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Wasserstoff: vielversprechender Energieträger, aber Vorsicht vor Hype!

Weltweit beabsichtigen Regierungen, Milliardenbeträge in Wasserstoff-Technologie zu stecken, um Abhängigkeiten wie jene vom Erdöl zu verringern. Denn Wasserstoff ist "Treibstoff" der Zukunft für Fahrzeuge aller Art. Derzeit befindet sich der Markt für Wasserstoff-Fahrzeuge noch in den Kinderschuhen.

Philipp Mettler, Senior Analyst bei Swisscanto Invest
Philipp Mettler, Senior Analyst bei Swisscanto Invest© Swisscanto Invest

Beim Kampf gegen den Klimawandel kommt dem Verkehr hohe Bedeutung zu, denn dieser gilt als wesentlicher Mitverursacher des Klimawandels. Die CO2-Problematik sowie die Endlichkeit der fossilen Energieträger fordern die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energiequellen, um einen letztendlich komplett emissionsfreien Verkehr zu erhalten. Dabei wird vor allem regenerativ bereitgestellter Strom zur Grundlage zukünftiger Systemlösungen. Beim Straßenverkehr besteht die Problematik darin, dass jedes Fahrzeug seinen Kraftstoff selbst mitführen muss. Batteriegetriebene Fahrzeuge können dies zwar genauso wie konventionelle Benzin- und Dieselfahrzeuge - allerdings bei begrenzter Reichweite und Leistung.

Alternative zu batteriegetriebenen Fahrzeugen mit begrenzter Reichweite und Leistung
„Größere Distanzen und höherer Energiebedarf erfordern deshalb Treibstoffe, die mit regenerativem Strom produziert werden, um im Einklang mit Klimastrategien zu stehen. Obwohl Biokraftstoffe wie beispielsweise Biodiesel und Bioethanol die Möglichkeit zur Speicherung von regenerativem Strom bieten, sind diese regional ausgerichtet und nur bei günstigen Voraussetzungen wirtschaftlich. Naheliegend scheint daher die Speicherung von grünem Strom in Form von Wasserstoff, der ein ausgezeichneter Energieträger ist. Ein Kilogramm Wasserstoff enthält 2,4-mal so viel Energie wie Erdgas. Die Verwendung von Wasserstoff anstelle von fossilen Brennstoffen bietet daher einen aussichtsreichen Weg zur Dekarbonisierung von Energiesystemen“, sagt Philipp Mettler, Senior Analyst bei Swisscanto Invest.

Vorteile des Wasserstoff-Antriebs: kurze Tankzeit, hohe Reichweite und Energiedichte
Bei der Beurteilung der Energieträger, die für den Antrieb von Fahrzeugen eingesetzt werden, ist sowohl die Energieeffizienz, also der Anteil der ursprünglichen Energie, der bei den Rädern des Fahrzeugs ankommt, als auch die Energiedichte (Leistung pro Kilogramm Energie) von Bedeutung. Während die Energieeffizienz von Wasserstoff-Fahrzeugen deutlich tiefer ist als von Batterie-Fahrzeugen, liegt die Energiedichte beim Wasserstoffeinsatz weit über jener von Batterien. Die Reichweite eines Batterie-Fahrzeuges könnte zwar mit zusätzlichen Batterien erhöht werden, dies aber nur zulasten einer merklichen Gewichts- und Kostenzunahme. Ein weiterer, bestechender Vorteil der Wasserstoff-Technologie: Die Betankungszeit bei Wasserstoff-Fahrzeugen ist deutlich kürzer als die Ladezeit bei Elektro-Fahrzeugen.

Staatliche Förderungen verleihen á la longue Konkurrenzfähigkeit bei LKWs, Bussen
„Wir gehen aufgrund von Skaleneffekten - unter anderem begünstigt durch die staatlichen Förderungsmaßnahmen - und technologischen Fortschritten davon aus, dass die Gesamtkosten (Anschaffung und Betrieb) von wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeugen und Bussen bereits in zehn bis 15 Jahren nicht mehr höher sind als bei Lastwagen mit Verbrennungsmotoren. Dies gilt insbesondere für Langstrecken- und Hochleistungsanwendungen. Bei (leichten) Personenwagen wird dagegen die Batterie-Technologie noch für viele Jahre im Vordergrund stehen“, sagt Mettler.

Investitionschancen im Bereich Wasserstoff
Möglichkeiten, in das Thema Wasserstoff zu investieren, finden sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Themas, zum Beispiel bei der regenerativen Stromerzeugung, in der Produktion (Elektrolyse), bei der Speicherung von Wasserstoff in speziellen Tanks sowie bei Herstellern von Brennstoffzellen. „Im Rahmen unseres Anlageprozesses spielt bei der Aktienselektion die Qualität der Unternehmen (solide Bilanz, nachhaltig hohe Kapitalrendite) eine maßgebliche Rolle. Da zahlreiche Unternehmen, die allein auf das Thema Wasserstoff fokussiert sind, bisher kaum Geld verdienen, legen wir derzeit den Fokus auf breiter diversifizierte Gesellschaften, bei denen das Thema Wasserstoff aktuell ein prominenter Wachstumsfaktor unter mehreren nachhaltigen und profitablen Wachstumstreibern ist. Dazu zählen beispielsweise die Unternehmen Siemens Energy oder Plastic Omnium. Beide erwirtschaften auf Unternehmensebene freie Cash Flows; das ist allerdings in den jeweiligen Teilbereichen ‚Wasserstoff‘ noch nicht der Fall. Generell sehen wir das Investmentthema Wasserstoff positiv, mahnen aber zur Vorsicht beim momentanen Börsen-Hype um diesen Bereich“, so Mettler. (kb)

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