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Zuversicht oder Zurückhaltung am Aktienmarkt? Ein klares Jein

Für Patrick Linden, Geschäftsführer Deutschland und Partner bei Clartan Associés, steht fest: Die Einzeltitelanalyse gewinnt an Bedeutung.

Patrick Linden, Geschäftsführer Deutschland und Partner bei Clartan Associés
Patrick Linden, Geschäftsführer Deutschland und Partner bei Clartan Associés© Clartan Associés (vormals Rouvier)

Die internationalen Börsen setzen dank massiver Konjunkturprogramme allerorten zur großen Erholung an. So legte der amerikanische S&P 500 im Mai um 4,5 Prozent und der europäische Stoxx 600 um 3,0 Prozent zu. Dies führt derzeit zu einer massiven Beschleunigung der Bewertungskennziffern, wenn man die realistischen Gewinnerwartungen für 2020 im Hinterkopf behält. Die Investoren scheint dies derzeit jedoch kalt zu lassen. Ihr Blick richtet sich zunehmend auf die Jahre ab 2021. Ein Grund mehr für Clartan, den Fokus auf Qualitätstitel zu richten und diese schrittweise weiter auszubauen.

Ausbau von Qualitätstiteln
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Die vom Markt zuletzt ungeliebten Value-Titel in unseren Portfolien, die unter anderem für den Rückgang der Anteilspreise verantowrtlich waren, haben unseres Erachtens an Qualität nicht viel eingebüßt, aber viel Aufholpotential. Die Erholung und eine sehr positive Kurs-Dynamik der letzten Tage haben uns hierin bestätigt", sagt Patrick Linden, Geschäftsführer Deutschland und Partner bei Clartan Associés.

Zuversicht am amerikanischen Markt
Die Aktienmärkte befanden sich im Mai weiter auf Erholungskurs. Der S&P 500 liegt im Vorjahresvergleich um 9,4 Prozent im Plus und hat seit Jahresbeginn lediglich 5,8 Prozent an Wert eingebüßt, was von einer ausgeprägten Zuversicht, womöglich gar von einem gewissen Optimismus zeugt. Der daraus resultierende Anstieg der Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf Basis der erwarteten Gewinne – konkret: Werte von bis zu 38 bei Aktien aus dem Segment zyklische Konsumgüter – lässt darauf schließen, dass die Anleger am amerikanischen Markt momentan gewillt sind, die wegen der COVID-19-Pandemie nach unten korrigierten kurzfristigen Gewinnprognosen schlicht zu ignorieren, und sich stattdessen eine durch die Liquiditätsschwemme geförderte goldene Zukunft ausmalen.

Europäischer Index spiegelt mehr Vorsicht wider
Der europäische Stoxx 600 mit seinem Minus von 15,8 Prozent seit Jahresbeginn und von 5,4 Prozent im Vorjahresvergleich spiegelt hingegen mehr Vorsicht oder auch Realitätssinn wider. Unter den Anlegern am europäischen Markt herrscht derzeit offenbar noch keine Einigkeit über Geschwindigkeit und Ausmaß der Rückkehr zur Normalität in der Post-COVID-Ära.

Indikatoren drehen
Einige Indikatoren deuten darauf hin, dass sich im Zuge der verstärkten Lockerung der Restriktionen das Blatt zum Positiven wenden wird. So liegt der US-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe zwar weiterhin im negativen Bereich, ist jedoch von seinem Ende April erreichten Stand von 36,1 bis Ende Mai auf einen Wert von 39,8 geklettert. In Europa gab es eine ähnliche Entwicklung: von 33,4 auf 39,5 Zähler. Inzwischen sind 35 Millionen US-Amerikaner arbeitslos gemeldet. Doch die Anzahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist von 3,2 Millionen Ende April auf 2,1 Millionen Ende Mai gefallen. Zudem zeigt die Emission einer BASF-Anleihe über eine Milliarde Euro mit einer Laufzeit von sieben Jahren und einem Kupon von 0,25 Prozent, dass sich die solidesten Unternehmen immer noch mühelos im großen Stil und zu günstigen Konditionen am Markt finanzieren können.

Quality & Value langfristig entscheidend
Was den Aufschwung nach COVID-19 angeht, hüten sich die Experten von Clartan vor einer Festlegung auf die amerikanische oder europäische Denkweise und begnügen sich vorerst mit der Feststellung, dass die Erholung immerhin in Reichweite zu treten scheint. "Gleichwohl wird sie unserer Einschätzung nach je nach Sektor und Unternehmen unterschiedlich ausfallen", hält Patrick Linden fest, "Daraus folgern wir, dass die Einzeltitelanalyse zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Wir stellen fest, dass die Märkte im Mai nicht nur Wachstumstitel favorisiert haben. Sie haben auch begonnen, die Aktienbewertungen wieder mehr in den Fokus zu rücken, was unserer langfristigen Ausrichtung mit Blick auf Quality und Value entspricht." (kb)

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