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Zehn Prognosen zu den größten Trends 2022 in der Hedgefonds-Branche

Agecroft Partners hat seine 13. jährliche Vorhersage zu den größten Trends in der Hedgefondbranche veröffentlicht. Diese basieren auf Erkenntnissen von mehr als 2.000 institutionellen Anlegern und hunderten Hedgefonds. Agecroft glaubt für 2022 an die größten Umwälzungen seit Bestehen der Branche.

© magele-picture / stock.adobe.com

Während des ersten Covid-Ausbruchs wurden alle Reisen von Hedgefonds-Managern auf Eis gelegt. Jetzt, da die meisten in der Branche geimpft sind und erste Berichte zeigen, dass die Omicron-Variante vergleichsweise mildere Symptome verursacht, erwarten wir, dass die Mehrheit der Manager mit wettbewerbsfähigen Fonds Anfang 2022 reisen wird.

1. Der jüngste Covid 19-Ausbruch wirkt sich dieses Mal anders auf die Manager aus
Hedgefonds-Manager haben verstanden, dass die Wahrscheinlichkeit eines Treffens mit einem Investor viel höher ist, wenn dieser die Möglichkeit hat, zwischen einem persönliches oder einem virtuelles Treffen zu wählen. Persönliche Treffen sind nun einmal in der Regel effektiver. So verzeichnet Agecroft beispielsweise weiterhin sehr starke Anmeldungen für die Januar-Veranstaltung "Gaining the Edge - Cap Intro Florida", bei der sich die überwiegende Mehrheit der kürzlich angemeldeten Manager für eine persönliche und nicht für eine virtuelle Teilnahme entschieden hat.

2. Virtuelles Arbeiten wird sich durchsetzen
Auch werden virtuelle Meetings werden von den Investoren überproportional angenommen. Dies gibt den Fachleuten der Branche mehr Flexibilität in Bezug auf ihren Wohnort und reduziert unproduktive Pendelzeiten. Während Agecroft davon ausgeht, dass Manager ihre Reisetätigkeit erheblich ausweiten werden, werden viele Investoren weiterhin einen Großteil ihrer Meetings virtuell abhalten. Reisen ist teuer, zeitaufwendig und ermüdend. Investoren werden weiterhin virtuelle Meetings nutzen, um ihre Effizienz zu steigern, indem sie einen Großteil der Meetings, die nicht in ihrem Büro stattfinden, virtuell durchführen und nur reisen, um ihre engere Auswahl an Top-Managern zu besuchen. Da virtuelle Besprechungen häufig aufgezeichnet werden, können sie zudem mit anderen Mitgliedern des Investmentteams geteilt oder zu einem späteren Zeitpunkt überprüft werden. Die Anleger haben auch beobachtet, dass leitende Mitglieder des Hedgefonds-Teams mit höherer Wahrscheinlichkeit an virtuellen Treffen teilnehmen als an persönlichen Treffen im Büro des Anlegers.

3. Die Zuflüsse an neue Hegdefonds-Manager erreichen 2022 Rekordwerte
Es gibt drei Hauptfaktoren, die die Zuflüsse zu neuen Managern bestimmen: die Größe der Vermögenswerte der Hedgefonds-Branche, die Fluktuationsrate der Manager und die Nettozuflüsse in die Branche. Alle drei Faktoren signalisieren Rekordzuflüsse zu neuen Managern, wobei der wichtigste Katalysator die aufgestaute Nachfrage von Anlegern ist, die aufgrund von Covid 19 einen Großteil ihrer Suchaktivitäten auf Eis gelegt hatten. Agecroft erwartet eine überdurchschnittlich hohe Suchaktivität, da die Anleger die Aktualisierung ihrer Portfolios nachholen.

4. Nach vorne schauen und sich auf die Bewertungen konzentrieren
Viele Anleger treffen Anlageentscheidungen, indem sie auf die historische Performance zurückblicken und eine Überallokation in Strategien vornehmen, die in letzter Zeit eine überdurchschnittliche Performance erzielt haben. Die historische Performance kann bei Aktien verbessert werden, wenn sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf ein Niveau ausweitet, das zu einer Überbewertung führt, bei festverzinslichen Wertpapieren, wenn die Zinssätze und Kreditspreads auf ein künstlich niedriges Niveau sinken, und bei Immobilien, wenn die Kapitalisierungssätze auf ein langfristig unhaltbar niedriges Niveau fallen.

