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Wie weit werden die Gewinnschätzungen des S&P 500 wohl zurückgenommen?

Die Schätzungen der 2020er Unternehmensgewinne dürften demnächst drastisch nach unten revidiert werden. Wie hart könnte es den S&P 500 treffen? Mit dieser brisanten Frage befasst sich die DWS Group.

© gearstd / stock.adobe.com

Wie schlecht kann es um die Unternehmensgewinne in den USA und dem Rest der Welt wohl bestellt sein? Angesichts des globalen Gesundheitsnotstands ist die kurze Antwort: schwer zu sagen. Große Teile der Welt befinden sich im Covid-19-Lockdown, was zu enormen kurzfristigen Schocks beim Warenangebot führt und die Nachfrage auch längerfristig massiv drosseln könnte. Die Verwerfungen könnten schlimmer sein als jene nach dem 11. September 2001 und nach dem Ausbruch der Finanzkrise 2008.

Historie kann eine gewisse Orientierung bieten
Wie der folgende Chart zeigt, läge ein Rückgang bei den Unternehmensgewinnschätzungen von etwa 30 Prozent bereits drei Standardabweichungen vom historischen Mittelwert für den S&P 500 entfernt. Aktuell sind wir bei minus 10 Prozent. Darüber hinaus hat sich der Index zunehmend in Richtung Unternehmen der virtuellen Wirtschaft wie Technologie, Kommunikation und Internet-Einzelhandel verlagert. Diese Sektoren machen zusammen mit dem Gesundheits-, Versorger- und Konsumgütersektor etwa die Hälfte der S&P-Gewinne aus. Starke Bilanzen und relativ widerstandsfähige Cashflows lindern zudem die Auswirkungen der Krise auf den amerikanischen Technologiesektor, der im S&P 500 stark gewichtet ist. Im Gegensatz dazu sind die Bereiche Energie, Schwerindustrie und Finanzdienstleistungen geringer gewichtet als in früheren Abschwungphasen.

20-jähriger Ausblick auf die Gewinnvolatilität des S&P 500 Index

Starker Tech-Sektor in den USA, aber leider gilt das nicht unbedingt für andere Märkte
"Allein auf den Ölsektor entfielen 2019 rund sechs Prozent der weltweiten Gewinne. Im Jahr 2020 könnte dieser Anteil angesichts des Einbruchs der Ölpreise auf null sinken", betont Thomas Bucher, globaler Aktienstratege der DWS. Auch die Banken dürften darunter leiden, da die Rückstellungen für notleidende Kredite wahrscheinlich erhöht werden müssen. Insgesamt wird das Ausmaß der Gewinnrückgänge davon abhängen, wie lange die verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen wie Ausgangssperren und Quarantänen andauern werden. Andererseits sollte man in der kommenden Berichtssaison aber auch darauf achten, wie widerstandsfähig die Gewinne einiger Sektoren sein werden. Virtuelle Dienstleistungen werden ein Schlüsselbereich sein, den es zu beobachten gilt, da sie sowohl in den USA als auch an den globalen Aktienmärkten ein großes Gewicht haben. (kb)

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