter die Genehmigung zur Umstrukturierung von Schulden in Höhe von sechs Milliarden Euro erhalten. Das berichtet Bloomberg News.

Das Urteil erlaubt es dem schlingernden Wohnungskonzern, eine Laufzeitverlängerung für im nächsten Jahr fällige Anleihen vorzunehmen, neue Kredite über 900 Millionen Euro aufzunehmen und Zinszahlungen vorübergehend auszusetzen. Eine Ablehnung der Umschuldung hätte nach Darstellung von Adlers Anwälten unweigerlich zu einem Zahlungsausfall noch in diesem Monat und der Insolvenz geführt.

Mit der Entscheidung beendete der Richter die Versuche einer Gruppe von Inhabern langfristiger Anleihen, die Umschuldung zu blockieren. Die Investoren - neben der DWS auch Carval Investors, Strategic Value Partners und Attestor Capital - halten vor allem die 2029 fälligen Bonds von Adler. Sie argumentieren, dass der Plan vor allem den Aktionären und den Inhabern kürzer laufender Anleihen zugute komme, wie Bloomberg anmerkt.

Die Aktien von Adler stiegen nach der Entscheidung um bis zu 25 Prozent, fielen aber wieder zurück, während die in den nächsten drei Jahren fälligen Bonds in die Höhe schossen. Die bereits Ende April fälligen Anleihen der Adler-Tochter Adler Real Estate AG stiegen um bis zu 6,5 Cent auf 98,2 Cent je Euro.

Es bleibt spannend
Ein vollständiges Urteil mit Begründung soll in den kommenden Tagen veröffentlicht werden. “Wir werden das Urteil prüfen, sobald es vom Gericht zur Verfügung gestellt wird”, sagte ein Sprecher der oppositionellen Gläubiger. “Einstweilen haben wir unsere Absicht bekundet, die Zulassung der Berufung zu beantragen.”

Die Londoner Entscheidung dürfte die Insolvenz des Konzerns zunächst einmal abwenden. Adler befand sich in akuten finanziellen Schwierigkeiten, nachdem ein vernichtender Bericht eines Leerverkäufers im Jahr 2021, die Abkühlung des deutschen Immobilienmarktes und steigende Zinsen die Refinanzierung erschwert hatten. Der Vermieter braucht immer noch einen neuen Wirtschaftsprüfer, nachdem KPMG wegen Governance-Bedenken sein Mandat niedergelegt hat.

Der von Adler vorgeschlagene Plan soll dem Unternehmen Zeit verschaffen, Liegenschaften zu verkaufen und sich schrittweise abzuwickeln. Der Großteil der Immobilien soll bis 2026 verkauft werden. Adler argumentierte, dass die langsame Abwicklung die Anleihegläubiger besser stellen würde, als wenn ein Insolvenzverfahren eingeleitet würde.

Die Inhaber der 2029 fälligen Anleihen sahen das nicht so. Nach Ansicht ihrer Anwälte “gewähren sie dem Konzern Kredite, um die Rückzahlung der Schulden mit früherer Fälligkeit zu erleichtern”, wie es hieß. “Das ist eine unfaire und ungeheuerliche Behandlung.”

Die Umschuldung nach britischem Recht ist bereits Adlers zweiter Anlauf. In Deutschland scheiterte der Konzern, weil es ihm nicht gelungen war, die erforderlichen 75 Prozent Zustimmung in jeder Klasse von Anleihegläubigern zu erhalten.

Daraufhin übertrug Adler die Verbindlichkeiten ihrer Holdinggesellschaft auf eine neu gegründete britische Firma und beantragte die Genehmigung des Gerichts für die Umstrukturierung. Ein 2020 eingeführtes Gesetz ermöglicht es einem Richter, sich über den Widerstand einer bestimmten Gläubigergruppe hinwegzusetzen.

“Mit dem positiven Gerichtsentscheid des High Court in London können wir unseren Restrukturierungsplan nun endlich umsetzen”, erklärte Adlers Verwaltungsratsvorsitzender Stefan Kirsten in einer Mitteilung. “Jetzt müssen wir für Adler noch einen Abschlussprüfer finden, damit wir auch geprüfte Jahresabschlüsse vorlegen können.”

In Frankfurt läuft noch ein weiteres Gerichtsverfahren gegen den Immobilienkonzern, in dem die Rechtmäßigkeit der Verlagerung der Verbindlichkeiten von Adler nach Großbritannien geprüft werden soll. (aa)

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