Da die Bewertungen in den meisten Anlageklassen weit über den historischen Durchschnittswerten liegen, ist es an der Zeit, sich stärker auf die aktuellen Bewertungen und die Auswirkungen auf die künftigen Erträge zu konzentrieren. Wenn die Multiplikatoren steigen, verbessert sich die Performance und der Optimismus der Anleger wächst. Dadurch werden die Bewertungen weiter in die Höhe getrieben, bis sich der gesamte Prozess schließlich umkehrt und die Märkte mit den extremsten Bewertungen unverhältnismäßig stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Angesichts steigender Inflation und Zinsen haben die aktuellen Bewertungen mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Obwohl die meisten Märkte überbewertet sind, gibt es einige Bereiche des Marktes, die weniger betroffen sind. Dies bietet erfahrenen Anlegern und Managern die Möglichkeit, von den Unterschieden in den relativen Bewertungen zu profitieren.

5. Starke Nachfrage nach Long/Short-Aktien, insbesondere nach Managern, die sich auf kleine/mittlere Kapitalisierungen und globale Aktien konzentrieren. Über lange Zeiträume hinweg sollten die Kurs-Gewinn-Multiplikatoren von Aktienindizes die erwartete Wachstumsrate der Gewinne der sie bildenden Unternehmen und das Maß an Vertrauen in die Gewinnprognosen widerspiegeln. Bisweilen steigen die relativen Bewertungen der Indizes, aber irgendwann kehrt man zum Mittelwert zurück. In den letzten zehn Jahren gab es große Unterschiede bei den Bewertungsmultiplikatoren zwischen dem S&P 500 und den meisten Small-/Mid-Cap-Indizes und Nicht-US-Indizes. Irgendwann werden sich diese Unterschiede bei den Bewertungsmultiplikatoren verringern, sodass aktive Manager den S&P 500 bei geringerem Tail-Risiko übertreffen können. Long/Short-Equity-Manager dürften von diesem Umfeld profitieren, vor allem diejenigen mit einer moderaten Assetbasis, die die Flexibilität haben, weltweit sinnvolle Positionen in kleinen und mittelgroßen Unternehmen einzugehen.

6. Geringere Renditeerwartungen bei Private Equity
Die Renditen für privates Beteiligungskapital waren in den letzten zehn Jahren außergewöhnlich hoch, was zu Rekordzuflüssen in die Branche führte. Dies hat die Bewertungen vieler neuer Deals in die Höhe getrieben. Einige Branchenexperten schätzen, dass Private-Equity-Fonds fast eine Billion US-Dollar an nicht eingesetztem Kapital (Dry Powder) besitzen, was die Bewertungen noch weiter in die Höhe treiben dürfte, wenn dieses Geld in neue Deals investiert wird. Bei vielen Private-Equity-Fonds handelt es sich um illiquide gehebelte Eigenkapital-Investitionen, die weitaus risikoreicher sind als die meisten Investoren glauben möchten. Angesichts der vielen liquiden, um Deals konkurrierenden Mittel sollten die Renditeerwartungen für Private Equity gesenkt werden, während das erwartete Tail-Risiko steigt. Dennoch: Dieser Markt ist höchst ineffizient, und es gibt immer noch Nischenbereiche, die überdurchschnittliche Renditen bieten.

7. Verstärkte institutionelle Nachfrage nach festverzinslichen Substituten. Angesichts des erwarteten Anstiegs der Zinssätze und Kreditspreads werden die Investoren Hedgefonds nutzen, um ihre Renditen auf zweierlei Weise zu steigern:
a. Umschichtung von Assets aus der festverzinslichen Allokation ihres Portfolios in ein diversifiziertes Portfolio unkorrelierter Hedge-Fonds-Strategien, wie z. B. marktneutrale Aktien, Relative Value Fixed Income, Merger Arbitrage, Convertible Bond Arbitrage, CTAs, Global Macro und Rückversicherung.
b. Einbeziehung von Hedgefonds in ihre festverzinsliche Allokation durch Neueinstufung als "Best in Breed"-Manager und Investitionen in Strategien wie Distressed Debt, Spezialfinanzierungen, strukturierte Kredite, Relative Value Fixed Income und andere Strategien.

Da die Rendite des Gesamtanleihenindex bei etwa zwei Prozent liegt, ist die Messlatte für Hedge-Fonds niedrig, um auf der Basis einer risikobereinigten Rendite einen Mehrwert als Ersatz für festverzinsliche Wertpapiere zu schaffen.

8. Der Kryptowährungsmarkt ist zu groß, um ihn zu ignorieren
Der Kryptomarkt hat im 4. Quartal 2021 eine Marktkapitalisierung von mehr als drei Billionen US-Dollar erreicht und wird die Hedgefondsbranche in Zukunft in vielerlei Hinsicht beeinflussen. Zu den vier größten langfristigen Trends, die Agecroft sieht, gehören:
a. Signifikante Zunahme der Mittelzuflüsse in Fonds, die sich speziell auf Kryptowährungen konzentrieren
b. Mehr Hedgefonds-Strategien, die Kryptowährungen in ihre Portfolios aufnehmen (z. B. CTAs, globale Makro- und Multi-Strategie-Fonds)
c. Fonds, die eine Bitcoin-Anteilsklasse anbieten. Viele Fonds bieten Anteile in mehreren Währungen an, und irgendwann werden sie auch eine Bitcoin-Anteilsklasse offerieren.
d. Fonds, die auf Kryptowährungen umstellen. Dies ist eine Möglichkeit, Liquidität für eine illiquide Fondsstruktur zu schaffen.

