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Weitere Abschwächung im Immobilienmarkt wird Chinas BIP drücken

Nach einer Schätzung des Asien Research der Investmentbank Nomura trägt der Immobiliensektor bis zu 16 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Chinas bei. Durch seine Nachfrage nach Rohstoffen, Arbeitskräften und Finanzierung ist er einer der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren der Welt.

Ting Lu, Chefökonom Asien bei Nomura
Ting Lu, Chefökonom Asien bei Nomura© Nomura

Ting Lu, Asien-Chefvolkswirt bei Nomura, über die "rapide Verschlechterung" der jüngsten Daten zum chinesischen Immobilienmarkt besorgt. Sie zeigen unter anderem, dass die Zahl der Verkäufe neuer Häuser im August in 30 Städten im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent zurückgegangen ist und die Grundstücksverkäufe in 100 Städten um 53 Prozent eingebrochen sind. Beide Kennzahlen haben sich Anfang September weiter verschlechtert.

BIP Chinas wird den Rückwärtsgang einlegen
Der Volkwirt führt aus: "Wir gehen davon aus, dass das chinesische BIP-Wachstum in den kommenden Monaten deutlich zurückgehen wird, bedingt durch die jüngste Welle von Covid-19 (Delta-Variante), die Verlangsamung der Exporte, die Beschränkung des Immobilienmarktes und die Kampagne zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen. Der Immobiliensektor könnte erneut im Mittelpunkt stehen und die Nerven sowohl der chinesischen Regierung als auch der internationalen Anleger auf die Probe stellen. Die Märkte sollten sich darauf einstellen, dass die Verlangsamung des Wachstums weitaus schlimmer ausfallen könnte als erwartet, dass mehr Kredite und Anleihen ausfallen und dass es zu Turbulenzen an den Aktienmärkten kommen könnte."

Chinas Volcker-Moment
In gewisser Weise könnte dies Chinas Volcker-Moment sein, wenn man die beispiellose Entschlossenheit Pekings bedenkt, die Zügel im Immobiliensektor anzuziehen und die Immobilienpreise zu begrenzen. Zumindest im Moment scheint Peking bereit zu sein, ein gewisses Maß an Wachstum zu opfern, um langfristige Ziele zu erreichen – nämlich eine geringere Abhängigkeit von ausländischen High-Tech-Gütern, eine höhere Geburtenrate und eine Verringerung der Wohlstandsunterschiede.

Dieses Mal ist alles anders
Erfahrene Anleger mögen die obige Ansicht für übertrieben halten, da sie sich an das Auf und Ab der Pekinger Immobilienpolitik gewöhnt haben, aber das Verhalten der Vergangenheit kann nicht immer in die Zukunft extrapoliert werden. Ting Lu dazu: "Wir glauben, dass es dieses Mal anders ist, da Peking der Eindämmung von Immobilienblasen eine nationale strategische Bedeutung beimisst, indem es direkt in die Kreditversorgung des Immobiliensektors eingreift, und wenig Spielraum für eine Rücknahme dieser Drosselung gelassen hat.“ (kb)

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