9. Einschlägige Veranstaltungen werden eine erhöhte Nachfrage verzeichnen
Agecroft geht davon aus, dass etwa die in diesem Monat in Florida stattfindende unabhängige Veranstaltung mit der Vorstellung neuer Hedgefonds sowohl bei Investoren als auch Managern historische Registrierungsrekorde brechen werden, da für 2022 ein Rekordzufluss an Assets zu neuen Managern erwartet wird. Die Investoren betrachten diese Veranstaltungen als eine Steigerung der Effizienz ihres Rechercheprozesses von Managern, bei dem sie eine große Anzahl von Managern prüfen und sich schnell gemäß ihrer Short List mit denjenigen treffen können, die ihnen am attraktivsten erscheinen.

10. Entwicklung der Strukturen alternativer Investmentfonds
Dies deshalb, weil die Grenzen zwischen Hedgefonds und Private Equity immer mehr verschwimmen. In der Vergangenheit haben Allokatoren von alternativen Investmentmanagern die Research-Verantwortlichkeiten der Manager auf die Mitglieder ihres Teams aufgeteilt, basierend auf der Evergreen- oder Drawdown-Fondsstruktur eines Managers. Heute haben sich viele Research-Teams weiterentwickelt und organisieren ihr Research zunehmend nach Strategien oder Anlageklassen und nicht mehr nach der Fondsstruktur. Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Hedgefonds keine Anlageklasse sind. Sie umfassen eine breite Palette von Anlageklassen und Anlagestrategien, und Drawdown-Fonds sind nicht nur auf Private Equity beschränkt, sondern können jede Art von illiquiden Vermögenswerten umfassen.

In den letzten zehn Jahren haben Private-Equity-Firmen und Hedgefonds zunehmend ähnliche Strategien mit unterschiedlichen Fondsstrukturen angeboten, eine Drawdown-Struktur für Private Equity und eine Evergreen-Struktur für Hedgefonds. Beispiele hierfür sind unter anderem Distressed Debt, Specialty Finance und Rückversicherungen. In jüngster Zeit bieten Hedge-Fonds-Manager sowohl Drawdown- als auch Evergreen-Fonds an. Auf Drängen der Anleger konzentrieren sich die Manager darauf, die Fondsstrukturen mit der zugrunde liegenden Liquidität der Wertpapiere, in die sie investieren, in Einklang zu bringen.

Die Grenze zwischen den beiden Fondsstrukturen verschwimmt zunehmend
Einige Evergreen-Strukturen mit weniger liquiden Wertpapieren haben die Liquidität ihrer Fonds verringert, indem sie die Kündigungsfrist für Rücknahmen verlängerten, Gates einführten, die den Umfang der zulässigen Rücknahmen über einen bestimmten Zeitraum begrenzen, und Rücknahmen mit langsamer Auszahlung einführten. Bei der langsamen Auszahlung werden die Rücknahmen in dem Maße ausgezahlt, wie die Wertpapiere liquidiert werden. Ein anteiliger Teil der liquidierten Wertpapiere wird zur Deckung der Rücknahmen ausgezahlt, während der Rest innerhalb des Fonds reinvestiert wird. Die Fonds haben auch das Recht, Rücknahmen auszusetzen, wenn sie glauben, dass dies im besten Interesse der LPs ist.

Fondsmanager entwickeln auch ihre Gebührenstrukturen weiter
Sie tun dies, indem sie niedrigere Verwaltungs- und Leistungsgebühren in Rechnung stellen. Darüber hinaus ist eine Zunahme der Leistungshürden für Evergreen-Fonds zu beobachten, die in der Vergangenheit viel häufiger mit einer Drawdown-Struktur verbunden waren. Schließlich haben einige große institutionelle Anleger längere Zeiträume für die Berechnung von Performance-Gebühren ausgehandelt.

Konvergenz von Hedgefonds und Private Equity
Sie wird sich auf alle Aspekte der Branche aus. An Einführungsveranstaltungen von kapitalsuchenden Managern nehmen beispielsweise bereits häufig Private Equity-, Private Credit- und Immobilienfirmen teil. Diese Konvergenz wird sich auch in Fachzeitschriften und -organisationen, Datenbanken und Dienstleistungsanbietern bemerkbar machen, ist man bei Agecroft Partners überzeugt, wie "Hedgeweek" berichtet. (kb)

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